Rolandquartier Die große Leere

Die Burger Innenstadt sollte mit dem „Wohnquartier am Rolandplatz“ aufgewertet werden. Das Projekt ruht, eine Bebauung ist nicht in Sicht.

Von Mario Kraus 29.04.2016, 07:00

Burg l Mit einer großen Anzeige wurde vor vier Jahren eine Investition verkündet, die es in Kommunen nicht alle Tage gibt: Bis 2014 sollte ein Quartier gebaut werden, in dem einmal 200 Menschen leben und arbeiten sollen. Wörtlich hieß es: „In historischen Gebäuden und Neubauten werden insgesamt 102 Wohneinheiten entstehen, davon 48 für ambulant-betreute Wohngemeinschaften in vier Neubauten sowie ein Neubau … für altengerechtes und seniorenfreundliches Wohnen.“ Diese Pläne waren seinerzeit ein Trost dafür, dass die „Scharfe Ecke“ - mit der sich viele Burger identifizierten – plötzlich abgerissen wurde. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Stadt.

Und jetzt, im Jahr 2016, gibt es eine Liste von Fragen, weshalb nach dem Abriss von Gebäuden auf dem Gelände noch immer kein Spatenstich mit Prominenz jeglicher Coleur über die Bühne gegangen ist. Wird die große Leere womöglich auch das Laga-Jahr 2018 überdauern? Es steht zu befürchten.

Fakt ist: Eine Wohnbebauung wird es in naher Zukunft nicht geben. „Wir können zurzeit nicht sagen, welche Richtung der Investor, dem auch das Grundstück gehört, für dieses Areal einschlagen wird. Stadtverwaltung und Stadtrat haben alles getan, um das Projekt auf die Beine zu bringen“, umschreibt Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) die vertrackte Situation.

In der Tat hat die Stadt nach Informationen der Volksstimme rund 2,8 Millionen Euro als Fördermittel bereitgestellt. Nachdem der Vertrag zweimal verlängert wurde und kein Baustart beziehungsweise eine endgültige Finanzierung in Sicht war, kam es zu Beginn des Jahres zur Kündigung durch die Stadt. „Wir mussten die Reißleine ziehen“, sagte ein Stadtratsmitglied, das mit dem Vorhaben eng vertraut war. Nach Recherchen der Redaktion hatte sich im vergangenen Jahr auch eine von drei Banken zurückgezogen; zudem soll sich kein Betreiber für die betreuten Wohnungen gefunden haben. „Die Investition war insgesamt zu teuer geworden und nicht mehr umsetzbar.“

Bürgermeister Rehbaum bedauert die Entwicklung – und gibt die Hoffnung nicht vollends auf: „Wir bleiben mit dem Investor im Gespräch. Auch er ist an einer grundsätzlichen Lösung – sicher in anderen finanziellen Dimensionen – interessiert.“ Dass es eine ähnliche oder verkleinerte Bau-Variante geben könnte, hält der Stadtchef für nicht ausgeschlossen. Der Investor hat auf Mail-Anfragen der Volksstimme bisher nicht geantwortet.

Für Clemens Engel (CDU), den Vorsitzenden des Bau- und Umweltausschusses im Stadtrat, ist klar, „dass es so im Interesse der Stadtentwicklung nicht bleiben kann. Wir werden am Thema dran bleiben“. Engel erwartet auch eine klare Position vom Investor im Interesse der Stadt.

Für die Linken im Burger Stadtrat ist mit der derzeitigen Lage genau der Zustand eingetroffen, „den wir befürchtet haben“, sagt Fraktionschef Kerstin Auerbach. „Dafür wurden wir seinerzeit belächelt.“ Die Linke hatte sich gegen einen Vertragsabschluss mit dem Investor ausgesprochen. Sarkasmus versprüht derweil Frank Endert, Chef der Fraktion Freie Wähler/Endert. „Wir lassen dort Weihnachtsbäume wachsen. Dann haben alle Burger einmal etwas davon ...“