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Landwirtschaft "Einige Flächen sind bösartig vertrocknet"

80 Prozent der Ernte im Kreis sind eingefahren. Problem: Im Frühjahr fielen nur ein Drittel der notwendigen Niederschläge.

Von Tobias Dachenhausen 06.08.2015, 16:53

Burg/Genthin l Die Getreideernte im Jerichower Land hatte nach der extremen Trockenheit im Frühjahr und im Frühsommer sowie der Hitzewelle im Juli recht früh begonnen. Viele Getreidebestände reiften aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen und von Wassermangel vorzeitig ab. „Wir müssen die Ernte bei uns immer territorial sehr unterschiedlich sehen, aber es gibt Flächen, die bösartig vertrocknet sind“, sagt Edmund Herrmann, Geschäftsführer des Kreis-Bauernverbandes.

Gerade bei leichten Standorten, die eine Bodenbonität unter 30 haben, also eine schlechtere Ertragsfähigkeit besitzen, kam es zu Problemen. In diesen Gebieten bei Schopsdorf, Drewitz, Dörnitz, Lübars oder Hohenziatz steht der Roggen, dessen Verlust in diesem Jahr am größten ausfällt. Herrmann spricht von einer kaum brauchbaren Ernte. „Der Landwirt, der sonst 40 Dezitonnen geerntet hat, kann bei ganz viel Glück in diesem Jahr bei 20 landen“, konkretisiert der Geschäftsführer des Bauernverbandes Jerichower Land. Dabei unterteile sich der Landkreis in unterschiedliche Regionen. In Biederitz, Menz, Königsborn, wo die besten Voraussetzungen herrschen, habe laut Bauernverband auch die Ernte gut funktioniert. Insgesamt sei es bisher eine durchschnittliche Ernte. Aber: „Die Erlöse sind unterdurchschnittlich“, sagt Herrmann.

Die Rapsernte stimme den Geschäftsführer des Bauernverbandes allerdings positiv. „Dort haben wir sehr gute Qualitäten mit 43 bis 45 Prozent Ölgehalt. Die Erträge seien trotz der anhaltenden Trockenheit ansprechend. „Doch Raps wird auch nur bei den guten Standorten mit bestem Boden angebaut“, gibt Herrmann zu bedenken.

Die Ernte sei das Eine, die Sicherung der Versorgung der Tiere das Andere. Gerade diesen Betrieben fehlt das Wasser. Niederschläge wie zu Beginn der Woche seien für das Futter sehr wichtig. „Es fehlen die Untergräser mit den Nährstoffen. Selbst, wenn der Boden eine gute Nährstoffversorgung hat, kann ich ohne Wasser damit nichts anfangen“, erklärt Herrmann. Einigen Betrieben fehlt bereits der Stroh. Doch in diesem Fall helfen sich die Landwirte untereinander. „Das funktioniert und ist ein ausgeklügeltes System“, sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes. Dennoch werden die Vorräte aus den vergangenen Jahren 2015 nahezu aufgebraucht sein, neue Vorräte wird es aufgrund der Witterung kaum geben.

Neben dem trockenen Boden bereitet den Landwirten auch das Abbrennen von Erntemaschinen sorgen. Vier Brände gab es allein in den vergangenen zwei Wochen im Kreis. „Bei Temperaturen über 30 Grad können Glutnester beim Mähdrescher ganz schnell entstehen“, sagt Herrmann. Das Schneidewerk der Maschinen arbeitet sehr flach über dem Boden, trifft es auf Steine entstehen Funken, die zu einem Brand führen können. „Es ist schwer zu beeinflussen. Aber in solchen Situationen können die Fahrer wenig dafür“, macht Herrmann deutlich. Auch die zusätzliche Staubbelastung aufgrund des trockenen Bodens sorgt für ein Überhitzen der Maschinen, obwohl sie morgens immer ausgepustet werden. Herrmann rät, in diesen Tagen lieber einmal mehr auf die Technik zu gucken. „Es darf nichts schleifen, Metall darf nicht auf Metall treffen und auf zusätzliche Wärmequellen an den Maschinen muss geachtet werden“, sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes. In den heißen Tagen könnte ein zusätzlicher Wasserwagen bei der Ernte helfen, größere Schäden einzugrenzen. „Gänzlich lassen sich diese Brände leider nicht verhindern. Vorsorge ist aber die beste Voraussetzung“, betont Herrmann, auch im Interesse der Landwirte. Ein Mähdrescher kostet ab 250 000 Euro aufwärts.