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  7. Ausgelegte "leichte Beute" soll Seeadler von den Großtrappen ablenken

Im Fiener Bruch wird wieder ausgewildert / Ablenkungsfütterung auf Truppenübungsplatz Ausgelegte "leichte Beute" soll Seeadler von den Großtrappen ablenken

Von Bettina Schütze 17.08.2013, 03:13

Altengrabow/Königsrode l Junge Großtrappen, die im Fiener Bruch ausgewildert werden, sind eine leichte Beute für Seeadler. Deshalb gibt es auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow eine Ablenkungsfütterung für die Seeadler.

Auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow betreibt der Förderverein Großtrappenschutz aktuell wieder eine Ablenkfütterung fu¨r Seeadler. "Sie dient dem Schutz der Großtrappen im Fiener Bruch.

Mit der Ablenkfütterung sollen die Adler, die bisher zur Futtersuche regelmäßig zum Fiener Bruch geflogen sind, von den Großtrappen als Beute abgelenkt werden", berichtet Dorothée März, Koordinatorin des Schutzprojektes im Fiener Bruch.

Die an der Fütterung für die Adler ausgelegte "leichte Beute" soll sie auf den Truppenübungsplatz locken und sie dort halten. "Vor allem wa¨hrend der Auswilderung von jungen Großtrappen, die in der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburgs künstlich erbrütet und aufgezogen wurden, mu¨ssen Beutezüge von Seeadlern auf die Jungvögel vermieden werden" erklärt Dorothe´e März.

In der Vergangenheit war es während der Eingliederung der handaufgezogenen Jungtrappen in den vorhandenen Wildbestand immer wieder zu Angriffen von Seeadlern auf die anfangs noch unbeholfenen Tiere gekommen.

Das Betreiben der Adler-Ablenkfütterung während der Auswilderungsphase soll solchen Verlusten vorbeugen. "Schon im vergangen Jahr hat sich diese Schutzmaßnahme sehr gut bewährt und den Jungtrappen ihren holprigen Start in das Leben im Fiener Bruch erleichtert", berichtet März.

Begonnen wurde die Ablenkfütterung mit einem Probebetrieb während der Monate Januar und Februar 2012. Als dieser sehr erfolgreich verlief, wurde der Ablenkfütterungsbetrieb während der letztjährigen Großtrappen-Auswilderung von Anfang Juli bis November 2012 erneut aktiviert.

Mindestens sechs Seeadler konnten in dieser Zeit immer wieder am Fütterungsplatz dokumentiert werden. Darunter waren mindestens vier Jungadler. Die eingezäunte Ablenkfütterungsstelle wird regelmäßig mit totem Schalenwild für die Seeadler bestückt. Da die für Seeadler schädlichen Bleireste in den Wildkadavern ausgeschlossen werden müssen, findet hierbei ausschließlich Unfallwild Verwendung.

Finanziell gefördert wird die Maßnahme mit Mitteln der Jagd-Abgabe des Landes Sachsen-Anhalt.

23 Jungtrappen in die Freiheit entlassen

Seit dem 24. Juli ist die Auswilderung im Fiener Bruch wieder voll im Gange. Erfreulicherweise sind es in diesem Jahr 23 Jung-Trappen, die von der Vogelschutzwarte zur Verfügung gestellt werden konnten. Um möglichst alle Jungtiere unversehrt ins Fiener Bruch entlassen zu können, wurde seit Mitte Juli auch der Ablenkfütterungsbetrieb auf dem Truppenübungsplatz wieder aufgenommen.

Das europäische Vogelschutzgebiet Fiener Bruch und dessen Umland sind mit zwei weiteren Schutzgebieten Lebensraum der letzten Großtrappen in Deutschland.

Mit einem Körpergewicht von bis zu 16 Kilogramm zählt die Großtrappe zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Erde. In Deutschland ist sie eine der am stärksten gefährdeten Tierarten. Um die Jahrtausendwende war die Trappe hier sogar kurz davor, gänzlich auszusterben.

Durch intensive Schutzbemühungen konnte sich der Trappenbestand in Deutschland bis heute wieder auf insgesamt knapp 140 Tiere erhöhen. Damit dieser Aufwärtstrend anhält, bedarf es noch vieler gemeinsamer Anstrengungen.

Daher ist der Förderverein Großtrappenschutz um jede Mithilfe dankbar. Um die Fütterungsstelle beständig mit Unfallwild bestücken zu können, ruft die Projektkoordinatorin alle Jäger, deren Reviere sich rund um das Fiener Bruch befinden, zur Unterstützung auf: "Liebe Jäger, Ihre Mithilfe ist gefragt! Bitte unterstützen Sie das Schutzprojekt für die Großtrappen im Fiener Bruch, indem Sie uns bis November Ihr Unfallwild für die Seeadler-Ablenkfütterung zur Verfügung stellen."

Nach telefonischer Benachrichtigung unter Telefon (01 74) 7 14 16 83 wird Dorothée März rasch für den Abtransport des verunglückten Wildes sorgen.