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Anwohner Mit Rollator durch Schweinegang

Die Anlieger des Blumenthaler Weges, den die Burger „Schweinegang“ nennen, sind sauer: Ihre Straße ist in einem jämmerlichen Zustand.

Von Andreas Mangiras 10.12.2015, 17:00

Burg l Renate Schulze, ihr Mann Wolfgang und Rolf-Dieter Kittel haben sich zu einer kleinen Anwohnerversammlung auf ihrer Straße eingefunden. Mike Stachowiak von der städtischen Bauverwaltung ist gekommen - mit Verstärkung vom Bauhof.

Im Februar hatten die Anwohner ein Gespräch bei Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD). Der hatte Abhilfe zugesagt. Wenigstens glattgeschoben werden sollte der Weg, Löcher mit Kies und Asphalt aufgefüllt werden. Passiert ist nichts.

Renate Schulze meldet sich daraufhin bei der Volksstimme. Stadtsprecher Bernhard Ruth kennt die Problematik. Fachleute und Bauhof hätten sich seinerzeit die Straße angesehen. Die Stadt arbeitete mit den Ortschaften an einer Prioritätenliste für den Straßenausbau. Sie liegt jetzt vor. Der Stadtrat muss noch grünes Licht geben. Der Blumenthaler Weg ist nicht dabei. Die klamme Stadt hat viele Baustellen. Das Finanzhemd ist viel zu kurz. Die Prioritätenliste für den Straßenbau vereint das Drängendste vom Drängenden. Sie legt eine Reihenfolge fest. In welchem Tempo sie abgearbeitet wird, hängt vom Kassenstand ab.

Ruth sichert zu, dass für kurzfristige Abhilfe Bauverwaltung und Bauhof in den Blumenthaler Weg kommen. Eine halbe Stunde später ist es soweit: Ortstermin. Kann es eine Lösung geben?

Mike Stachowiak entschuldigt sich zunächst. Die Problematik sei ihm seinerzeit übertragen worden. Jetzt will er helfen, macht er deutlich.

Die weitgehend unbefestigte Passage zwischen Grünstraße und Kreuzganz strotzt vor Schlaglöchern. Jetzt, in dieser Jahreszeit, reiht sich Pfütze an Pfütze unterschiedlichster Tiefe. Renate Schulze, die hier wohnt, begibt sich regelmäßig auf Slalomtour, wenn sie die Mülltonne über knapp 100 Meter bis zur Grünstraße vorrollen muss, weil Abfuhrtag ist. Und danach geht das Ganze wieder retour. Für das Müllfahrzeug ist die als Einbahnstraße ausgewiesene Schluppe von der Grünstraße aus viel zu eng.

Betroffen von der Straßenmisere sind auch die Bewohner und Beschäftigten des Seniorenzentrums Bethanienstraße. Mitarbeiter erreichen nur über die Holperpiste den Parkplatz am Haus.

Während es Ortstermins müht sich eine Seniorin mit Rollator und Begleitung in Richtung Grünstraße. Ein Kraftakt, ein Zumutung. Betreten wird dies beobachtet von den Teilnehmern am Ortstermin.

„Das alles geht doch gar nicht mehr“, schimpft Renate Schulze. Zu Fuß besteht hier mit den Schlaglöchern eine enorme Unfallgefahr. Auch für die Autos sei die Passage eine Zumutung.

„Mit dem Bau des Parkplatzes für das Seniorenzentrum hätte gleich der Ausbau der Straße mit in Auftrag gegeben werden müssen“, sagt Rolf-Dieter Kittel. Das ist nicht passiert. Nun soll erstmal der nahe Kreuzgang, eine Hauptstraße, ausgebaut werden.

Eine Anliegerstraße, wie den Blumenthaler Weg auszubauen, würde auch Kosten für die Anwohner bedeuten. „Natürlich würden wir unseren Anteil tragen, wenn es hier eine ordentliche Straße geben soll“, sagt Renate Schulze. „Wir leben hier.“

An den Fassaden der Häuser ist zu sehen, was Schmutz und Nässe mit dem Putz anrichten. Wahrscheinlich greift beides auch die Bausubstanz an.

Ein Auskoffern der Straße, dann auffüllen und verfestigen sind nach Mike Stachowiaks Ansicht nicht machbar. Hier liegen Wasserleitungen. Deren Stutzen könnten Schaden nehmen. Alte Betonplatten, die aus der Kirchhofstraße stammen, hier verlegen? Die sind alle kaputt, macht man heute auch nicht mehr, sagt Stachowiak.

Es kann nur eine provisorische Entlastung geben. Ein Ausbau des Blumenthaler Weges ist nicht in Sicht.

Per Handy ruft Stachowiak ein Unternehmen an, dass in der Nähe, in Schartau, für die Kommune gerade Wege glattschiebt. Er ist sichtlich um Entspannung der Lage bemüht.

Zehn Minuten später ist die Firma da. Helfen kann sie nicht. Die Schiebetechnik ist zu breit für den Blumenthaler Weg.

Schulzes und Rolf-Dieter Kittel lassen nicht locker. „Die Nässe muss weg, eher können wir hier nichts machen“, sagt Mike Stachowiak. „Rufen Sie im Bauhof an, dann kommen wir.“

„Darauf können Sie sich verlassen“, entgegnet Renate Schulze. Die Anwohner wollen nicht locker lassen, auch wenn es nur Flickschusterei sein wird. Aber sie hilft fürs Gröbste.