Magdeburger Fachärzte informierten auf dem Medizinischen Sonntag über Hauterkrankungen Weniger Kortison-Nebenwirkungen durch moderne Kombinationstherapien
Zwei häufige Erkrankungen der Haut standen gestern im Mittelpunkt von Vorträgen Magdeburger Ärzte auf dem Medizinischen Sonntag - einer Gemeinschaftsveranstaltung des Universitäts- klinikums, der Urania und der Volksstimme.
Magdeburg l Häufiger Juckreiz ist mehr als nur lästig. Mitunter ist er einHinweis auf Stoffwechselerkrankungen, Leberentzündungen, Nierenschäden und bösartigen Blutbildstörungen (Leukämien). Oftmals ist der Juckreiz auch ein Symptom von Erkrankungen, die auf der Haut sichtbar sind. Über zwei dieser häufigen Erkankungen - die Neurodermitis und die Schuppenflechte - informierten die Referenten des gestrigen Medizinischen Sonntags, Professor Dr. Bernd Bonnekoh und Privatdozent Dr. Andreas Ambach von der Magdeburger Universitätsklinik für Dermatologe und Venerologie.
Allein in Deutschland sind rund zwei Millionen Männer und Frauen jedes Alters von einer Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, betroffen. "Es ist eine chronische, nicht ansteckende Erkrankung", so Professor Bonnekoh. Dabei kommt es zu einer krankhaft gesteigerten Bildung hornschichtbildender Hautzellen. Unter den weißen Schuppen ist die Haut rötlich entzündet und juckt. Manchmal sind nur bestimmte Körperstellen betroffen, zum Beispiel die Innenfläche der Hände, die Fußsohlen, die Kopfhaut oder die steckseitigen Ellenbogen bzw. die Nägel. Gelegentlich sind auch größere Hautbereiche und Gelenke betroffen. Das Ausmaß der Hautschäden machten die Ärzte mit Bildern aus ihrem klinischen Alltag sehr eindrucksvoll sichtbar.
Es ist eine Krankheit, die viele verschiedene Gesichter hat
Oft tritt die Schuppenflechte in Kombination mit Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und anderen Krankheiten auf. Sie kann durch zahlreiche verschiedene Umweltfaktoren, etwa durch eine Verletzung der Haut, durch bakterielle Infektionen oder durch Medikamente (zum Beispiel Beta-Blocker, Lithium oder Anti-Malaria-Medikamente) ausgelöst und verstärkt werden. Wegen ihres vielfältigen Erscheinungsbildes bezeichnen die Ärzte die Psoriasis auch als "die Krankheit mit den vielen Gesichern".
Einen Großteil seines Vortrages widmete Professor Bonnekoh der Diagnostik, die wichtig für die Abgrenzung zu anderen Hauterkrankungen wie beispielsweise Krätze, Nesselausschlag, Austrocknungs-Ekzeme durch Medikamenten-Nebenwirkungen oder Intoleranzreaktionen ist. Wie die Zuhörer-Nachfragen nahelegten, kommt die Diagnostik im ambulanten Bereich nicht selten zu kurz. Die mögliche Folge davon ist eine nicht optimale Therapie.
Die gute Nachricht war, dass selbst schwere Krankheitsverläufe medizinisch in den Griff zu bekommen sind. Zur Behandlung der Schuppenflechte stehen heute viele verschiedene Wirkstoffe und Verfahren zur Verfügung. Dazu zählen Pflegesalben, Harnstoffe und Salizylsäuren, Kortison- und Vitamin-D-Präparate, kombinierte Sole-Licht-Therapien und Kurbehandlungen im Hochgebirge sowie an den Meeresküsten. In schweren Krankheitsfällen kommen sogenannte systemische Therapien mit Medikamenten wie Methotrexat, Fumarate, Ciclosporin sowie Vitamin-A-Säure zum Einsatz.
Zunehmend gute Erfahrungen werden mit einer neuen Klasse von Medikamenten - den sogenannten Biologicals - gemacht. Sie sind ein Ergebnis der molekulargenetischen Erforschung des Immunsystems und werden unter anderem auch zur Behandlung von rheumatisch-chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.
Unterstützend in der Therapie können verschiedene Methoden des Entspannungstrainings sein, so Prof. Bonnekoh auf Anfrage einer Zuhörerin. Durch die Kombination von verschiedenen Behandlungsverfahren lassen sich die therapeutischen Wirkungen optimieren und die Nebenwirkungen minimieren.
Gleiches gilt prinzipiell für eine andere Hauterkrankung - die Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt. Auslöser ist sind Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems, ähnlich wie beim Heuschnupfen oder dem allergischen Asthma, erklärte Privatdozent Dr. Andreas Ambach. Häufig besteht bei den Betroffenen eine genetische Veranlagung. Leidet die Mutter oder der Vater darunter, verdoppelt sich das Risiko für das Kind. Sind sogar beide Elternteile von einer Atopie betroffen, verdreifacht sich bei ihren Kindern das Neurodermitis-Risiko sogar.
Basispflege ist ein wichtiger Teil des Behandlungserfolgs
Zur Basispflege der trockenen Haut gehören feuchtigkeitsspendende und rückfettende Cremes und Salben, die dauerhaft anzuwenden sind.
Gegen die juckenden Entzündungsherde helfen unter anderem UV-A-Lichttherapien in Kombination mit Salzsole-Bädern sowie kortisonhaltige Präparate. Letztere sollten aber keine Dauerlösung sein, da sie zu einem Gewebeschwund der Haut sowie dem gefürchteten "Rebound-Phänomen" - dem Aufflammen der Krankheit nach Absetzen der Behandlung - führen können.
Der nächste Medizinische Sonntag findet erst wieder im kommenden Jahr - am 27. Januar - statt. Voraussichtliches Thema wird dann die Diagnostik und Therapie der Osteoporose (Knochenschwund) sein.
Die gestrigen Vorträge des Medizinischen Sonntags können im Internet angesehen werden: