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Sexuelle Belästigung An den Oberschenkel gefasst?

Der Prozess gegen den Burger Schulleiter aus sexueller Belästigung wird fortgesetzt. Dieses Mal kamen Nebenklägerinnen zu Wort.

Von Thomas Pusch 24.11.2020, 00:01

Burg l Drei Zeuginnen, die auch als Nebenklägerinnen auftraten, waren gestern, 23. November, zum dritten Verhandlungstag im Prozess gegen den Leiter einer Sekundarschule aus dem Jerichower Land geladen. Ihm wird vorgeworfen, mehrere Schülerinnen sexuell belästigt zu haben. Da sie noch minderjährig sind, sagten zwei Zeuginnen unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Sowohl Verteidigung als auch die Anklagevertreter hatten dem Antrag des Gerichts zugestimmt.

Öffentlich hingegen schilderte eine 19-Jährige, was sich vor rund vier Jahren an der Schule abgespielt haben soll. Sie ist mittlerweile Auszubildende. Gegen Ende der sechsten Klasse sei es gewesen, als es zu einem ersten Übergriff im Sportunterricht gekommen sei. „Ich hatte Bockspringen nie mitgemacht, weil ich das nicht konnte“, schilderte sie. Der Lehrer habe sie dann aber dazu überredet, und am Po über den Bock gehoben. Aus Angst vor einer Wiederholung der unangenehmen Hilfestellung habe sie sich auf die Bank gesetzt, nicht mehr am Sportunterricht teilgenommen.

Das sei auch nicht der einzige Zwischenfall in der Sporthalle gewesen. Häufiger sei der Angeklagte schon zwei Minuten, nachdem die Schülerinnen in die Umkleidekabine gegangen waren, gefolgt. „Er hat uns dann immer ganz komisch und eklig angeguckt“, beschrieb die Zeugin. Von da an habe sie den Sportunterricht geschwänzt, um weiteren Begegnungen mit diesem Lehrer aus dem Weg zu gehen. Doch sei es zu weiteren Begegnungen gekommen. So sei ihr der Schulleiter auf dem Flur begegnet, habe sie in ein Gespräch verwickelt, ihr dann wiederum an den Po gefasst. Sie habe das Gespräch sofort abgebrochen und mehrere Minuten auf der Toilette um Fassung gerungen.

Als Klassensprecherin sei sie bei einer anderen Gelegenheit ins Büro des Schulleiters zitiert worden. Nach ihren Erfahrungen habe sie ihre Klassenlehrerin mitnehmen wollen, ohne sie über die Geschehnisse aufzuklären. Doch die sollte ohnehin nicht an der Besprechung teilnehmen. Er habe ihr einen Arm auf die Schulter gelegt, sie am Oberschenkel angefasst, dann wieder am Po berührt und gedroht: „Wenn ich jemandem etwas davon sage, fliege ich von der Schule“. Danach habe sie mit zwei Klassenkameradinnen beschlossen, sich der Klassenlehrerin zu offenbaren. Die habe auch Unterstützung zugesagt, sei dann aber krank geworden. Dann hätten die Schikanen begonnen. „Ich vermute, dass die Stellvertreterin uns verpetzt hat“, so die Zeugin. Mehrere Male habe nun der Schulleiter sie des Drogenkonsums verdächtigt und Drogentests gefordert; allesamt seien sie negativ gewesen. Nicht immer stimmten die Aussagen der Zeugin mit dem Vernehmungsprotokoll bei der Polizei vom September vergangenen Jahres überein. Manchmal brachte sie erst auf mehrmaliges Nachfragen die Zusammenhänge wieder auf die Reihe.

Der Prozess wird am Montag, 30. November, fortgesetzt. Dann sollen mehrere Lehrer gehört werden.