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Volksstimme-Telefonforum mit Fachärzten über die Behandlung von Diabetes-Erkrankungen Unterzuckerungen sind gefährlicher als kurzfristig erhöhte Blutzuckerwerte

05.09.2012, 03:24

Zahlreiche Fragen zur Behandlung der Zuckerkrankheit hatten gestern Diabetes-Fachärzte des Universitätsklinikums zu beantworten. Uwe Seidenfaden stellte einige Fragen und Antworten zusammen.

Frage: Wie viele Teststreifen stehen einem Typ-2-Diabetiker eigentlich zu. Meine Krankenkasse sagt, ich müsste das selbst bezahlen.

Antwort: Werden Typ-2-Diabetiker mit Tabletten behandelt, ist eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle zur Anpassung des Insulinspiegels meist nicht erforderlich. In der Einstellungsphase oder bei Problemen der Blutzuckereinstellung können aber auch Typ-2-Diabetiker Teststreifen verordnet bekommen. Bei einer Insulintherapie werden die Kosten für 100 bis 400 Teststreifen pro Quartal von der Krankenkasse übernommen. Grundsätzlich sind Blutzuckermessungen nur sinnvoll, wenn daraus Konsequenzen für die Behandlung gezogen werden.

Frage: Ich bin 42 Jahre alt und leicht übergewichtig. Meine Mutter und meine Großeltern sind Diabetiker (Typ 2). Wie kann ich erkennen, ob auch ich Diabetiker bin? Die Urinteststreifen aus der Apotheke waren bislang negativ.

Antwort: In der Frühphase verursacht der Diabetes keine eindeutigen Symptome. Im späteren Verlauf kann er sich durch einen häufigeren Harndrang bemerkbar machen. Die Urinteststreifen sind kein geeignetes Mittel, um einen Diabetes frühzeitig festzustellen, denn der Harnzucker tritt meist erst dann auf, wenn der Blutzucker bereits eine kritische Höhe längst überschritten hat. Wegen der besseren Genauigkeit ist die Messung des Blutzuckers immer einer Messung des Harnzuckers vorzuziehen. Unspezifische Symp-tome wie Abgeschlagenheit, Durstgefühl und Juckreiz machen sich meist erst spät im Verlauf einer Zuckererkrankung bemerkbar. Deshalb raten wir, dass Menschen über 45 Jahre mit einem Taill- ienumfang von über 80 bzw. 94 Zentimeter (Frauen bzw. Männer) und/oder mit an Diabetes erkrankten Verwandten beim Arzt Nüchternblutzuckermessungen und eine HbA1c-Messung durchführen. In unklaren Fällen muss ein Belastungstest mit Traubenzuckerlösung erfolgen.

Frage: Bei meinem Mann hat der Arzt einen Diabetes (Typ 2) festgestellt? Gibt es eventuell Alternativen zu den Medikamenten?

Antwort: Auch wenn Diabetes unmittelbar keine Schmerzen verursacht, muss er behandelt werden, um Schäden an den Blutgefäßen und in deren Folge schwere Komplikationen wie Blindheit, Dialyse, Herzinfarkte und Fußamputationen vorzubeugen. Tabletten oder Insulin-Spritzen sind erforderlich, wenn eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten allein nicht ausreichend ist. Das heißt, dass die Basistherapie immer eine gesunde Lebensweise ist. Darauf bauen alle weiteren Therapien auf. Konkret bedeutet das eine vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung sowie regelmäßige, tägliche körperliche Betätigung.

Frage: Ich habe bisher immer Actos-Tabletten (Pioglitazon) genommen. Das Medikament hat meine Ärztin abgesetzt. Ich bekomme jetzt Metformin. Stimmt es, dass Actos-Tabletten Krebs erzeugen können.

Antwort: Da die Frage des Krebsrisikos durch Actos noch nicht endgültig geklärt ist, wurde es vorläufig vom Markt genommen. Da auch noch andere Nebenwirkungen auftreten können und die Kosten des Medikamentes nicht durch die gesetzlichen Krankenkassen ersetzt werden, sollten andere Medikamente eingesetzt werden.

Frage: Ich bin seit einem Jahr Diabetiker (Typ 2) und nehme Medikamente (Metformin). Wie oft sollte ich selbst den Blutzucker messen?

Antwort: Da Sie keine intensivierte Insulintherapie bekommen, müssen Sie auch nicht regelmäßig vor dem Mahlzeiten ihre Blutzuckerwerte messen. Es reicht aus, wenn Sie vor dem Arztbesuch einmal den Nüchternblutzuckerwert vor der Mahlzeit und zwei Stunden nach dem Frühstück messen. Wenn der HbA1c-Wert im gewünschten Bereich liegt, ist keine regelmäßige Blutzuckermessung erforderlich.

Frage: Was sind optimale Blutzuckerwerte?

Antwort: Der Nüchternblutzucker, also der vor den Mahlzeiten gemessene Blutzucker, liegt normalerweise zwischen 4,5 bis 6 mmol/l. Eine Zuckerkrankheit liegt dann vor, wenn die Zuckerkonzentration im Blut bei einem nüchternen Menschen mehr als 7 mmol/l erreicht, bzw. die Werte nach dem Essen über 11,1 mmol/l liegen

Wichtig für die Kontrolle der Diabeteseinstellung ist der Langzeitwert (HbA1c). Er gibt die durchschnittliche Blutzuckerkonzentration der letzten acht bis zehn Wochen an.

Um Schäden an Gefäßen und Nerven zu verhindern, ist eine normnahe Blutzuckereinstellung mit einem HbA1c-Wert von 6,5 bis 7% anzustreben. Bei Diabetikern sollte jedoch ein persönliches Ziel für den Langzeitwert festgelegt werden, da, auch wegen der Gefahr von Unterzuckerungen, nicht für jeden Patienten ein HbA1c-Wert von 6,5 bis 7% sinnvoll ist.

Durch eine möglichst optimale Einstellung der Blutzuckerwerte beugt man Schäden an den Augen, dem Herzen, den Nieren und Amputationen von Gliedmaßen vor. Grundsätzlich gilt, dass eine Unterzuckerung mehr gefürchtet wird als kurzfristig erhöhte Blutzuckerwerte.

Frage: Ich bin 65 Jahre alt und seit acht Jahren Diabetikerin (Typ 2). In den letzten Jahren war ich fast jeden Tag auf Achse, doch seit einem Hüftgelenksbruch ist das nicht mehr möglich. Was können Sie mir empfehlen?

Antwort: Älteren Betroffenen mit den verschiedensten Beschwerden fällt das Sporttreiben meist schwer. Dennoch können sie ihrem Körper mit angemessenen und regelmäßigen körperlichen Belastungen etwas Gutes tun. Statt die Hüfte, kann man beispielsweise die Schulter- und Armgelenke mit bestimmten Übungen trainieren und so den Stoffwechsel ankurbeln. Empfehlenswert sind insbesondere Schwimmen und Wassergymnastik. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt.