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Truppenabzug Auch für Burger Logistiker endet der Bundeswehreinsatz in Afghanistan

Der internationale Afghanistan-Einsatz läuft für die Bundeswehr aus. Die mehr als 1000 Soldaten werden abgezogen. Volksstimme-Redakteur Mario Kraus sprach dazu mit Fregattenkapitän Michael Hinz. Der Bataillonskommandeur aus Burg kam erst vor Kurzem aus Mazar-e-Sharif zurück.

Aktualisiert: 26.4.2021, 07:08
Die Soldaten des Burger Logistikbataillons waren auch beim jüngsten Einsatz in Afghanistan mit dem Umschlag und Transport verschiedenster Waren und Güter beschäftigt.
Die Soldaten des Burger Logistikbataillons waren auch beim jüngsten Einsatz in Afghanistan mit dem Umschlag und Transport verschiedenster Waren und Güter beschäftigt. Foto: Bundeswehr

Volksstimme: Herr Hinz, bevor wir zur neuesten politischen Entwicklung kommen: Welche Aufgabe hatten die Burger Soldaten des Logistikbataillons und war dieser Einsatz ein besonderer, wenn man die Pandemie betrachtet?

Michael Hinz: Das kann man sagen. Corona macht bekanntlich nicht an Grenzen Halt. Deshalb haben wir uns vor dem Abflug – also im Juni – zwei Wochen in Isolation begeben, was sich mit der Ankunft in Afghanistan zunächst fortgesetzt hat. Die Einhaltung der Hygienemaßnahmen hatte auch im Lager oberste Priorität. So waren unsere Betreuungseinrichtungen beispielsweise geschlossen. Das Zusammenleben war noch persönlicher und damit anders, eben teilweise eingeschränkter. Dass dies notwendig ist, hat natürlich jeder verstanden. Trotz allem haben wir unseren Auftrag natürlich erfüllt.

Was konkret hatte der zum Inhalt?

Im Rahmen des so genannten Train Advise and Assist Command North (TAAC-N) ist Deutschland im für Ausbildung, Training und Beratung der afghanischen Streitkräfte verantwortlich. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, braucht es zahlreiche Unterstützungskräfte, die in einem multinationalen Verband von etwa 400 Soldatinnen und Soldaten zusammengefasst sind und den ich führen durfte. Wir als Logistiker waren– etwas vereinfacht gesagt – mit dafür verantwortlich, eine militärische Kleinstadt am Laufen zu halten. Vom Transport, Umschlag von Waren, Sanitätswesen bis hin zur Wasseraufbereitung und der Instandsetzung von Fahrzeugen und Material. Wir haben wieder ein breites Aufgabenspektrum absolviert. Und dies zum wiederholten Male – seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan 2001 waren Angehörige des Bataillons ca. alle zwei Jahre vor Ort.

Gehörten auch Transporte außerhalb des Lagers dazu?

Ja natürlich. Das gehört mit dazu.

Sie erwähnten, dass das Bataillon zum wiederholten Mal am Hindukusch stationiert war. Die Sicherheitslage hat sich nicht gerade verbessert. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Die Situation ist auf jeden Fall unruhig. Die Angriffe der Taliban richten sich nicht in erster Linie gegen die ausländischen Streitkräfte, sondern ausschließlich gegen das afghanische Militär und die Polizei. Wenngleich außer Frage steht, dass unsere Ausbildung und Beratung durchaus Früchte getragen haben. Die afghanische Armee befindet sich heute auf einem anderen Stand als noch vor Jahren und kann selbstständig handeln. Dem gegenüber stehen die Taliban, die nach wie vor stark sind und Teile des Landes kontrollieren.

Kommt der angekündigte und schnelle Abzug der ausländischen Truppen zur rechten Zeit?

Es war klar, dass auch Deutschland und andere Nato-Staaten ihre Truppen abziehen, wenn die Amerikaner das Land verlassen. Die US-Regierungen hatten das Ziel ja mehrfach angekündigt. Der Bundestag hat zwar unser Mandat bis Anfang 2022 verlängert, wir haben aber bereits während unseres Einsatzes Vorbereitungen für einen möglichen Rücktransport getroffen, wie zum Beispiel Material verpackt. Letztlich handelt es sich um eine politische Entscheidung.

Wie sehen Sie den politischen Weg in dem geschundenen Land ohne ausländisches Militär?

Ich hoffe sehr, dass das Erreichte nicht gefährdet wird und ein echter Friedensprozess mit einem dauerhaften Waffenstillstand in Gang kommt. Das wäre auch im Sinne der Menschen. Aber ohne Kompromisse auf beiden Seiten wird es nicht gehen. Dies betrifft die Regierung wie auch die Taliban.

Die Pandemie-Bekämpfung ist zwar keine militärische Angelegenheit, aber das Bataillon ist damit stark beschäftigt, wie die Volksstimme in Berlin erleben durfte. Wie lange werden Sie auf diesem Feld noch tätig sein?

Ja. Das ist in der Tat eine große Baustelle, mit der wir vor zwei Jahren noch nicht gerechnet hätten. Unsere 270 Soldatinnen und Soldaten übernehmen diese Aufgaben wirklich gern und sind mit ganz viel Herzblut dabei – ob in den Impfzentren oder in den Gesundheitsämtern. Diese Aufgaben werden wir bis in den Sommer mit übernehmen, ohne einen genauen Abschlusstermin sagen zu können. Trotz allem müssen wir uns natürlich auf unsere originären Aufgaben konzentrieren, sprich die Landes- und Bündnisverteidigung. Auch wenn der öffentliche Fokus derzeit verständlicherweise auf der Pandemie liegt, werden die sicherheitspolitischen Herausforderungen in den kommenden Jahren nicht geringer. Dafür braucht es eine starke und flexible Bundeswehr. Dazu werden wir Burger Logistiker unseren Beitrag leisten – genau wie in vielen Jahren in Afghanistan.