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Corona-Krise Lebensgefährliche Angst vor der Notaufnahme

Seit Beginn der Corona-Krise kommen Patienten oftmals erst sehr spät ins Krankenhaus - auch in der Helios-Klinik Jerichower Land.

Von Thomas Pusch 18.05.2020, 12:11

Burg l 50 bis 60 Patienten werden durchschnittlich in der Notaufnahme der Helios-Klinik Jerichower Land behandelt. Seit Beginn der Corona-Krise hat es Tage mit nur noch 20 Patienten gegeben. „Das hat uns stutzig werde lassen“, sagte Thomas Klehm, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme. Offenbar hatte die Angst vor einer Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus dazu geführt, dass die Patienten fernblieben.

Die Vermutung bestätigte sich durch Fälle, die viel früher im Krankenhaus hätten behandelt werden müssen. „Beispielsweise beim Herzinfarkt oder dem Schlaganfall zählen Minuten, sonst geht immer mehr Herz- oder Hirngewebe kaputt“, nannte Klehm zwei Beispiele für die Lebensgefährlichkeit der Ansteckungsangst. Auch wer die Bauchschmerzen, die von einer Blinddarmentzündung herrühren könnten, zu spät ernst nimmt, begibt sich in Gefahr.

„Üblicherweise ist eine Appendizitis kein großer Eingriff“, erklärte Klehm. Werde die Entzündung aber verschleppt, sei der Heilungsprozess langwieriger, müssten vielleicht mehrere Operationen vorgenommen werden. Dieser Trend betreffe nicht nur die Helios-Klinik in Burg, auch in anderen medizinischen Einrichtungen sei dies zu beobachten. Die Ängste und Sorgen der Patienten würden ernst genommen, aber viele der Bedenken seien unbegründet. Nicht nur weil im Land, speziell auch im Jerichower Land, die Ansteckung sehr unwahrscheinlich sei, wie Klehm meinte. Die Helios-Klinik hat auch umfangreiche Vorkehrungen getroffen.

Jeder Patient wird am Haupteingang der Klinik oder bei einer Einlieferung mit dem Rettungswagen noch in der Wagenhalle einer qualifizierten Ersteinschätzung unterzogen und nach den bekannten Risikofaktoren für eine Covid-19-Erkrankung befragt.

Das Team der Notaufnahme empfängt den Patienten im Eingangsbereich und untersucht ihn. Begründet sich der Verdacht, wird der Patient auf eine spezielle Isolierstation verlegt.

„Hierzu haben wir in Burg eine komplette Station abgeriegelt. Unser Personal wurde besonders geschult und ausgerüstet“, so Klehm. Ein Ansteckungsrisiko könne so drastisch minimiert werden. Auch die Regeln des Abstands zu anderen Personen würden in der Klinik streng angewendet, um das Infektionsrisiko für Mitarbeiter und Patienten so gering wie möglich zu halten.

Manche Patienten würden auch nicht in die Notaufnahme kommen, weil sie befürchten, dass die Kapazitäten bereits durch Corona-Patienten ausgelastet seien. Dies sei aber auch nicht der Fall.

In der Notaufnahme würden genug Ressourcen vorgehalten, um auch alle anderen Notfallpatienten versorgen zu können, die nicht mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind.