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Archäologen unter Wasser Warum ein im Arendsee versunkener Lastenkahn geborgen und dann wieder versenkt wird

Lastenkahn von 1265 gibt noch Rätsel auf. Mit moderner Technik und einen Flaschenzug könnten diese gelöst werden.

Von Christian Ziems 15.04.2025, 12:02
Ein Heckzier des im Arendsee versunkenen Prahm. Das gesamte Stück soll im Mai nach oben geholt werden.
Ein Heckzier des im Arendsee versunkenen Prahm. Das gesamte Stück soll im Mai nach oben geholt werden. Foto: Hetjens, Landesmt für Archäologie und Denkmalpflege

Arendsee. - Mehrfach wurde der 1265 versunkene Prahm von Tauchern untersucht. Weitere Experten wollen den Lastenkahn noch genauer unter die Lupe nehmen. Diese Chance besteht nun, denn die Konstruktion wird aus einer Tiefe von knapp 34 Metern in die Flachwasserzone geholt.

Projektleiter Sven Thomas vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege Sachsen-Anhalt nannte auf Nachfrage der Volksstimme Details. Die Taucher wollen voraussichtlich ab Anfang Mai vor Ort sein. Das Projekt werde mehrere Tage dauern.

Lebensmittel transportiert

Technische Vorbereitungen wurden im September 2024 von einer Arbeitsplattform aus getroffen. Der Prahm sank unweit des einstigen Klosters. Er diente als Transportmittel. Von Schrampe und Zießau aus wurden regelmäßig auf der Blauen Perle Lebensmittel transportiert.

Damit der Lastenkahn von 1265 beim geplanten Bergen nicht auseinanderbricht, muss er aufgebockt werden. Dadurch mindere sich der Wasserdruck. Ein leichter Auftrieb sei gewünscht. Damit alles klappt, muss Sediment entfernt werden. Dieses schützte die Konstruktion in den vergangenen Jahrhunderten. Doch Muscheln, die eigentlich nicht im Arendsee heimisch sind, stellen eine Gefahr für das Holz dar.

Verzierungen einzigartig

Darum soll der Prahm mit einer speziellen Fließschicht eingepackt werden. Die schütze das seltene Stück vor den Muscheln. Aber erstmal muss die Konstruktion in die Flachwasserzone.

Um dies zu erreichen, wird mit Pumpen im Randbereich ein Sog erzeugt. Dadurch lasse sich der Prahm besser vom Grund lösen und werde auf vier Schlittenteile bugsiert.

Von dieser Position aus könne die Konstruktion, die durch ihre Verzierungen einzigartig ist, mit Seilzügen sachte nach oben geholt werden. In der Flachwasserzone sollen etliche Aufnahmen und Vermessungsarbeiten erfolgen, damit der Prahm für den Tourismus nachgebaut werden könne – wenn die Einheitsgemeinde dafür die Initiative ergreift.

Schwierige Hanglage

Das Landesamt ist dafür nicht zuständig. Sven Thomas betonte aber, die Kommune könne die nötigen Daten erhalten. Bürgermeister Norman Klebe hatte sich dazu jüngst geäußert. Er wolle für dieses Vorhaben in der Region werben. Ganz ohne Fördermittel/Sponsoren geht es nicht.

Dass der Kahn aktuell an einem Hang liegt, ist ein weiterer Grund, ihn nach oben zu holen. Dort bleibt er aber nicht ewig. Wenn alle Schutz- und Forschungsmaßnahmen abgeschlossen sind, kommt das einst von Arendseer Tauchern entdeckte archäologische Fundstück wieder zurück in die Blaue Perle. Aber an eine andere Stelle des Binnensees.