Volksstimme-Telefonforum zum Thema Kinderkrankheiten Seltener Stuhlgang ist bei gestillten Neugeborenen nicht ungewöhnlich
Was tun, wenn es dem eigenen Kind nicht gut geht oder es sich scheinbar nicht normal entwickelt? Fragen zu Erkrankungen zwischen Geburt und dem 18. Lebensjahr beantworteten gestern die beiden Kinderärzte Professor Gerhard Jorch und Professor Klaus Mohnike vom Magdeburger Uniklinikum. Uwe Seidenfaden stellte eine Auswahl der Fragen und Antworten zusammen.
Frage: Unser sechsjähriger Enckel spricht kaum. Er versteht uns aber. Was können wir tun, damit er nicht so sprachfaul ist?
Antwort: Zunächst muss der Kinderarzt Hörstörungen objektiv ausschliesen. Ist das Gehör in Ordnung, liegt es möglicherweise daran, dass der Junge keine Lust hat, zu sprechen, weil man ihm gewissermaßen jeden Wunsch von den Lippen abliest. Dann muss man mit viel Geduld das Kind zum Sprechen auffordern. Hilfreich ist es, mit dem Kind gemeinsam zu singen und ihm Geschichten zu erzählen.
Frage: Ich stille mein Baby noch. Jetzt mache ich mir Sorgen, weil das Kind schon seit vier Tagen keinen Stuhlgang hat.
Antwort: Bei gestillten Kindern ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass sie längere Zeit keinen Stuhlgang haben. Selbst wenn das Kind sieben Tage lang keinen Stuhlgang hat und sich dabei wohlfühlt, muss man sich keine Sorgen machen.
Frage: Unsere Tochter ist zwei Jahre alt und hat oftmals einen harten Stuhlgang. Was können wir dagegen tun?
Antwort: Wichtig sind eine rohkostreiche Nahrung, viel Bewegung und ein Stuhlgangtraining. Es besteht aus drei Teilen: Über vier Wochen sollte ein Abführmittel eingenommen werden, das den Stuhl gleitfähiger macht. Ferner ist es wichtig, das Kind immer zu einer festen Tageszeit für eine Viertelstunde auf den Topf zu setzen. Außerdem sollte man in den ersten Tagen ein Zäpfchen beim Kind einführen, das den Stuhlreiz auslöst.
Frage: Unsere Enkeltochter wurde mit einem Mangel des Schilddrüsenhormons Thyroxin geboren. Besteht die Möglichkeit auf Heilung?
Antwort: Die Erkrankung wurde wahrscheinlich im Rahmen des Neugeborenen-Screenings festgestellt, mit dem alle in Sachsen-Anhalt geborenen Kinder auf angeborene Stoffwechselerkrankungen untersucht werden. Wird der Thyroxinmangel medikamentös ausgeglichen, kann Ihre Enkeltochter sich so normal wie jedes andere Kind entwickeln. Die Schilddrüsenhormon-Tabletten müssen zeitlebens eingenommen werden.
Frage: Was kann man gegen Dornwarzen bei Kindern unternehmen? Unsere Tochter hat erbsengroße Knötchen an den Füßen.
Antwort: Dornwarzen sind sehr ansteckend und werden leicht übertragen, z.B. in Schwimmbädern oder in Kindergärten. Wichtig ist eine konsequente Hygiene, um die Ausbreitung der Warzenviren zu unterbinden. Man sollte sie täglich desinfizieren und Handtücher nicht für andere Familienmitglieder benutzen.
Dornwarzen verschwinden oftmals von alleine ohne eine Behandlung wieder. Unter Umständen kann man einige Wochen abwarten, wenn die Knötchen keine Probleme bereiten und kosmetisch nicht beeinträchtigen. Zur Behandlung gibt es verschiedene Therapien. Eine Therapie ist das Auftragen von Acetylsalicylsäure auf die Warzen.
Frage: Unser Enkelkind ist mit einem unterdurchschnittlichen Geburtsgewicht auf die Welt gekommen. Haben Geburtsgewicht und Geburtsgröße einen Einfluss auf die Körpergröße im Erwachsenenalter?
Antwort: Nein, wenn keine Wachstumsstörung im Mutterleib vorlag. Frühgeborene holen ihr Wachstumsdefizit in den ersten zwei Jahren meist wieder auf und wachsen dann ganz normal. Bei normaler Schwangerschaftsdauer kann es aber sein, das untergewichtige Kinder das Defizit im ersten Lebensjahr nicht aufholen. Dann ist ein Gespräch mit dem Kinderarzt notwendig.
Frage: Ich habe ein 14 Monate altes Kind. Es geht in die Krippe und ist oftmals erkältet. Man sagt ja, dass Nasentropfen und andere Arzneimittel nicht länger als fünf Tage genommen werden sollten. Gilt das auch für Hausmittel?
Antwort: Bei Hausmitteln wie Brustwickel oder Kamille macht man sicher nichts falsch, wenn man länger behandelt.
Frage: Ich habe das Gefühl, dass mein Sohn zu klein für sein Alter ist. Der Kinderarzt sagte aber, ich müsse mir noch keine Sorgen machen. Ist eine Körperlänge von 113 Zentimeter für einen siebenjährigen Jungen noch normal?
Antwort: Es gibt Wachstumskurven, die aufgrund von Messdaten von vielen altersgleichen Mädchen und Jungen gewonnen wurden. Damit kann der Kinderarzt erkennen, ob ein Kind kleinwüchsig ist.
Die Größe Ihres Kindes liegt durchaus noch in der für einen Siebenjährigen natürlich zu erwartenden Schwankungsbreite.
Frage: Unser Sohn (zwei Jahre) ist in den letzten Monaten etwas langsamer als sonst gewachsen. Müssen wir uns Sorgen machen?
Antwort: Das Wachstum von Kindern verläuft in Wellen. Besonders schnell wachsen sie im ersten Lebensjahr, danach nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit ab, um in der Pubertät noch einmal zu steigen.
Frage: Bei unserer vierjährigen Tochter sind die Haare seit etwa einem halben Jahr nicht mehr gewachsen. Müssen wir uns Sorgen machen?
Antwort: Hormonelle Störungen des Haarwachstums sind bei Kindern eher unwahrscheinlich. Das Haarwachstum ist genetisch angelegt und individuell unterschiedlich. Anders ist das bei fleckenförmigem Haarausfall. Dieser kann verschiedene krankhafte Urachen haben. Eltern sollten darauf achten, ob auf dem Kopfkissen des Kindes vermehrt Haare zu finden sind und dann mit dem Kinderarzt sprechen.
Antwort: Blutschwämmchen, sogenannte Hämangiome, sind gutartige Blutgefäßgeschwülste, die im Babyalter relativ häufig vorkommen. In der Regel verschwinden sie innerhalb der ersten zwei Lebensjahre von alleine wieder. Es besteht in der Regel keine Notwendigkeit zum sofortigen Handeln.
Im Einzelfall, zum Beispiel bei einem raschen Wachstum, kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Sollte ein Blutschwämmchen im Gesicht und Genitalbereich noch im Alter von über zwei Jahren vorhanden sein, ist eine ärztliche Behandlung durch Vereisung oder mit einem Laser zu erwägen.
Frage: Ich habe es schon mit verschiedenen Windeln und Puder versucht. Dennoch hat mein Baby oftmals einen wunden Po. Was kann ich tun?
Antwort: Das feuchtwarme Klima in der Windel fördert das Wachstum und die Ausbreitung von Bakterien und Pilzen. Deshalb sollte man die Windeln regelmäßig wechseln, am besten gleich nach jedem Urin- oder Stuhlabgang. Waschen Sie das Baby mit lauwarmem Wasser und einer milden Seife. Zusätzlich kann man die Haut mit einer Zinksalbe dünn eincremen. Wenn sich die Symptome nicht bessern, sollten Sie einen Kinderarzt aufsuchen, um eventuelle allergische Reaktionen (Neurodermitis) oder eine Hefepilzinfektion auszuschließen.