Operative Tumortherapie wurde am Magdeburger Universitätsklinikum durch eine neue Behandlung ergänzt Strahlende Mikrokugeln können die Chancen von Patienten mit Darmkrebs-Metastasen verbessern
Für Krebspatienten mit vielen Metastasen in der Leber gab es bislang leider keine Behandlungsmöglichkeiten, die das Überleben nachweislich verbesserten. Das soll eine neue Therapie ändern, die am Magdeburger Uniklinikum angeboten wird.
Magdeburg l Früh erkannt, ist Darmkrebs heilbar, heißt es seit vielen Jahren. Als die sicherste Methode gilt die Darmspiegelung, deren Kosten die Krankenkassen für jeden gesetzlich Versicherten ab dem 55. Lebensjahr übernehmen.
Leider, so bedauern Mediziner, nehmen in Deutschland zu wenige Menschen am sogenannten Darmkrebs-Screening teil. Genaue Zahlen für Sachsen-Anhalt gibt es zwar nicht, aber nach Schätzungen im gesamten Bundesgebiet sind es nur wenige Prozent.
Die traurige Folge: Der Darmkrebs wird leider noch immer viel zu spät diagnostiziert. Wenn er bereits Symptome verursacht, hat er oftmals schon Metastasen in der Leber gebildet.
"Ist nur ein Krebsherd in der Leber vorhanden, wird das betroffene Segment meist chirurgisch zu entfernen", sagt Professor Dr. Hans Lippert von der Uniklinik für Chirurgie. Die Leber verkraftet die Entfernung von bis zur Hälfte ihrer ursprünglichen Größe noch recht gut. Innerhalb eines halben Jahres kann sie wieder zur normalen Größe heranwachsen, so der international anerkannte Medizinexperte für die Leberchirurgie. Treten allerdings mehrere Lebermetastasen auf, ist eine Operation oftmals nicht mehr möglich. Dann wird mit Chemotherapien versucht, das Leben der Patienten zu verlängern.
"SIRT ist eine neue, alternative Therapie "
Ergänzend gibt es Verfahren, bei denen einzelne Tumore durch Strom lokal verkocht oder durch eine innere Bestrahlung zerstört werden. In aller Regel ist die Erkrankung jedoch nicht heilbar. Sie schreitet über Jahre voran, bis die Tumore eine Resistenz gegen die bisherigen Therapien entwickeln.
Als alternative Therapie in fortgeschrittenen Krankheitsstadien erwies sich ein neues Verfahren. Die Ärzte um so Professor Dr. Jens Ricke von der Magdeburger Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin nennen es Selektive Interne Radiotherapie - kurz SIRT. Dabei werden Millionen kleiner Kunststoffkügelchen - so genannte Mikrosphären - durch einen Katheter in die Leber injiziert. In der Leber zerstören die Mikrosphären die Krebszellen auf zweierlei Weise. Einerseits verstopfen sie die vom Tumorknoten neugebildeten Blutgefäße und unterbinden damit dessen Nährstoffversorgung. Andererseits geben sie, eng begrenzt auf die unmittelbare Umgebung, radioaktive Strahlung ab, die ebenfalls die Tumorzellen schädigt. Gesundes Lebergewebe wird so weitgehend geschont.
"Bereits mehr als 500 Patienten behandelt"
Das Team der Magdeburger Universitätsklinik hat seit 2005 bereits 500 Patienten mit dieser neuen Art der inneren Strahlentherapie behandelt. In einer aktuellen klinischen Studie konnten die Magdeburger Ärzte einen Überlebensvorteil von durchschnittlich drei Monaten für Patienten nachweisen, die an Darmkrebs mit zahlreichen Lebermetastasen litten und mit allen konventionellen Mitteln austherapiert waren. Einige Patienten haben mehr als ein Jahr von der Therapie profitiert, sagt Professor Ricke.
Die besten Chancen auf Heilung bestehen allerdings durch die Krebs-Früherkennung. Deshalb raten die Magdeburger Mediziner allen Männern und Frauen, die kostenlosen Krebsvorsorge-Programme zu nutzen.