Zwei Loburger Einrichtungen werden als "Schwalbenfreundliches Haus" ausgezeichnet An der Tankstelle und auf Reiterhof sind Schwalben gern gesehene "Untermieter"
Dr. Christoph Kaatz vom Storchenhof Loburg hat zwei Einrichtungen in Loburg als "Schwalbenfreundliches Haus" ausgezeichnet. Die Aktion wurde vom Nabu Sachsen-Anhalt ins Leben gerufen.
Loburg l Über eine Plakette und eine Urkunde durften sich die Tankstelle Classic und der Familienreiterhof Muschert freuen. Dr. Christoph Kaatz und Sophie Humpert aus Wittenberg, die derzeit ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) auf dem Storchenhof Loburg absolviert, zeichneten die beiden Loburger Einrichtungen aus.
Für Tankstellenchefin Isolde Hänsel gehören die Schwalbennester mittlerweile zum Alltag. Seit ein paar Jahren sind die Vögel dort heimisch. "Man hat zwar einen zusätzlichen Aufwand zur Sauberhaltung der Tankstelle, aber es gab noch keine Beschwerden von Kunden", so Isolde Hänsel.
Auch auf dem Reiterhof Muschert gehören die Schwalben zum Alltag. Dagmar Muschert: "Die Schwalben machen schon etwas Arbeit. Aber sie sind auch jeden Tag eine Freude." Im Reitstall befinden sich derzeit 17 Nester von Rauchschwalben, die ihre zweite Brut aufziehen. Bei Regen, erzählt Dagmar Muschert, sind die Schwalben mehr drin. Zuhause bei Dagmar Muschert sind Mehlschwalben als "Untermieter" eingezogen.
Für Dr. Christoph Kaatz ist es wichtig und erfreulich, dass sich möglichst viele Menschen um die Schwalben kümmern. "In den letzten 25 Jahren ist der Bestand einiger Schwalbenarten um 25 bis 50 Prozent zurückgegangen", so Dr. Christoph Kaatz.
Der Nabu Sachsen-Anhalt hat in diesem Jahr eine Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" gestartet, die auch in anderen Bundesländern erfolgreich läuft. Zusammen mit den Nabu-Gruppen in Sachsen-Anhalt zeichnet der Landesverband seit Mai schwalbenfreundliche Hausbesitzer und ihre Immobilie mit einer Plakette aus. Bewerben können sich Hausbesitzer, die das Brutgeschehen der wendigen Flugkünstlern und Sommerboten dulden und fördern, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof oder ein Industriegebäude handelt.
Nicht asphaltierte Feldwege und Hofeinfahrten, ideale Orte für die Schwalben, um feuchten Lehm für den Nestbau zu sammeln, sind heute eine Seltenheit. Mehlschwalbennester fallen auch teilweise überzogenen Hygienevorstellungen von Hausbesitzern zum Opfer und werden illegal von der Hauswand entfernt.
Die an Hausfassaden nistenden Mehlschwalben wie auch die in Ställen oder Schuppen nistenden Rauchschwalben sind hierzulande in ihren Beständen gefährdet. Eine der Hauptursachen dafür ist die mutwillige Beseitigung von Nestern oder die gezielte Störung der Vögel beim Bau der Nester durch den Menschen. Dabei gibt es für das Problem der verschmutzten Hauswände eine ganz simple Lösung. Ein einfaches Brettchen, das unterhalb des Nestes angeschraubt wird, fängt den Schwalben-dreck auf. Das Sauberkeitsempfinden der Besitzer, Gäste und Nachbarn ist also keine Ausrede mehr. Im Gegenteil: Umfragen in Tourismusregionen haben gezeigt, dass Urlauber das Vorkommen der wendigen Flugkünstler begrüßen und so genannte Vergrämungsmaßnahmen wie Drähte, Seile oder Flatterbänder dagegen als abstoßend empfinden.
Die Nabu-Aktion bezieht sich insbesondere auf Häuser mit (belegten) Schwalbennestern. Es kann und soll aber jedes Haus ausgezeichnet werden, das in irgendeiner Weise "vogelfreundlich" ist. Sei es, dass aktiv Nistmöglichkeiten geschaffen werden oder Vogelnester von den Hauseigentümern toleriert und erhalten werden, zum Beispiel neben Mehl- und Rauchschwalbe auch Mauersegler, Haussperling und andere gebäudebrütende Arten.