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Mediziner raten nach Todesfall in Nordrhein-Westfalen zum Impfen Viele Erwachsene ohne Schutz vor Masern

15.06.2013, 01:12

Augsburg (dpa) l Jeder, der jünger als 43 Jahre alt ist, sollte seinen Masernschutz überprüfen. Anders als Ältere haben viele Frauen und Männer dieser Bevölkerungsgruppe keinen ausreichenden Schutz gegen den Virus, erläuterte Martin Lang, Vorsitzender des Bayerischen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Im Impfpass müssten seit Kindesalter zwei Impfungen stehen. Wer diese nicht hat oder keine Informationen dazu findet, lässt am besten die Impfungen gegen die möglicherweise tödlich verlaufende Krankheit auffrischen. Damit schützen erwachsene Frauen gleichzeitig ihren Nachwuchs - der Impfschutz muss aber bereits vor einer Schwangerschaft bestehen.

Babys können erst ab dem zehnten Monat geimpft werden, erklärte der Augsburger Kinderarzt Lang. "Normalerweise haben aber Kinder im ersten Lebensjahr den Nestschutz." Immunisierte Mütter geben diesen an sie weiter durch das Aufwachsen im Mutterleib und die Muttermilch. "Aber 50 Prozent der 19- bis 39-Jährigen sind heute nicht ausreichend geimpft", sagte Lang. 20 bis 30 Prozent dieser Gruppe hätten gar keine, der Rest nur eine der zwei nötigen Impfungen. Die Folgen sind gravierend, wie jüngst der Fall eines 14-jährigen Jungen aus Nordrhein-Westfalen zeigt - er starb in den vergangenen Tagen an den Spätfolgen von Masern. Er hatte sich im Alter von fünf Monaten im Wartezimmer eines Kinderarztes damit infiziert. Jahre später kann eine chronische Gehirnentzündung auftreten. "Sie führt unweigerlich zum Tode."

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte verwies auf zahlreiche aktuelle Masern- ausbrüche, zum Beispiel in Berlin. Nach Angaben des RKI wurden bis Ende Mai bundesweit fast 600 Masernfälle gemeldet. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr. 2012 gab es 165 gemeldete Fälle, 2011 waren es 1608, 2006 sogar 2308. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sterben in Deutschland jährlich ein bis zwei Menschen an den Folgen der Masern.

Die aktuelle Masern-Welle in Berlin ist ungewöhnlich. Mit 338 gemeldeten Erkrankungen seit Jahresbeginn seien es so viele Fälle wie noch nie seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes 2001, hieß es aus der Gesundheitsverwaltung. Während zumeist Kinder erkranken, sind dieses Mal über die Hälfte der fast 340 Masern-Infizierten älter als 16 Jahre, ein Viertel sogar älter als 30 Jahre.