Verzicht auf liebgewordene Gewohnheiten Suchtberatungsstellen plädieren für sieben Wochen Pause
Am Ende der närrischen Tage beginnt für zahlreiche Menschen die Fastenzeit. Aber viele Menschen fasten nicht aus religiösen Gründen, sondern um ihre Gesundheit zu fördern oder abzunehmen. Zum zwölften Mal startet dabei die Suchtberatungsstellen in Sachsen-Anhalt am Mittwoch ihre Aktion " 7 Wochen Pause !"
Magdeburg. Zum zwölften Mal starten die Landesstelle für Suchtfragen und die Suchtberatungsstellen in Sachsen-Anhalt heute ihre Aktion " 7 Wochen Pause !".
" Parallel zur christlichen Fastenzeit wollen wir damit einen Rahmen für Verzichtsübungen bieten ", sagte Helga Meeßen-Hühne, Leiterin der Landesstelle für Suchtfragen. " Heute, wo der Konsum mitunter als erste Bürgerpflicht gesehen wird, ist es wichtig, Konsumverzicht zu trainieren.
Studien haben nachgewiesen, dass Jugendliche, die den Verzicht auf lieb gewordene Konsumgewohnheiten geübt haben, Suchtgefährdungen deutlich besser widerstehen ", erklärte die Expertin. In den zurückliegenden Jahren haben sich zahlreiche Grundschulen in Sachsen-Anhalt an der Aktion beteiligt, allein 20 im vergangenen Jahr. Für Lehrer, die mit ihren Klassen mitmachen wollen, haben die Suchtberater Hinweise aufgelistet, abrufbar auf der Webseite.
Die " Einladung zur Verzichtsübung " richte sich laut Meeßen-Hühne ebenso an Erwachsene. " Eltern sollten ihren Kindern zeigen, dass sie über einen selbst gewählten Zeitraum auch ohne das Feierabendbier oder die Likörpraline auskommen. So etwas hat eine große Vorbildwirkung. " Zur Verzichtsübung eigneten sich vor allem ungesunde Nahrungsund Genussmittel ; neben Alkohol auch Zigaretten, Chips, Kuchen und Süßigkeiten, aber auch Gewohnheiten wie Fernsehen oder Play-Station-Spielen.
Vorteile des Verzichts seien für die Verzichtenden sofort spürbar, so Meeßen-Hühne : " Anstatt stundenlang vor der Glotze zu sitzen, hat man plötzlich Zeit, beispielsweise für einen Abendspaziergang mit seinen Kindern durch den Schnee. Das kostet nichts, kann aber einen Heidenspaß machen. "
Wichtig sei für Eltern, die Aktion mit den Kindern als gemeinsames Experiment zu betrachten und zu besprechen. " Am besten funktioniert das, wenn die Kinder sich selbst Ziele setzen, die möglichst konkret sein sollten. " Und auch Veranstaltungen wie Familiengeburtstage seien kein Problem. " Man muss sich dann eben das Ziel setzen, nur zwei Glas Sekt zu trinken oder nur zwei Stück Kuchen zu essen. "
Die Hauptwirkung des persönlichen Experiments setze allerdings erst danach ein. Meeßen-Hühne : " Das Wohlbefinden steigt, man gewinnt die Kontrolle über Alltagslaster zurück, hat vielleicht das gute Gefühl, ein Vorbild zu sein oder schafft den Einstieg in den Ausstieg einer Sucht. "
Vor allem aber erlebe man Genuss wieder viel bewusster. " Wer vorher gewohnheitsmäßig, aber lustlos täglich eine Tafel Schokolade in sich hineingefuttert hat, dem schmeckt nach einer Pause plötzlich ein einzelnes Stück wieder großartig. "
Die Suchtberaterin hat außerdem drei Tipps für Interessierte : " Man sollte sich einen Verbündeten in der Familie oder im Freundeskreis suchen, einen Ausgleich finden wie Bewegung oder das Wiederbeleben alter Hobbies und die Ziele nicht zu hoch stecken. "
www. ls-suchtfragen-lsa. de