Identität der am Niegripper See gekenterten Mädchen und Jungen bisher unbekannt Brüder retten fünf Kinder vorm Ertrinken
Niegripp. Die Brüder Andreas und Stephan Paßlack haben fünf Kinder vor dem Ertrinken im Niegripper See gerettet. Das ist gestern bekannt geworden. Wie Volksstimme-Leser Ronald Saupe informierte, ist es am Dienstag zu einem lebensgefährlichen Zwischenfall am See gekommen ist. Die drei Mädchen und zwei Jungs sollen am Nachmittag unerlaubt ein am Ufer liegenden Wassertreter flottgemacht haben und aufs Wasser hinausgefahren sein.
Paßlacks, beide seit zwei Jahren Eigentümer des Campingplatzes, waren gerade beim Verlegen einer Wasserleitung, da hörte Stephan, selbst Vater, Hilferufe, und stufte sie als ernstzunehmend ein. "Wir waren in der Nähe, aber nicht in Sichtweite des Sees, der Campingplatz war um diese Zeit noch nicht sehr belebt", berichtete gestern Andreas. Die Brüder ließen alles liegen, stürmten zum Seeufer, sahen die Köpfe im Wasser und das gekenterte Tretboot. Sie rannten sofort ins Wasser. Gut 30 bis 40 Meter weit waren die Kinder draußen. Die Kinder, geschätzt im Alter zwischen vier und elf Jahren, zappelten im Wasser.
Andreas schnappte sich das am weitesten rausgetriebene Kind und versuchte die beiden Ältesten, die panisch schrieen, zu beruhigen und fragte nach, wie viele zur Gruppe gehörten. "Sie seien fünf, rief ein Kind. Das beruhigte uns, denn ich hätte nicht gewusst, was wir hätten machen sollen, wenn eines schon untergegangen wäre."
Sein Bruder Stephan hielt die zwei jüngsten über Wasser. Als Andreas die ersten drei an Ufer gezogen und gelotst hatte, versuchte er seinem Bruder zu helfen. "Die Kleinen klammerten sich panisch an ihn", erinnert sich der Retter. Dann ging es unter Aufbietung aller Kräfte ans Ufer zurück. Dort halfen Camper, die Kinder zu beruhigen und abzutrocknen, einige holten Getränke herbei.
Die Identität der Kinder ist bis heute unbekannt. "Sie erzählten, dass sie mit ihrem Opa hier seien. Niemand kannte sie", berichtet Andreas Paßlack. Die Suche nach dem Großvater blieb erfolglos. Die Kinder hingegen nutzten die Aufregung und einen Moment der Unaufmerksamkeit und verschwanden.
"Der See ist hier tief. Das Wasser ist noch kalt. Das war schon dramatisch. Das Schlimmste war, zunächst nicht zu wissen, ob wir alle Kinder aus dem Wasser geholt hatten", blickt Andreas Paßlack zurück. Das klärte sich später auf. Zum Glück waren es die Fünf.
Im vorigen Jahr war am Niegripper See ein Mann in seinem Segelboot durch einen Stromschlag aus einer über dem See hängenden Hochspannungsleitung ums Leben gekommen. "Das muss man bestimmt nicht nochmal haben", gesteht Andreas Paßlack ein. Was er am Dienstag erlebte, "muss ich auch erstmal verarbeiten". Inzwischen überlegt er, ob er den Rettungsschwimmer-Schein macht.
Bei der Polizei war der Vorfall bis gestern nicht bekannt. Im Umkehrschluss heißt das auch: Kein Kind wird vermisst. Möglicherweise wissen die Eltern der Kinder aber bis heute nichts von den Ereignissen und der Rettungstat der Paßlack-Brüder.
"Unter Einsatz ihres eigenen Lebens retteten sie die Kinder aus dem See", meint Ronald Saupe. "Ich denke eine derartige uneigennützige Handlung sollte unbedingt in Ihrem Blatt die entsprechende Würdigung finden. Ich will die beiden für eine Lebensrettermedaille vorschlagen."
Unterdessen denkt Andreas Paßlack weiter. "Eine der nächsten Aufgaben für uns wird sein, die Boote der Camper besser zu sichern." Er schaut auf das inzwischen am Steg vertäute Tretboot, in dem Wasser steht. Einer der Schwimmpontons ist vermutlich leck. Wem das Boot gehört, ist bisher nicht geklärt. "Ich frage mich, wie die Kinder das schwere Ding ins Wasser bekommen haben. Vielleicht hatten sie Hilfe."