Keller leerräumen / Möbel in höhere Stockwerke bringen / Sandsäcke am Haus helfen nur bedingt Vor der Flut Heizöl- und Gastanks sichern
Im Vorfeld der Hochwasserflut sollten die Bewohner einige Vorkehrungen treffen, um ihr Hab und Gut zu schützen. Dies gilt vor allem für Heizöltanks oder Gastanks.
Bonn (dpa) l Sandsäcke, wasserfeste Sperrholzplatten, Schalbretter und Silikon sollten Bewohner in Flutgebieten zu Hause haben. Damit dichten sie Fenster und Türen ab, wenn Hochwasser droht. Heizöltanks müssen so gesichert sein, dass die Flut sie nicht anheben kann. Dafür gibt es etwa Verankerungen oder der Tank wird notfalls mit Erde bedeckt, erläutert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Leitungen müssen schnell gesperrt werden können.
Der Landesverband Haus und Grund Sachsen-Anhalt empfiehlt auch die Solaranlage auf dem Dach zu sichern, indem der Wechselrichter vom Elektriker demontiert wird und alle Kabel möglichst weit hochzubinden sind. "Denn die Module auf dem Dach erzeugen bei Lichteinfall auch weiterhin sehr hohe Spannungen", so Verbandspräsident Holger Neumann.
Bei Hochwasser steigt das Grundwasser ebenfalls - daher kann auch ein Keller fluten, der nicht in unmittelbarer Nähe zu einem Fluss liegt. Vorsorglich sollten Verschlüsse zur Entwässerung wie ein Abfluss im Boden der Waschküche dichtgemacht werden, rät das bayerische Umweltministerium. Schadstoffe und Chemikalien wie Pflanzenschutz- oder Putzmittel gilt es, in Sicherheit zu bringen.
Wer kann, sollte Möbel und Geräte wegschaffen oder in sichere Räume in höheren Stockwerken bringen. Die schwere Waschmaschine und die Tiefkühltruhe sollten zumindest ausgesteckt sein - und auch das lange vor dem Eintreffen der Fluten. Denn bereits Kondenswasser kann einen Stromschlag auslösen, erklärt das BBK.
Im schlimmsten Fall fällt der Strom aus oder der Versorger schaltet ihn aus Sicherheitsgründen ab. Mögliche Betroffene sollten batteriebetriebene Radios und eine netz- unabhängige Beleuchtung im Haus haben. Das BBK empfiehlt zudem, einen Gas- oder Campingkocher sowie Vorräte zu lagern. Wichtig sei auch, mit Nachbarn in höheren Etagen den Zugang zu einer Ersatztoilette abzusprechen.
Notfallkoffer für die schnelle Evakuierung
Wer in einer Zone wohnt, die evakuiert werden könnte, sollte am besten einen Rucksack mit den wichtigsten Dokumenten und allem, was man für kurze Zeit braucht, griffbereit haben. Ausweise und Geld werden wasserdicht vergepackt. Hilfsbedürftige und kranke Personen sowie Tiere kommen lieber rechtzeitig zu Verwandten oder Freunden, rät das Umweltministerium Bayerns. Der Landesverband Haus und Grund rät, einen Notfallkoffer zu packen, falls eine schnelle Evakuierung notwendig wird.
Das Auto sollte aus gefährdeten Garagen gebracht werden - und dann dort parken, wo sicher kein Hochwasser erwartet wird. Sonst kommen Versicherer unter Umständen nicht für Wasserschäden am Wagen auf, erläutert Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Laut Haus und Grund kann das Haus mit Sandsäcken gesichert werden. "Dadurch erreicht man kein völlig dichtes Haus, sondern kann das Ansteigen des Wassers im Innern nur verlangsamen", so Neumann weiter. Die Sandsäcke könnten aber das Eindringen von Müll und Schlamm zumindest teilweise verhindern.
Zur Vorsicht rät der Verband beim Abpumpen des Flutwassers aus den Gebäuden, das zu Schäden führen kann, die größer als die Wasserschäden sind. Wie weit man abpumpen könne, hänge immer von der Bauart ab (zum Beispiel bewehrte Fundamentplatte oder Streifenfundamente) und vom Gewicht des Hauses ab. Bei massiver Bauweise seien bei einem eingeschossigen Einfamilienhaus mit Keller zwischen Unterkante Bodenplatte und Niveau des Wasserspiegels maximal 0,80 bis 1 Meter Differenz zu empfehlen. Knackgeräusche und feine Risse beim Abpumpen seien Alarmzeichen. Dann müsse sofort aufgehört werden.
Viele Experten raten sogar, so Neumann, Keller und Häuser von innen mit sauberem Leitungswasser kontrolliert zu fluten. Das saubere Wasser sorge für Druckausgleich und schütze vor Verunreinigungen durch schmutziges Flutwasser. Allerdings werde schon weit vor der Überflutung das Trinkwasser abgestellt, so dass diese Art von Vorsorgemaßnahmen nur begrenzt möglich seien.