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Bauen Platz für 29 Familien auf einem Hektar

In Gerwisch erwacht eine lange ungenutzte Fläche zu neuem Leben. Bagger und Baufahrzeuge schaffen Platz für die Vision der Investoren.

Von Christian Luckau 11.12.2018, 05:00

Gerwisch l Es waren die stetigen Anfragen nach Baugrundstücken, die Raphael Deipenbrock und seine Frau Jacqueline Saueressig-Deipenbrock dazu veranlasst haben, zwei brachliegende Grundstücke in direkter Nachbarschaft zu erwerben. Die 4500 und 4800 Quadratmeter großen Flächen hat das Gerwischer Ehepaar zu einer zusammenlegen lassen und so die Möglichkeit der Bebauung und Einfahrt über die Bahnhofstraße geschaffen.

„Wir haben überlegt, was machen wir mit den Flächen, und uns entschieden ein kleines Baugebiet entstehen zu lassen. Mit der Gemeinde haben wir den Bebauungsplan erarbeitet und so fünf Grundstücke für junge Familien entstehen lassen“, erklärt Raphael Deipenbrock. Er kommt nicht umhin zu erwähnen, dass eben genau diese fünf Grundstücke bereits verkauft sind. „Vier Gerwischer und ein Magdeburger Pärchen werden hier demnächst bauen“, fügt er an. Das war auch sein Wunsch. „Wir wollen Wohnraum für junge Familien schaffen, weil es in Gerwisch keine Baugrundstücke mehr gibt.

Sein Herz hängt aber nicht so sehr an den vier Baugrundstücken mit Größen von jeweils 1000 Quadratmetern, sondern an dem großen zentralen Gebäude auf der Gesamtfläche.

Die Bezeichnung „alte Ingenieursschule“ mögen Saueressig-Deipenbrocks nicht so gern hören, schließlich wird hier nicht Altes beendet, sondern etwas vollkommen Neues geschaffen. Dafür nehmen die Bauherren so einiges an Stress auf sich, wie Deipenbrock erzählt.

Was er meint, macht er an einem Beispiel fest. Die Koordination mit den Netzbetreibern, egal ob Wasser, Strom oder Gas, sei nicht einfach. Weil die Wasserleitungen bereits verlegt sind, die Gasleitungen vom Netzbetreiber aber erst in drei Monaten verlegt werden können, wird die Erde auf dem Gelände zwei Mal umgeschichtet, denn alle Gräben müssen neu geöffnet werden. Dieser Fall und andere führten für Saueressig-Deipenbrocks nach eigenen Angaben zu Baukostensteigerungen von rund 400.000 Euro und das bei einem Investitionsvolumen von rund drei Millionen Euro.

Die werden vor allem in die Sanierung des zentralen, vieretagigen Gebäudes gesteckt, das später nicht nur mit 24 Wohnungen im Loftstil aufwarten kann. Sie werden auf einer Gesamtfläche von 1900 Quadratmetern entstehen und eine Größe zwischen 54 und 112 Quadratmetern besitzen.

Vor allem die Wärmedämmverbundfassade, die Erdwärmeheizung, den wärmeisolierenden Dachaufbau und die 100 Kilowatt-Peak Photovoltaikanlage will Raphael Deipenbrock besonders erwähnt wissen. Sie führen zu einem energiearmen Haus mit dem KfW-Standard 55. Mit diesem wird die Klassifizierung der Energieeffizienz eines Gebäudes zu einem Referenzgebäude angegeben. Saueressig-Deipenbrocks Gebäude wird nur 55 Prozent von dem eines Referenzhauses an Energie benötigen. „Wir gehen davon aus, dass deshalb die Nebenkosten gering ausfallen werden. Zudem planen wir ein Mieterstromprojekt in der Zukunft“, erklärt der Investor. Er geht zudem davon aus, dass es im Sommer lange kühl in den Wohnungen bleiben wird, auch weil die Außenwände gut 42 Zentimeter stark sind. Dennoch hat er die Möglichkeit zur Installation eigener Klimageräte geschaffen.

Auch bei der Aufteilung der Wohnungsflächen hat der Rechtsanwalt nichts dem Zufall überlassen. Nicht nur, dass das gesamte Gebäude barrierearm ist und über einen eigenen Fahrstuhl verfügt, auch die Flure sind, farblich so gestalten, dass die Orientierung leichter fällt.

„Die sieben Meter tiefen Räume waren eine Herausforderung“, gibt auch Jaqueline Saueressig-Deipenbrock zu. Dennoch wurde laut den beiden Investoren an alles gedacht. Auch an genügend Abstellflächen. Nicht nur in den Wohnungen, sondern auch in einer eigens errichteten Halle, in der Fahrräder und andere Dinge eingestellt werden können. Zudem wird jeder Wohnung ein eigener Parkplatz zugewiesen.

Ganz besonders wichtig war für die beiden Gerwischer aber vor allem die Versorgung mit Breitbandinternet über Glasfaser bis in jede Wohnung. Dies ermöglicht Bandbreiten bis 1000 Mbit/s. „Breitband ist äußerst wichtig für den ländlichen Raum“, erklärte auch Gemeindebürgermeister Kay Gericke, der sich selbst vor Ort ein Bild von den Planungen und Arbeiten machte. Letztere sollen im zweiten Quartal 2019 abgeschlossen sein. Ein großes Bauschild an der Zufahrt in der Bahnhofstraße in Gerwisch weist Ostern als Fertigstellungsziel aus. Dann werden die ersten Mieter einziehen können und von einem Hausmeister bei allen Belangen betreut werden.