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Forstwirtschaft Von Meistern, Azubis und Sägen

In Sachen Holz kennt sich Tobias Fechner bestens aus. Er bildet junge Menschen zu Forstwirten aus.

Von Falk Heidel 11.10.2015, 01:01

Möser/Dörnitz l „Lukas, hinten links ablassen!“ Mit vier Kurbeln an vier Ecken bringen die Fachleute eine Hebebühne in Waage. Erst dann kann der Korb wie an einer Feuerwehrdrehleiter in die Höhe fahren - bis zu zwölf Meter in Richtung Herbstsonne. Ziel ist die Krone eines Silberahorn am Straßenrand. Lehrling Lukas Schlüter hat die Kettensäge mit schnellem Riss am Seilzug gestartet. Die handliche Maschine ist lauter als ein Torschrei im Olympiastadion. Ausbilder Tobias Fechner ruft seinem Lehrling zu: „Rechts ist noch ein trockener Ast.“ Schlüter setzt die Säge an: Raaaatz, und schon fällt das dröge Gehölz auf die Straße. Der Azubi aus Möckern ist im dritten Lehrjahr. Da ist eine gewisse Routine erkennbar. Worauf es bei solchen Pflegearbeiten am Straßenrand ankommt, hat Fechner in zwei Sätzen erklärt: „Ein gerader Ansatz mit der Kettensäge soll eine möglichst kleine Schnittfläche ergeben. Und nach dem Schnitt in der Krone sollte der Baum noch wie ein Baum aussehen.“

Fechner bildet beim Bundesforst neun Lehrlinge aus. Jedes Jahr werden drei Azubis eingestellt, die sich in der Regel nach drei Jahren Forstwirte nennen dürfen. Für heute steht das Thema Verkehrssicherheit auf dem Lehrplan. Die beiden Mitstreiter von Lukas Schlüter sichern die Baustelle, niemand darf sich in der Nähe des Baumes aufhalten. Fabian Scholz und Tobias Endert haben bis zu den Gesellenbriefen noch gut zweieinhalb Jahre Zeit. Irgendwann werden auch sie oben auf der Hebebühne stehen und mit der Kettensäge Bäume verschneiden. Wie man mit solchen Maschinen umgeht, wissen sie längst. „Es ist ein riesen Vorteil, mit den jungen Leuten in solchen kleinen Gruppen arbeiten zu können“, sagt Ausbilder Fechner.

Der 45-Jahre alte Familienvater aus Lindau ist vor einigen Tagen zum Forstwirtschaftsmeister ernannt worden. „Damit unterstreicht der Bundesforst den hohen Stellenwert der Ausbildung“, erklärt Forstdirektor Reiner Aumann: „Unsere jungen Forstwirte haben auf dem Arbeitsmarkt allerbeste Karrieremöglichkeiten.“

Seit 19 Jahren wird in Altengrabow ausgebildet. Aumann: „Aus allen 50 Gesellen in diesen Jahren ist etwas geworden.“

Die Ausbildung von Tobias Fechner liegt schon etwas länger zurück. Wie die jungen Leute jetzt ist er seinerzeit an der Forstwirtschaftsschule in Magdeburgerforth in der Theorie ausgebildet worden. Nach all den Jahren hat er sich zur Meisterausbildung wieder auf die Schulbank gesetzt: 16 Wochen Vollzeitkurs im brandenburgischen Kunsterspring bei Neuruppin. Hier hat der Bundesforst zehn Forstwirte aus ganz Deutschland zu Meistern ausgebildet. Nach der Prüfung stand fest: Mit einem Notenschnitt von 1,6 hat Fechner am zweitbesten abgeschnitten. Aber: „Ich gebe zu, es war eine harte Umstellung von der Praxis hin zum fachschulischen Wissen.“

Seine Ernennungsurkunde kam per Dienstwagen aus der Landeshauptstadt. Von der Direktion Magdeburg überreichten Hauptstellenleiterin Petra Kleemann und Beatrice Baumbach (Ausbildungsleiterin) das offizielle Dokument. Damit ist Fechner im Bereich des nördlichen Sachsen-Anhalts für die praktische Lehrlingsausbildung zuständig. Seine „rechte Hand“ ist Forstwirt Axel Schröder. Koordinator der Forstausbildung ist nach wie vor Revierleiter Klaus-Dieter Doerks.

Seit 1996 wird in Altengrabow ausgebildet. Die Lehrwerkstatt befindet sich am Rande des Truppenübungsplatzes. Die Kosten für eine Ausbildung beziffert Forstdirektor Aumann auf 16 000 Euro im Jahr, inklusive Ausrüstung und Schutzbekleidung.

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