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Gefahr im Glas Was Jugendliche über K.o.-Tropfen wissen sollten

K.o.-Tropfen betäuben - sie sollen das Opfer willenlos machen. Oft mischen Täter die Substanz gezielt in Getränke. Eltern sollten mit Kindern darüber reden, wie sie sich davor schützen können.

Von Suria Reiche, dpa 13.12.2019, 04:06

Fulda (dpa/tmn) - "Du hast plötzlich geschwitzt. Dir war übel. Du hast gezittert und warst nicht mehr ansprechbar." So beschreiben meist Freunde hinterher einen Zustand, an dem man sich selbst nicht erinnern kann.

Man weiß nur noch, dass man vielleicht mit Kumpels in einer Bar war und einen Drink bestellt hat. Der Rest: ein einziger Filmriss.

"Man sollte aufmerksam werden, wenn sich das Verhalten einer Person plötzlich ändert und zum Beispiel ihre Stimmung nicht allmählich, sondern plötzlich umschwenkt", sagt Petra Zahn, Direktorin der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Fulda. Sie räumt aber ein, dass in solchen Fällen auch immer andere Ursachen vorliegen können: "Auch Alkohol wirkt als psychotrope Substanz, hat Einfluss auf das zentrale Nervensystem und kann im Vergiftungsfall die gleichen Symptome hervorrufen."

Ein Anzeichen: Der Rausch tritt plötzlich auf

Woran merkt man also, ob eine Person einfach nur betrunken ist oder ob ihr jemand etwas ins Glas gemischt hat? "Auffällig ist, dass der Rausch bei K.o.-Tropfen schneller und stärker eintritt", sagt Arwen Jäkel, die beim Projekt "mindzone" des Landescaritasverbandes Bayern arbeitet. "K.o.-Tropfen wirken bereits innerhalb weniger Minuten", erklärt die Sozialpädagogin. Wichtig sei, sich selbst und auch Personen aus seinem Umfeld dazu zu animieren, auf das eigene Getränk aufzupassen, damit es erst gar nicht zu einer solchen Situation kommt.

Der Tipp "Pass gut auf dein Getränk auf" war der 25-jährigen Kim Eisenmann aus Waldbronn in Baden-Württemberg nach einem Vorfall mit K.o.-Tropfen in ihrem Bekanntenkreis jedoch nicht mehr genug. Das Armband, das sie deswegen gemeinsam mit ihrem Team entwickelte, gibt es heute sogar in Drogerie-Märkten zu kaufen. Man tupft etwas von seinem Getränk auf das Armband und bekommt dann angezeigt, ob es "sauber" ist oder die betäubende Substanz GHB enthält, eine der am geläufigsten bei K.o.-Tropfen.

Auch wenn das Thema Eltern Angst macht: Reden Sie!

Auch wenn es Kritiker gibt, die sagen, dass nicht nur diese Substanz für Verbrechen genutzt werde, wirken die Armbänder präventiv, indem sie potenzielle Täter abschrecken können, erklärt Arwen Jäkel. Dass das Thema vielen Eltern Angst macht, kann sie gut verstehen. Dennoch sollte es auf den Tisch kommen: "Durch eine Tabuisierung oder ein striktes Verbot wird meist nur erreicht, dass sich Kinder bei Problemen oder im Notfall nicht melden", erklärt die 30-Jährige.

Auch Carola Klein vom Beratungszentrum Lara, einer Berliner Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen, rät, das Thema K.o.-Tropfen anzuschneiden. "Haben die Jugendlichen schon mal von einem K.o.-Drogen-Delikt gehört? Was wissen oder denken sie selbst darüber? Könnte ihnen das auch passieren?" - all das sind Fragen, die Klein mit den jugendlichen Kindern klären würde.

Dem Kind im Ernstfall keine Vorwürfe machen

Bei einem Ernstfall rät Jäkel Eltern, ruhig und ohne Vorwürfe zu reagieren. Dem stimmt auch Klein zu: "Der Fokus liegt aus unserer Sicht darauf, dass die alleinige Verantwortung beim Täter liegt. Die Opfer sind nicht dafür verantwortlich zu machen." Stattdessen sollte schnell entweder das Blut oder der Urin des Opfers getestet werden.

Denn je nach Substanz ist die Nachweisbarkeitsdauer von K.o.-Tropfen unterschiedlich lang bis kurz, erklärt Prof. Burkhard Madea vom Institut für Rechtsmedizin an der Uniklinik Bonn. Meist handelt es sich dabei um wenige Stunden.

Sebastian Schoknecht
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