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Ausstellung in der Einheitsgemeinde Arendsee aufgelöst Neues Zuhause für Foto-Sammlung gesucht

Die pensionierte Lehrerin Jutta Scherrmann löst die Ausstellung ihres Mannes Reinhard in Fleetmark auf. Sie hofft, dass die Werke an anderer Stelle weiter besichtigt werden können.

Von Helga Räßler 26.11.2024, 11:16
Die pensionierte 81-jährige Lehrerin Jutta Scherrmann (rechts) kam in der Fleetmarker Fotoausstellung  ihres Mannes, des ehemaligen Berliner Fotografen Reinhard Scherrmann (87), mit vielen Besuchern ins Gespräch.
Die pensionierte 81-jährige Lehrerin Jutta Scherrmann (rechts) kam in der Fleetmarker Fotoausstellung ihres Mannes, des ehemaligen Berliner Fotografen Reinhard Scherrmann (87), mit vielen Besuchern ins Gespräch. Foto: Helga Räßler

Fleetmark. - Portraits von Menschen, Katzen, Hunden und Stillleben in der Natur umrahmten die gesellige Runde in der Ausstellung von Fotografenmeister Reinhard Scherrmann in Fleetmark.

Begrüßt wurden die Gäste aus Jeetze, Brunau, Kassuhn und Fleetmark sowie Arendsee von der pensionierten Lehrerin Jutta Scherrmann in dem Raum direkt neben der Werkstatt von Keramikkünstlerin Helga Geissler. Sie und ihr inzwischen verstorbener Mann, der Maler Otto Geissler, hatten dem befreundeten Ehepaar Scherrmann vor gut 20 Jahren die Räume vermietet.

„Hier haben wir zwischen den Bildergalerien sehr schöne Gespräche und Geburtstagsfeiern miteinander erlebt“, erinnert sich die 87-jährige Helga Geissler. Der Fotograf selbst, genauso alt wie sie, kann nicht mehr dabei sein. Er lebt im Pflegeheim in Kalbe. „Ich möchte die Ausstellung darum auflösen, aber die Fotos sollen nicht im Container landen“, betont Jutta Scherrmann. Sie sucht ein Museum oder ein Archiv oder Privatpersonen, die sich dieses Nachlasses annehmen.

Kostbarkeit des Lebens

Denn zu wertvoll seien die Schnappschüsse. Sie stehen unter dem Motto „Wir sind ein Teil der Erde“. Das Buch enthält die Rede des Häuptling Seattle an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1855. Die Erde und das Leben sind zu wertvoll, um sie zu verkaufen oder zu verschleudern. Beides verdiene Hochachtung und Liebe.

Und zwar jede Form von Leben. Ihr Mann habe Libellenflügel gesammelt und filigran fotografiert. „Er nannte das Ganze dann Triptychon - analog zu dem Altarbild von den Leiden Jeus“, erklärte sie. „Auch Insekten haben eine Leidensgeschichte - die Frage ist: Haben sie es gut bei uns“, fügte sie an. Kinderfreundlichkeit und der Umgang einer Gesellschaft mit Schwachen, Kranken und Alten gehöre auch zu dieser Problematik. „Mein Mann verstand die Kunst, das Unsichtbare und Eigentliche hinter den Bildern sichtbar zu machen“, machte sie das Credo deutlich.

Jutta Scherrmann in jungen Jahren mit Ähnlichkeit zu Cornelia Froboess.
Jutta Scherrmann in jungen Jahren mit Ähnlichkeit zu Cornelia Froboess.
Foto: Helga Räßler

Das alles habe sie von ihrem Mann gelernt. „Jahrelang ging ich mit ihm auf Motivsuche, trug die schwere Fototechnik mit und lernte, was alles nötig ist an Objektiven, Filtern und Belichtungsmessern“, erzählt sie. Auch von ihr seien Portraitaufnahmen dabei in ganz jungen Jahren – von den Anwesenden wurde ihr eine Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Cornelia Froboess bescheinigt.

Auffallend sind auch die vielen Katzenbilder. Besonders eindrucksvoll ist das Bildnis von Katze Fanny, die einen eindringlich anzuschauen scheint. „Meine Katze wurde 20 Jahre alt und führte mir vor, in Würde zu altern und zu sterben“, verrät Jutta Scherrmann. Fünf Tage vor ihrem Tod habe Fanny nicht mehr gefressen und getrunken und schlief sanft ein. Bis zuletzt habe sie die Nähe und die Berührung ihrer Menschen genossen.

Ein eindrucksvolles Portrait von Katze Fanny, die    20 Jahre alt wurde und  ihre Besitzerin lehrte, in Würde zu altern und zu sterben.
Ein eindrucksvolles Portrait von Katze Fanny, die 20 Jahre alt wurde und ihre Besitzerin lehrte, in Würde zu altern und zu sterben.
Foto: Helga Räßler

Vor 81 Jahren in Brandenburg geboren, verschlug es Jutta Scherrmann bald nach Berlin West, wo sie als Lehrerin arbeitete und ihr Mann ein anerkannter und renommierter Fotograf war. Über eine Odyssee durch Nordrhein-Westfallen und in die Eifel kam das Paar 1998 nach Jeetze in der Altmark.

Die Fotoausstellung lockte zu den Kunstaktionen „Wagen und Winnen“ jahrelang hunderte Interessenten an. Wohl zum letzten Mal nahmen Besucher am Wochenende die Aufnahmen in Augenschein. Der Eine oder Andere durfte ein Foto als Geschenk zur Erinnerung mitnehmen.