Küchentrends Wie sich die Kochstelle zum Aufenthaltsraum entwickelt
Mailand (dpa) l Egal ob in Sachen Mode oder Wohnen, den einen Trend gibt es heute nicht mehr. Stattdessen existieren zig verschiedene Substile und Mikrotrends. Das gilt auch für die Küchenmöbel. Aber es lässt sich ein Wandel über alle Trends hinweg verfolgen: Die Küche wird immer mehr Lebens- statt Arbeitsraum.
Die zeitgemäße Küche ist zwar smart und vernetzt. Aber die Trendforscherin Oona Strathern aus Wien sagt: "Ich glaube, dass die Küche der Zukunft sehr viel weniger technologiegesteuert sein wird, als viele Firmen das heute annehmen." Menschen wollen und brauchen taktile Erfahrungen in einer Küche. "Und deshalb bin ich überzeugt, dass die Küche der Zukunft mehr der aus der Vergangenheit ähneln wird: Sie wird chaotischer, geruchsintensiver und definitiv interessanter, um darin zu kochen."
Die Branche interpretiert diese Zukunftseinschätzungen mit Designs, die den Anschein eines einfachen Lebens wiedergeben sollen. Die Hersteller setzen nicht nur, aber auch auf natürliche Materialien. Die Marke Team 7 stellte die Küche "Loft" vor, eine moderne Landhausküche mit von Hand sortierten Holzfronten. Lago legt das Modell "36e8" auf, das Fronten aus alter Eiche mit einer Arbeitsplatte aus Stahl verbindet.
Auch ökologische Aspekte werden bei den neuen Designs bedacht: Statt Bäume zu fällen, werden alte Hölzer wiederverwertet. Upcycling nennt sich das. "Ein Beispiel dafür ist die "Duemilaotto"-Küche von Piero Lissoni für Boffi, die auf eine wunderbare Art und Weise raues Holz, die Überbleibsel einer alten Berghütte, als Tisch in eine elegant-glatte Design-Küche integriert", sagt Strathern. Den Trend zum Retrolook greift auch das Unternehmen Valcucine auf. Die Küche "SineTempore" soll traditionelle Werte vermitteln durch die Verwendung handwerklicher Techniken wie Brandmalereien und Intarsien.
Der skulpturale Küchenblock "Drawer Kitchen" der Designerin Gitta Gschwendtner für Schiffini sieht aus, als seien unterschiedlich große Holzboxen ganz beliebig aufeinandergestapelt worden. "Sie schafft eine Verbindung zwischen Lebensmittelzubereitung und dem sozialen Aspekt des Essens, denn sie vereint den Funktionsbereich Küche mit dem Ess- und Wohnzimmer", beschreibt die Designerin ihre Küche.
Und genau das ist ein weiterer Trend: Immer öfter fallen die Wände zwischen Küche und Wohnzimmer. Lebenszonen vereinen sich - in einer Zeit, in der viele Menschen sich mit Snacks begnügen und oft nur noch am Wochenende gekocht wird. Aber das dann in einer hochwertigen Küche. Für diese Zielgruppe gibt es Küchenmodelle, bei denen edle Materialien wie Leder, Polster und glänzende Oberflächen Verwendung finden. In der glatten Front des Glasschranks "36e8" von Lago kann man nur noch bei genauem Hinsehen einen Griff erkennen.
Bulthaup hat die Modulküche "EG2A" im Programm, die auf Flexibilität und Miteinander in der Küche setzt. Das Vorbereitungselement mit Holzauflage schafft zusätzliche Arbeitsfläche. Das Präsentationselement mit Einlegetablaren aus Aluminium wirkt wie ein modernes Regal für den Wohnraum - und hebt die Raumgrenze auf.
"Niemand möchte mehr alleine in der Küche stehen und das Essen vorbereiten, sondern schon beim Kochen soll es gesellig zugehen", erklärt der Innenarchitekt Peter Fehrentz aus Hamburg diese neuen fließenden Raumübergänge. "Da passt es nicht, wenn noch die eher kompakten, herkömmlichen Kücheneinrichtungen zum Einsatz kommen." In einem Wohnraum sei es ja auch so, dass unterschiedliche Möbel kombiniert werden. "Wenn man jetzt Kochen, Essen und Wohnen miteinander kombiniert, will man nicht das Gefühl haben, dass man in einem Funktionsraum sitzt."
Der Designer Oki Sato hat mit Scavolini die Küche "Ki" aufgelegt: Auf schlichten Holzborden reihen sich weiße Container mit abgerundeten Formen aneinander.