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Sprache Luthers Erben sind Sprachpanscher

Luther und das 21. Jahrhundert - Eine sprachliche Annäherung, die vor so mancher Herausforderung steht.

Von Peter Wendt 04.09.2017, 01:01

"Schon Luther hat in seinen Tischreden darauf geachtet, komplizierte Themen für die Lebenswirklichkeit der Menschen zu übersetzen, ohne zu verkürzen, zu verfälschen oder unpräzise zu sein.“ Das betonte der Chefredakteur der evangelischen Monatszeitschrift „chrismon“, Arnd Brummer, als er in Wittenberg das Programm für die den Medien gewidmete vierzehnte Themenwoche der Weltausstellung anlässlich des 500. Reformationsjubiläums vorstellte. Er bekräftigte, dass es bis heute zu den Kernaufgaben des Journalismus – neben der Wahrhaftigkeit – zähle, angemessene Worte zu finden und bewusst mit Sprache umzugehen.

Da passte es so gar nicht ins Bild, dass justament von den Mitgliedern des Vereins Deutsche Sprache die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) zum „Sprachpanscher des Jahres 2017“ gewählt wurde. „Auch in den Vorjahren waren EKD-Verantwortliche des Öfteren auf dem Stimmzettel vertreten, aber im Lutherjahr ist vielen Sprachfreunden wohl der Kragen geplatzt“, stellte der Verein in seiner Mitteilung fest. Großes Unverständnis hätten etwa die „godspots“ hervorgerufen (gemeint ist kostenloses WLAN), die es neuerdings in vielen evangelischen Kirchen gibt. Für Sprachfreunde sei dies schlicht eine „Verhöhnung von Martin Luther, der für seine Bibelübersetzung oft wochenlang nach deutschen Wörtern suchte“. Auch das Programm mit dem Motto „Segen erleben – Moments of Blessing“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf der Weltausstellung in Wittenberg mit der interaktiven Installation „BlessU-2“ sei auf Ablehnung gestoßen.

Der kommende Sonnabend ist übrigens der „Tag der deutschen Sprache“, ausgerufen von ebenjenem Verein Deutsche Sprache, um „für den Gebrauch von gutem und verständlichem Deutsch in Wort und Schrift (zu) werben“ und ein Sprachbewusstsein zu schaffen und zu festigen, „das den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern eindämmt“. Ein solcher ist bekanntlich gelegentlich auch in der Zeitung festzustellen, weshalb wir Journalisten uns hier wohl besonders angesprochen fühlen sollten.