18-jährige Gommeranerin fliegt am Montag nach Sangli und leistet dort Freiwilligendienst Auf und davon: Lea hilft Waisenkindern in Indien
Mit Spannung erwartet Lea Kirsch aus Gommern den kommenden Montag. Dann wird sie in ein Flugzeug steigen und Deutschland für ein Jahr verlassen. Die Abiturientin wird ein Jahr lang Waisenkinder betreuen. In Indien.
Gommern l Lea Kirsch lächelt. "Als ich meine Bestätigung bekommen habe, hieß es, ich würde in einem Projekt im ländlichen Raum eingesetzt werden", erzählte die 18-jährige Gommeranerin. "Ich war dann schon etwas erstaunt, was in Indien als ¿ländlich\' gilt." Sangli, so heißt die Stadt, in der sie das kommende Jahr verbringen wird, hat 400 000 Einwohner. "Das ist der Stand von 2007", fügt sie an.
Das Projekt habe sie überzeugt, erzählt das zierliche Mädchen mit den strahlenden Augen. Dass sie nach dem Abitur eine Zeit im Ausland verbringen wolle, war ihr schon lange klar gewesen. "Eigentlich wollte ich gern nach Mexiko", berichtet sie weiter. Dort sei sie schon einmal gewesen und habe sich in Land und Leute verliebt. "Nur wurde die dortige Einrichtung aus dem Förderprogramm heraus genommen." Weil sie sich aber gleich für mehrere Projekte beworben hatte, bekam sie einen Aufenthalt in Indien angeboten und sagte zu. "Indische Waisenhäuser sind international. Menschen aus anderen Ländern können dort Kinder adoptieren." Sie solle dort einen westlichen Einfluss einbringen, erzählt sie. "Damit die Kinder auch schon einmal einen weißen Menschen gesehen haben", betont sie.
Das sei in Indien eben nicht alltäglich. "Mit dem Mädchen, dass jetzt gerade die Stelle hat, habe ich mich ausgetauscht. Sie meinte, ich müsse mich darauf einstellen, regelrecht angestarrt zu werden." Weiß gelte in Indien als Schönheitsideal. "Viele Gottheiten werden hell dargestellt, die Menschen benutzen sogar bleichende statt normaler Hautcreme, um heller zu werden." Es sei eben eine ganz andere Kultur.
"Nein, Angst habe ich nicht, ich bin aufgeregt, sicher. Aber vor allem vor Freude", gibt sie zu. Gereist ist sie schon sehr viel, sie könne nicht sagen, in wie vielen Ländern sie überhaupt schon war. "Aber es waren nie Strandurlaube, meine Eltern mögen so etwas nicht. Wir waren immer direkt im Land, zuletzt auf einer Tour durch Namibia und Botswana", erklärt sie. Das habe sie geprägt. "Ich möchte Menschen helfen und mich einbringen", sagt Lea. So sei sie auf "weltwärts" gestoßen. Das ist der entwicklungspolitscher Freiwilligendienst der Bundesrepublik. Junge Menschen werden in Entwicklungsländer entsandt, um dort Projekte zu unterstützen. Im Gegenzug sammeln die Freiwilligen Erfahrungen. Gefördert werden die Aufenthalte vom Bund zu 75 Prozent. "Den Rest muss ich bestreiten, rund 1800 Euro", sagt das vielseitig interessierte Mädchen. "Einen Großteil konnte ich dadurch erhalten, dass ich meine Harfe für die Zeit meiner Reise vermietet habe." Den Rest will sie durch Spenden erhalten. "Das ist bei solchen Aufenthalten normal. Der Träger des Aufenthaltes stellt auch Spendenbescheinigungen aus", erklärt sie. Zunächst haben ihre Eltern jedoch das Geld vorgeschossen.
Rund 100 Euro hat Lea dort im Monat zur Verfügung. "Für indische Verhältnisse ist das sehr viel", weiß sie. Sie weiß auch, dass sie auf vieles verzichten muss. "Einen europäischen Standard gibt es dort nicht." Einen Koffer will sie mitnehmen. "Nur das Nötigste. Ich nehme nur die Kleidung mit, die ich trage und noch für weitere drei Tage." Schnellsmöglich will sie sich kleiden, wie es dort üblich ist. "Dann sehe ich wenigstens von hinten aus wie alle anderen", scherzt sie. Marathi, eine der 23 indischen Amtssprachen, bringt Lea sich selbst etwas bei.
Besonders freut sie sich auf das Essen. "Hühnchen und Reis in vielen Varianten, und sehr scharf ist typisch." Was die indischen Restaurants hierzulande anbieten, "ist für Europäer abgemildert." Ihre Vorgängerin habe sieben Kilo abgenommen, "weil das Essen so scharf war. Als sie sich daran gewöhnt hatte, hat sie aber gleich fünf Kilo zugenommen, weil es so lecker ist", meint Lea, die schon seit Wochen ihr Essen kräftig würzt, um vorbereitet zu sein.
Ihre Eindrücke wird Lea in einem Blog festhalten. Dort stehen auch weitere Informationen zu ihrem Aufenthalt in Indien.