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100. Medizinischer Sonntag mit Vorträgen über das Verdauungsorgan Wer dauerhaft Schmerztabletten einnimmt, braucht zusätzlich einen Magenschutz

Von Uwe Seidenfaden 29.10.2012, 02:24

Der Magen liegt etwa auf halben Weg zwischen Kopf und Füßen. Gestern stand er im Mittelpunkt der Vorträge auf dem 100. Medizinischen Sonntag - einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.

Magdeburg l Im Unterschied zu Herz, Hirn oder Leber ist der Magen eigentlich entbehrlich. Aus chirurgischer Sicht kann man auch ohne diesen Zwischenspeicher für den Nahrungsbrei leben, nochzumal das schlauchförmige Organ schmerzen, drücken und knurren kann. Nicht selten ist ein kranker Magen der Auslöser von Sodbrennen und allgemeinen Unwohlseins.

Tatsächlich aber kann der Magen viel mehr als die meisten Laien ihm zutrauen würden. Er löst das Hunger- und Sättigungsgefühl aus, er produziert Hormone und ätzende Säure, welche gefährliche Keime abtötet bevor diese die empfindliche Darmflora schädigen könnenm verdaut und er befördert mit Bewegungen die Nahrung in den Darm. Zweifellos ist es also besser mit als ohne Magen zu leben, schlussfolgern die beiden Referenten des Medizinischen Sonntags, Professor Dr. Peter Malfertheiner und Dr. Arne Kandulski von der Uniklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Magdeburg. Dr. Kandulski war für den angekündigten, leider jedoch erkrankten Oberarzt Dr. Jochen Weigt eingesprungen.

Viele Dinge können auf den Magen schlagen

So vielfältig wie die Aufgaben des Magens sind auch die Dinge, die auf denselben schlagen können. Einige, z.B. eine zu üppige, fettreiche Mahlzeit oder zuviel Alkohol, kennt selbst der medizinische Laie. Aber auch Krankheiten wie der Diabetes mellitus und Morbus Parkinson, durch ein fehlgeleitetes körpereigenes Abwehrsystem ausgelöste chronische Schleimhautentzündungen, Medikamente und nicht zuletzt der Stress können die normale Funktion des Magens beeinträchtigen.

Ein Bakterium, dass sogar in einem Säurebad überleben kann

Einer der größten "Feinde des Magens" ist das Bakterium Helicobacter pylori, das sogar in einer säurehaltigen Umgebung überlebt, die Rasierklingen zersetzen kann, so Professor Malfertheiner. Der Keim gilt weltweit als die Hauptursache von Entzündungen, Geschwüren und Tumoren im Magen. Das tückische an diesem Keim ist, dass die meisten Menschen anfangs nicht einmal spüren, dass H. pylori die Magenschleimhaut schädigt, so der Gasteroenterologe (Facharzt für die Verdauungsorgane). Aufschluss können ein spezieller Atem- oder ein Stuhltest geben. Sind sie positiv, kann man mit einer einwöchigen Medikamentenkombination aus Magensäugeblockern (sogenannten Protonenpumpenhemmern, PPI) und Antibiotika in den meisten Fällen den "ungebetenen Gast" aus dem Körper vertreiben und so das Risiko von Geschwüren und Magenkrebs reduzieren.

Unerklärliche Abnahme von Gewicht ist ein Alamrzechen

Auch dauerhaft eingenommene Schmerzmedikamente wie Aspirin oder Ibuprofen (sogenannte NSARs) können die Magenschleimhaut schädigen, so Dr. Kandulski. Auf die Schmerztabletten ganz zu verzichten ist leider nicht immer möglich. Deshalb empfehlen die beiden Referenten in Übereinstimmung mit ärztlichen Fachgesellschaften jenen Patienten, die auf schmerzlindernde Medikamente wie Aspirin angewiesen sind, zusätzlich Magenschutzmittel, die der Arzt verschreiben kann.

Alarmzeichen des Magens, bei denen man unbedingt einen Arzt aufsuchen sollte, sind nach Aussage der Mediziner eine über Wochen anhaltende Appetitlosigkeit, eine unerklärliche Gewichtsabnahme, schwarzer Stuhlgang und Blutarmut.

Die Bedeutung der Psyche niemals unterschätzen

Die Angst vor den Magenspiegelungen versuchten die beiden Mediziner durch Präsentation ihrer Miniatur-Werkzeuge zu nehmen. Manche endoskopische Instrumente sind im Durchmesser kaum größer als als eine Erbse. In kurzen Videos zeigten die Ärzte den Verlauf der meist unblutigen und schmerzlosen endoskopischen Diagnostik, die oftmals ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden kann.

Nicht immer können die Spezialisten für den Verdauungstrakt jedoch eine organische Ursache finden. Viele Patienten leiden unter Magen- und Darmbeschwerden, die psychosomatisch bedingt sind, so Professor Malfertheiner. Die medizinische Diagnose lautet dann oftmals Reizmagen oder Reizdarm. Neben der Behandlung mit pflanzlichen Präparaten und Prokinetika empfehlen die Ärzte den Betroffenen, ggf. auch einen Besuch bei einem Facharzt für Psychosomatische Medizin.

Der nächste Medizinische Sonntag findet am 25. Nevember statt. Thema ist dann die juckende und schuppende Haut. Die gestrige Veranstaltung ist schon bald im Internet zu sehen unter

www.med.uni-magdeburg.de/medizinischer_sonntag