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Die Promi-Geburtstage vom 27. Dezember 2015: Michel Piccoli

Michel Piccoli hat in seiner über 50-jährigen Karriere immer wieder überrascht. Zu seinem 90. Geburtstag erstaunt die Ikone des französischen Kinos mit einer Biografie.

Von Sabine Glaubitz, dpa 26.12.2015, 23:01

Paris (dpa) - Er hat Romy Schneider geküsst, Nacktszenen mit Brigitte Bardot gedreht und für den Regisseur Nanni Moretti den Papst gespielt. In mehr als 200 Filmen hat Michel Piccoli immer wieder überrascht.

Zu seinem 90. Geburtstag (27. Dezember) legt der Charakterdarsteller eine Autobiografie vor - mit bewegenden Geständnissen. Er sei noch am Leben, und dennoch sei alles vorbei, schreibt er. Er sei in jener Situation, in der man über ihn bereits in der Vergangenheit erzähle.

J’ai vécu dans mes rêves (etwa: Ich habe in meinen Träumen gelebt) hat die Ikone des französischen Kinos gemeinsam mit Gilles Jacob veröffentlicht, dem Ex-Präsidenten des Filmfestivals von Cannes. Die beiden Männer kennen sich seit 40 Jahren. Als Piccoli 1980 für Der Sprung ins Leere in Cannes die Goldene Palme als bester Darsteller gewann, war der heute 85-jährige Jacob noch künstlerischer Leiter, bevor er von 2001 bis 2014 die Spitze des Festivals übernahm. In dem Drama von Marco Bellocchio spielt Piccoli einen Untersuchungsrichter, der sich seiner Schwester entledigen will. Jacob gegenüber plaudert Piccoli aus dem Nähkästchen. Etwas, was er in der Öffentlichkeit bislang vermied.

Mit Romy Schneider drehte er sechs Filme, darunter Die Dinge des Lebens und Das Mädchen und der Kommissar. Sie seien manchmal schwach geworden und hätten sich zu nicht immer ehrlichen Gesten hinreißen lassen, wie er in dem Buch gesteht, doch das habe nicht die Freundschaft zerstört, die beide miteinander verbunden habe.  Selten wurde der Film- und Theaterdarsteller so intim.

Piccoli ist der Sohn einer Musikerfamilie italienischer Herkunft. Sein Vater war Violinist, seine Mutter Pianistin. Eltern ohne Leidenschaft, wie er schreibt. Er kam nach dem Tod des von seiner Mutter über alles geliebten Bruders zur Welt. Seine ganze Kindheit über habe er mit einem Phantom gelebt. Das Theater war in erster Linie der Wunsch gewesen zu fliehen, offenbart er.

Schauspielstudium, Auftritte auf verschiedenen Bühnen und ab 1960 Filme mit Stars wie Brigitte Bardot, Romy Schneider und Regisseuren wie Alfred Hitchcock, Luis Buñuel und Jean-Luc Godard. Leidenschaftlicher und romantischer Liebhaber - Piccoli war mehrmals verheiratet, darunter auch mit Juliette Gréco - eiskalter Mörder und verzweifelter Künstler. Piccoli hat so ziemlich alles gespielt. In einer seiner letzten Rollen auch den Papst.

Der Film Habemus Papam von Nanni Moretti wurde 2011 in Cannes gezeigt. Den Papst zu spielen, das komme nicht oft vor. Doch sei ihm die Rolle nicht schwer gefallen, sagte er damals. Piccoli gehört zu den begnadeten Schauspielern, die mit Mimik und wenigen Gesten überzeugen. Allein die Art, wie er seine buschigen Augenbrauen zusammenzieht, spricht Bände.

Zu jenen, die sein schauspielerisches Geheimnis am besten auf den Punkt bringen, gehört Agnès Varda. Er versteht es, seine Kunst zu verbergen, weil er die Gabe hat, sie sparsam einzusetzen. Für die 87-jährige Regisseurin spielte er in Hundert und eine Nacht - eine Komödie und eine Hommage auf 100 Jahre Filmkunst. Darin gibt Piccoli Monsieur Cinéma, einen alten Mann, der die ganze Filmgeschichte Revue passieren will. Doch leider lässt sein Gedächtnis nach. So wie das von Piccoli. Für einen Schauspieler sei das eine Katastrophe, gesteht er in dem Buch. Er wünsche sich, dass er ewig weiter spielen könne, doch leider werde es irgendwann ein Ende geben.