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6,4 Millionen Euro Bürger müssen Müllskandal auf Ziegeleigelände bei Vehlitz ausbaden

6,4 Millionen Euro, diese Summe hat der Landkreis zurückgelegt, um die Sanierung des ehemaligen Ziegeleigeländes bei Vehlitz zu finanzieren.

Von Thomas Pusch 09.05.2021, 00:00
Insgesamt 29000 Tonnen Erdreich müssen vom Gelände der ehemaligen Ziegelei Sporkenbach. Bis 2008 ist dort illegal teils belasteter Betonmüll verpresst worden.
Insgesamt 29000 Tonnen Erdreich müssen vom Gelände der ehemaligen Ziegelei Sporkenbach. Bis 2008 ist dort illegal teils belasteter Betonmüll verpresst worden. Foto: Thomas Pusch

Vehlitz

Dunkle Wolken hängen über dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Sporkenbach bei Vehlitz. Sie könnten symbolisch sein für die dunklen Machenschaften, die sich hier vor ein paar Jahren abgespielt haben. Bis 2008 ist in Hohlräumen teils belasteter sogenannter Betonmüll gepresst worden, illegal. Gleiches geschah in einer nahe gelegenen Tongrube und einer weiteren bei Möckern. Vor nunmehr 13 Jahren flog der Skandal auf. Der damalige Landrat Lothar Finzelberg wurde 2018 zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, weil das Gericht es als erwiesen ansah, dass er die illegalen Müllablagerungen gedeckt und im Gegenzug Gefälligkeiten angenommen hat.

Zur Kasse gebeten wurden aber nicht Finzelberg oder die Insolvenz gegangene Ziegelei. Die Kosten für Sanierung der oberirdischen Lagerfläche muss der Landkreis tragen, sprich die Steuerzahler aus dem Jerichower Land. Verschiedene Möglichkeiten waren durchgespielt worden, erwogen, den verseuchten Boden abzukapseln. Letztlich fiel die Entscheidung aber für die vollständige Dekontaminierung. Die umfassendste und somit auch teuerste Variante wurde zunächst auf etwa drei Millionen Euro kalkuliert.

Ursprüngliche Berechnung wurde übertroffen

Doch es wurde deutlich teurer, Untersuchungen hatten ergeben, dass auf einer noch größeren Fläche entsorgt werden müsse. Rund 30.000 Tonnen Erdreich müssen abgetragen und zu Deponien transportiert werden. Das entspricht dem Gewicht von 50 Flugzeugen des Typs Airbus 380, dem größten Passagierflugzeug der Welt. Bei etwa der Hälfte handelt es sich um gefährliches Material, dessen Entsorgung mit rund 118 pro Tonne Euro besonders teuer ist. 6,4 Millionen Euro hat der Landkreis für die Sanierungskosten zurückgelegt, der Anteil des Landes ist bei 1,5 Millionen Euro geblieben. Die Hoffnung des Landrates, dass der ebenso wie die Kosten steigen würde, hat sich nicht erfüllt.

Beim Pressetermin auf dem Gelände zeigt sich Steffen Burchhardt (SPD) denn auch besonders davon betroffen, dass die Millionen viel besser hätten angelegt werden können. „Es ist ein sehr emotionales Thema, denn es belastet die Gemeinschaft“, sagt er. Er sehne den Tag herbei, an dem hinter dieses dunkle Kapitel ein Haken gemacht werden könne. Der Kreishaushalt werde strapaziert, und er würde für diese Summe lieber eine große Schule komplett sanieren. Die gewählte Variante sei aber die richtige. „Das vollständige Beräumen ist die beste Lösung für die Umwelt und die Menschen, die gar nicht so weit von hier entfernt wohnen“, meint Burchhardt.

Der von Burchhardt herbeigesehnte Tag ist nicht mehr in weiter Ferne. 10.000 Tonnen, also rund ein Drittel, sind bereits abgefahren worden. Aufgeworfen sind bereits 60 Prozent der rund 1,8 Hektar großen Fläche, die Größe von fast vier Fußballfeldern. Die Entsorgung ist im Zeitplan. Bis zum Oktober soll der letzte Lastwagen mit belastetem Boden das Gelände verlassen haben.

Erhebliche Kostenauch für das Land

Noch bis zum kommenden Jahr werden nach Ansicht des Landesamtes für Geologie und Bergwesen die Arbeiten in den ehemaligen Tongruben Vehlitz und Möckern dauern, 2023 soll die Baustelle dann abgeschlossen sein. Bei den Tongruben wird das Material nicht abgefahren, sondern bliebt im Tagebau. Das Abkapseln ist dort möglich, ohne der Umwelt zu schaden. Die Kosten betragen für das Land 25,5 Millionen Euro, auf Vehlitz allein entfallen 14,8 Millionen.

Mitte März vergangenen Jahres wurden drei Beteiligte der Müllentsorgungsfirma vor dem Stendaler Landgericht zu Haftstrafen von vier Jahren und sechs Monaten und drei Jahren und drei Monaten sowie zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Damit ging ein jahrelanger Prozess zu Ende, der auf der Grundlage von 250 Umzugskartons gefüllt mit Akten geführt wurde.