Journalismus Warum so wenig Positives im Blatt?
Leser wünschen sich mehr positive Berichterstattung in der Zeitung. Das untermauern auch Untersuchungen. Die Realität sieht aber anders aus.
Magdeburg l In der Zeitung und in den Medien allgemein liest und hört man hauptsächlich negative Nachrichten“, beklagte eine Leserin aus Salzwedel. Ihr Brief enthielt auch einen Verbesserungsvorschlag für die Volksstimme: „Wenn auf die Negativnachrichten nicht verzichtet werden möchte, können doch ein oder zwei Seiten mit ausschließlich positiver Berichterstattung – lokal, national und international – folgen.“ Unterm Strich gebe es mindestens genauso viel Positives wie Negatives zu berichten, schätzte die Frau ein.
In der Tat ist der Wunsch nach mehr positiver Berichterstattung weiter verbreitet, als es zunächst den Anschein haben mag. Dies wird auch von einer Untersuchung im Auftrag der Zeitungsverleger zum Mediennutzungsverhalten der 15- bis 35-Jährigen bestätigt. Statt schriller, anbiedernder und als aufdringlich empfundener Informationsangebote im Netz würden mehr seriöse Informationen und verlässliche Nachrichten gewünscht, was auch für die Berichterstattung aus dem lokalen Umfeld gelte, fanden die Kommunikationswissenschaftler Leif Kramp und Stephan Weichert heraus. Gefragt sei ein Journalismus, der mehr Perspektiven und Lösungsansätze bietet.
Vor zwei Jahren hatte es tatsächlich so ausgesehen, als sollte das Zeitalter der positiven Nachrichten anbrechen. „Konstruktiver Journalismus“ hieß das Zauberwort. Ulrik Haagerup, der Nachrichtenchef des dänischen Rundfunks, hatte mit seinem Buch über „constructive news“ diesbezügliche Hoffnungen genährt. Die sollten allerdings nicht in Erfüllung gehen. Die Medien blieben, wie sie immer waren. „Der ,konstruktive Journalismus‘ ist gescheitert“, resümierte soeben der Publizist Kurt W. Zimmermann in einem Beitrag für das Europäische Journalismus-Observatorium (ejo) – vor allem mangels positiver Nachrichten. Die Realität holte die Redaktionen ein. „Negative Nachrichten“ drängen stets in den Vordergrund.
Dennoch: Es gibt sie, die positiven Nachrichten. Und sie finden sich täglich auch in dieser Zeitung, freilich nicht „en bloc“, wie unsere Leserin vorschlug, sondern verteilt über alle Seiten.