Hauswände, Elektroanlagen, Versicherung, gefährliche Stoffe - bei drohendem Hochwasser ist vieles zu beachten "Trennen Sie die Geräte von der Steckdose und bringen Sie sie aus der Gefahrenzone"
Volksstimme-Leser informierten sich gestern beim Telefonforum zum Thema Hochwasser. Wie kann man sich auf das Schlimmste vorbereiten und sein Eigentum schützen?
Frage: Reichen Sandsäcke zur Sicherung aus oder haben Sie weitere Ratschläge?
Antwort: Aus der zu erwartenden Wasserzone sollte bewegliches Eigentum weggebracht und trocken gelagert werden. Sandsackbarrieren bleiben die erste und geeigneteste Maßnahme zum Schutz des Hauses.
Bei nicht unterkellerten Häusern ist es ratsam, die Gebäudeöffnungen mit in der Fassade verschraubten Holzplatten zu sichern. Welche Platten geeignet sind, erfahren Sie im Fachhandel. Möglich sind beispielsweise sogenannte OSB-Platten oder auch Betonschalplatten.
Auf der Sogseite des Hauses ist die gute Verankerung wichtig, denn dort wirken hohe Zugkräfte auf die Platten. Die Ränder der Platten sollten zur Hauswand hin gut abgedichtet werden.
Frage: Was mache ich, wenn ich mein Haus nicht vor dem Wasser schützen kann?
Antwort: Wenn das Wasser droht, Terrassentüren und Fenster einzudrücken, sollten diese geöffnet werden, um das Wasser langsam durch das Haus fließen zu lassen. Durch das plötzliche Nachgeben von Außentüren ergießt sich das Wasser mitunter als Schwall in das Haus und wirkt kurzzeitig mit erhöhter Kraft auf die Innenwände, die eventuell für solche Belastungen nicht ausgelegt sind.
Bei niedrigen unterkellerten Gebäuden mit wenig Auflast kann es sinnvoll sein, den Keller volllaufen zu lassen, um den Auftrieb des Hauses zu verhindern. Wer versichert ist, sollte sich vorher mit dem Versicherer über die Kosten einigen.
Frage: Wie schütze ich meine Solaranlage?
Antwort: Schalten Sie den Hauptschalter vor der Zähleinrichtung ab. Lagern Sie Kabel möglichst hoch.
Frage: Ich habe Wasser in den Kellerräumen. Soll ich sofort beginnen, es abzupumpen?
Antwort: Bei mehrgeschossigen Häusern mit hochwertiger Gebäudetechnik im Keller kann dies ratsam sein. Ansonsten sollte man erst warten, bis das Hochwasser zurückgegangen und ein Großteil von selbst wieder hinausgeflossen ist. Denn während des Hochwassers kann der Keller mit wenig Auflast im ausgepumpten Zustand wie eine Wanne wirken und das Haus schwimmt auf. Außerdem ist der Boden um das Haus auch noch eine Zeit lang voll mit Wasser, was einen zusätzlichen Druck auf die Kellerwände zur Folge hat.
Frage: Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich keine Elementarversicherung brauche, weil ich weit weg von fließenden Gewässern wohne.
Antwort: Über die Hälfte der Elementarschäden hat mit Starkregen und seinen Folgen und nichts mit einer direkten Lage am Fluss oder am Bach zu tun. Gerade Starkregen mit Rückstau gibt es immer öfter und in allen Gegenden unseres Landes.
Frage: Kann sich die Statik des Hauses, in das Wasser eingedrungen ist, verändern? Besteht eine Gefahr?
Antwort: Solange außerhalb des Hauses der Wasserspiegel genauso hoch ist wie im Haus, besteht wenig Gefahr. Sinkt der Wasserspiegel außerhalb des Hauses, sollte dafür gesorgt werden, dass das Wasser aus dem Haus wieder herauslaufen kann, da sich sonst ein Innendruck auf die Außenwände aufbaut.
Den Brenner der Heizungsanlage zeitig abschalten, damit er abgekühlt ausgebaut werden kann.
Frage: Kann ich einen elek- trischen Schlag bekommen, wenn mein Hausanschluss unter Wasser steht? Was ist dann zu beachten?
Antwort: Ja. Dann betreten Sie bitte das Wasser nicht und setzen sich mit dem Netzbetreiber in Verbindung.
Frage: Wie kann ich unsere Wände trocknen, wenn sie lange nass sind?
Antwort: Von außen trocknen die Wände von selbst. Behindert wird das durch Wärmedämmverbundsysteme auf der Fassade. In solchen Fällen trocknet die Wand schneller von innen heraus ab.
Lufttrocknung im Inneren des Gebäudes wird realisiert über den Einsatz von Gebläsetrocknern oder permanentes Lüften, vorzugsweise Querlüften. Es gibt auch die Möglichkeit, entsprechende Geräte einzusetzen. Bitte setzen Sie sich hierfür mit Fachfirmen in Verbindung. Hierzu können Sie sich eine Empfehlung bei Ihrem Versicherer einholen.
Wichtig ist, Schränke, Sofas und sonstige Möbel während des Trocknungsprozesses von den Wänden abzurücken, damit die Verdunstung nicht eingeschränkt wird.
Frage: Wie kann ich meine Heizungsanlage und deren empfindliche Elektronik schützen?
Antwort: Bitte sichern und entfernen Sie Gegenstände, die durch Schwimmen oder Umstürzen die Anlage beschädigen können. Schalten Sie Brenner, Thermen und so weiter rechtzeitig ab, damit sie im abgekühlten Zustand ausgebaut werden können. Den Ausbau sollte unbedingt der Fachmann erledigen, da die Anschlüsse fachmännisch gesichert werden müssen. Gefährdete Öltankanlagen müssen in jedem Fall fachmännisch gegen Aufschwemmen gesichert werden. Übrigens haben sich viele Innungsbetriebe verpflichtet, dieses Wochenende in Bereitschaft zu bleiben.
Frage: Wie lange brauchen nasse Wände, um wieder zu trocknen?
Antwort: Das ist unterschiedlich und variiert je nach Wandaufbau, Standort und Art der Trocknungsmaßnahmen. Bitte suchen Sie Rat bei einem Gutachter.
Frage: Wie muss ich vorgehen, wenn bereits gefährliche Stoffe ausgetreten sind?
Antwort: Bei Ölschlieren müssen Sie sofort die Feuerwehr verständigen. Deren Geräte können Wasser und Öl trennen. Auch über andere Stoffe wie Pflanzenschutzmittel, Rattengift oder Ähnliches sollte umgehend die Feuerwehr informiert werden. Bitte verwenden Sie eigenmächtig keine Ölbindemittel - das erschwert das Abpumpen und kann Schäden in den Geräten verursachen.
Frage: Meine Wände sind nass. Können wir die Räume bewohnen?
Antwort: Solange sich kein Schimmel bildet und die Luftfeuchtigkeit nicht unerträglich hoch ist, ist prinzipiell jeder Raum bewohnbar. Die Schimmelbildung wird durch trockene Zugluft sehr eingeschränkt. Gesund sind 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchte. Bei 80 Prozent oder mehr über einen längeren Zeitraum sollten insbesondere Asthmatiker über einen Wohnungswechsel nachdenken. Nasse Wände bergen gerade in der Heizperiode bei geschlossenen Fenstern das Risiko der Schimmelbildung.
Frage: Wie kann ich meine elektrischen Geräte schützen?
Antwort: Trennen Sie die Geräte von der Steckdose und bringen Sie diese aus der Gefahrenzone. Am besten, Sie schalten generell den Strom in hochwassergefährdeten Räumen ab, bevor das Wasser kommt.
Frage: Sichert eine ganz normale Wohngebäude- oder Hausratversicherung gegen Hochwasserschäden ab?
Antwort: Nein. Die klassische Wohngebäudeversicherung hilft bei Schäden oder der totalen Zerstörung durch Feuer (dazu gehört der Blitzeinschlag), durch Sturm und Hagel und Leitungswasser einschließlich Frostschäden. Die Hausrat-Police deckt das bewegliche Inventar der Wohnung gegen diese Gefahren ab und gegen Einbruchdiebstahl oder Vandalismus nach einem Einbruch. Erst die sogenannte Elementarschadenversicherung, also der erweiterte Schutz gegen Naturgefahren, macht den Versicherungsschutz komplett. Rund zwei Drittel der Haushalte in Sachsen-Anhalt sind nicht ausreichend geschützt.
Frage: Wie lange hält die Kälte im Gefrierschrank, wenn ich das Gerät abgeschaltet habe?
Antwort: Das ist je nach Hersteller unterschiedlich. In der Regel circa 24 Stunden.
Strom in gefährdeten Räumen abstellen
Frage: Hilft bei Hochwasserschäden nicht der Staat?
Antwort: Sachsen-Anhalt und auch andere Länder haben alle Bürger mit Nachdruck zur Eigenvorsorge gegen Elementarschäden aufgerufen. Das Land erklärte künftig in solchen Situationen nicht mehr ohne Weiteres zu helfen. Was privat versichert werden kann, müsse auch so geschützt werden.
Frage: Mit welchen Kosten muss ich bei Hochwasserschäden rechnen?
Antwort: Wenn "nur" der Keller eines Wohnhauses durch Stark- regen und Rückstau vollläuft, verursacht das schnell Kosten in fünfstelliger Höhe. Das kann die Existenz einer Familie durchaus bedrohen. Deshalb ist eine Versicherung gegen Elementarschäden durchaus zu empfehlen.
Frage: Was versteht man unter Elementargefahren in der Versicherung?
Antwort: Dazu gehören in unserer Region vor allem Überflutungen durch Starkregen, Überschwemmungen durch Hochwasser, aber auch Schneedruck, der Dächer oder Gebäudeteile einstürzen lässt, und Erdrutsch, wie es ihn in letzter Zeit mehrfach in südlichen Teilen Sachsen-Anhalts mit verheerenden Schlammlawinen gab.
Frage: Was mache ich, wenn ich keine Rückstauklappe im Entwässerungssystem habe?
Antwort: Dann muss die Toilettenschüssel vom Boden abmontiert und das Abflussrohr fachgerecht abgedichtet werden.
Frage: Was tun, wenn die Elektroanlage unter Wasser stand?
Antwort:Bitte auf keinen Fall alleine wieder in Betrieb nehmen! Die Anlage muss mindestens zwei Tage lang austrocknen. Bitte holen Sie Hilfe bei einer Elektrofirma, die alles prüfen muss, bevor es wieder aktiviert wird.
Frage: Ich möchte gerne helfen! Was kann ich tun?
Antwort: Bitte wenden Sie sich an die Krisenstelle von Ihrer Kommune. Sie koordiniert die Hilfsaktionen, kann sagen, wo was benötigt wird, und sicher auch Auskunft geben, wo Sie noch Sand und Sandsäcke erhalten.
Frage: Wie erfahre ich, ob der Strom abgeschaltet wird?
Antwort: In Magdeburg informiert darüber der Netzbetreiber unter Telefon (0391) 587 2121.