Shopping Bummeln ohne Autos

Die Schartauer Straße in Burg soll durch die Teileinziehung zu einer echten Fußgängerzone werden.

23.09.2015, 23:01

Burg l Die Fußgängerzone in der Schartauer Straße soll autofrei werden. Eine defekte Polleranlage und viele Ausnahmen verhindern das zur Zeit. Eine neue Anlage soll Abhilfe schaffen. Außerdem werden die Zeiten, zu denen Lieferverkehr und Bewohner in die Fußgängerzone einfahren können, beschränkt. Udo Vogt betreibt nicht nur einen Blumenhandel in der Schartauer Straße, er sitzt ebenso für die FDP im Stadtrat. Weil er außerdem in der Einkaufsstraße wohnt, darf er nicht mit abstimmen. Eine Meinung zu den geplanten Änderungen hat er trotzdem. „Die neue Polleranlage ist begrüßenswert. Schließlich ist das eine Fußgängerzone und keine Rennstrecke“, sagt er.

Allerdings würde der Wohnstandort Innenstadt dadurch für ältere Menschen unattraktiver. Mal eben mit dem Taxi zum Einkaufen? Das sieht die neue Regelung nicht vor, es sei denn es handelt sich dabei um einen Krankentransport (siehe Infokasten). „Da hoffen wir, dass es da noch irgendwie eine Sonderregelung geben kann“, sagt Heiko Jerkowski (SPD). Wenn jemand richtig gehbehindert sei, dann sei auch eine Entfernung von wenigen Metern nicht zumutbar.

Teileinziehung, das ist Beamtendeutsch und bedeutet nichts anderes als eine Änderung, wer die Straße wann benutzen darf. „Dadurch soll die Fußgängerzone geschützt werden“, sagt Sven Wagener von der Stadtverwaltung. DieAttraktivität der Innenstadt erhöht sich durch diese Maßnahme – hoffen die Stadt Burg und die Mitglieder des Stadtrates. Die Vergabe von Chips oder Schlüsseln zum Beispiel für Lieferanten oder Anwohner durch die Poller soll beschränkt werden. Wenn die Beschlussvorlage vom Stadtrat verabschiedet wird, bleibt dennoch fraglich, ob die Trennung von Fußgänger- und Autoverkehr eingehalten wird. „Klar ist das ein Eingriff in liebgewonnene Gewohnheiten“, sagt Frank-Michael Ruth (CDU).

Seine Fraktion begrüßt den Entschluss ausdrücklich. Es gäbe aber noch Ecken und Kanten, an denen gearbeitet werden müsse. So wiegt zum Beispiel ein voll beladenes Müll-Fahrzeug der Abfallwirtschaftsgesellschaft Jerichower Land (AJL) 26 Tonnen. Zulässig für die Innenstadt sind nach der Neuregelung aber nur 17 Tonnen. „Da wird es Ausnahmen geben müssen“, sagt Stadtrat Ruth.

Für Barbara Scheppe (Die Linke) war die Neuordnung dringend nötig. „Das wurde ja auch langsam Zeit“, sagt sie gegenüber der Volksstimme. „Der Verkehr in der Schartauer Straße hat solche Ausmaße angenommen, dass die Leute ja schon fast mit dem Auto in den Bäcker reingefahren sind zum Brötchen holen.“ Sie denkt, dass die Beschlussvorlage von ihrer Partei heute einstimmig angenommen wird. „Ich hoffe mal nur, dass die neue Anlage länger hält als die alte“, so Barbara Scheppe.

Wie die neue Polleranlage aussehen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Kosten, die dafür benötigt werden, müssen im Anschluss an den Beschluss des Stadtrates bereitgestellt werden. Allerdings ist klar: Die Teileinziehung steht im Hinblick auf die Landesgartenschau 2018 auf dem Prüfstand. „Es soll noch einmal alles unter die Lupe genommen werden“, bestätigt Frank-Michael Ruth (CDU). Die Innenstadt soll künftig zum Verweilen einladen. „Es darf aber auch nicht alles zu weit voneinander entfernt sein“, so Ruth. Um die Innenstadt langfristig zu beleben spielen auch Faktoren wie die Parkplatzssuche eine Rolle. „Das ist gerade noch etwas, wo man dran arbeiten müsste“, sagt Frank-Michael Ruth. Durch ein solches Zusammenspiel könne man hoffen, dass die Innenstadt attraktiv wird.

Zur Zeit sei das nicht so, sagt auch Heiko Jerkowski (SPD). „Teilweise muss man von links nach rechts springen, wenn Autos durchfahren.“ Es habe in der Vergangenheit zahlreiche Beschwerden über den jetzigen Zustand gegeben. Mit der Teileinziehung der Schartauer Straße kommt ein weiteres Problem auf die Innenstadt zu. Zwar gelten für Radfahrer die gleichen Regeln wie für Autos oder Lkw. Es hält sich nur kaum daran. „Das ist noch ein ganz anderes Problem“, sagt Heiko Jerkowski. „Ich bin viel mit dem Rad unterwegs. In der Fußgängerzone schiebe ich immer, aber das machen nicht alle so“, sagt auch Stadträtin Barbara Scheppe (Die Linke).

Wenn sich beim heutigen Stadtrat alle Fraktionen für die Teileinziehung entscheiden, tritt die Neuregelung mit Veröffentlichung in Kraft. „Bei neuer Verkehrsführung, gibt es dann auch häufiger Kontrollen“, sagt Jörg Fischer vom Polizeirevier Jerichower Land. Die Bürger müssten sich erst einmal an die neuen Regeln gewöhnen und das ginge mit Kontrollen meist schneller. Der Radverkehr in der Schartauer Straße wird momentan vor allem durch die Regionalbereichsbeamten kontrolliert. „Aber nur gelegentlich“, so Fischer.