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Coronakrise Gastronomen kämpfen ums Überleben

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie führen auch bei Gastronomen in Gommern zu Einschränkungen.

Von Thomas Schäfer 07.04.2020, 08:35

Gommern l „Ja, der Umsatz ist rapide nach unten gegangen - etwa um 70 Prozent, schätze ich“, konstatiert Mustafa Rostamzada, Chef von Efes Grill im Ehlepark in Gommern. „Wie lange wir durchhalten, kann ich nicht sagen, aber wir kämpfen. Wir sind auf alle Fälle auf die staatliche Soforthilfe angewiesen und dabei, die Unterlagen vorzubereiten.“

Normalerweise ist es im Gästeraum von Efes Grill gut gefüllt, die Leute verspeisen zu einem großen Teil ihr Essen direkt vor Ort. Seit aber die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren in Folge der Corona-Pandemie ausgesprochen worden sind, hat sich die Welt nicht nur für Mustafa Rostamzada komplett verändert. Einzelhändler, Selbstständige, Kinos, Theater, nahezu alle Unternehmen jedweder Art kämpfen ums Überleben - so auch die Gastronomen in Gommern.

Manche von ihnen haben seit zwei Wochen komplett geschlossen, andere wiederum versuchen, durch Außerhausverkauf irgendwie über die Runden zu kommen. Mustafa Rostamzada gehört zur zweiten Gruppe.

„Das ist natürlich Neuland für uns. Im Laden abholen, konnten die Kunden schon immer, aber jetzt liefern wir auch aus - und jede Straße in Gommern kennen wir auch noch nicht“, sagt Mustafa Rostamzada und lächelt. Die Preise bleiben auch bei Auslieferung gleich, Efes Grill erhebt keine Sonderkosten. „Sowas machen wir nicht“, sagt der Chef. „Wir sind für jede Bestellung, für jeden Kunden dankbar“, sagt er und kümmert sich um eine weitere Bestellung.

Hart getroffen haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch die Wasserburg. „Unsere einzige Einnahmequelle ist derzeit der Verkauf unseres selbst gebrauten Bieres, das Kunden an der Rezeption des Hotels kaufen können“, sagt Elzbieta Pastuch, Geschäftsführerin. Das Restaurant ist geschlossen, das Hotel ist nur noch für Geschäftsreisende geöffnet. „Aber es kommt niemand mehr, wir haben praktisch keine Gäste“, so Elzbieta Pastuch.

Januar und Februar sind immer relativ schwache Monate, und man hatte sich auf der Wasserburg auf den März gefreut. „Wir hatten volle Bücher, haben uns gefreut, endlich richtig loslegen zu können, aber dann kam alles anders. Die Lage ist nicht gut“, untertreibt die Geschäftsführerin der Wasserburg fast ein bisschen. „Die Umsatzeinbußen liegen nah an 100 Prozent, wir haben Anträge auf Soforthilfe gestellt, 90 Prozent der Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit.“

Hilft die staatliche Soforthilfe einem Unternehmen der Größe der Wasserburg? „Wenn wir noch längere Zeit nicht öffnen können, sieht es kritisch aus. Natürlich ist die Soforthilfe eine gute Sache, aber ich muss leider sagen, bei unserer Größe ist es ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir haben enorm hohe Fixkosten“, sagt Elzbieta Pastuch. „Wir wissen auch noch nicht, ob und wann und wie viel wir bekommen werden.“

Wie lange die Wasserburg die Schließung überleben kann, mag Elzbieta Pastuch nicht einschätzen. Sie sagt aber: „Die Maßnahmen sind natürlich sinnvoll, ansonsten würde sich das Virus ungebremst ausbreiten. Niemand möchte Verhältnisse wie in Italien oder Spanien. Es ist notwendig, dass alles geschlossen ist. Allerdings denke ich, wenn es noch ein, zwei Monate so geht, werden viele Hotels, Gaststätten und Kneipen nie wieder öffnen. Die gastronomische Landschaft wird sich verändern.“

Komplett geschlossen hat das Volkshaus in Gommern. „Außerhausverkauf oder -lieferung würde sich für uns nicht rechnen“, sagt Michael Horn, Chef des Volkshauses. „Wir müssten zu viel vorhalten und letztlich wegschmeißen - dafür ist die Nachfrage einfach zu gering“, schätzt er ein. „Und selbst wenn die Assiette noch so schön ist, es ist einfach nicht das gleiche, wie wenn man das Essen im Restaurant auf dem Teller serviert bekommt. Essen so anzubieten, da hätte ich ein wenig Bauchschmerzen - denn auch die Qualität leidet darunter. Es ist momentan eine doofe Situation, ganz ehrlich“, sagt er.

Die Angestellten des Volkshauses sind in Kurzarbeit. Komplett zu schließen, sei die beste Variante, sagt Michael Horn. „Die Nebenkosten, Lohnkosten, et cetera sind ohne die üblichen Einnahmen einfach zu hoch. Wir hoffen jetzt auf die Soforthilfe, wodurch die fixen Kosten ausgeglichen werden würden. Ebenso wie das Kurzarbeitergeld, ist das eine große Hilfe“, sagt er.

Weiterhin zeigt er sich aufgrund der staatlichen Hilfen optimistisch, lange durchhalten zu können. „Das Volkshaus wird nicht aus Gommern verschwinden. Wenn natürlich jemand schon vor den angeordneten Schließungen in Schwierigkeiten war, wird es jetzt umso schwerer.“

Wenn die Gaststätten wieder öffnen können, hofft Michael Horn, dass es wieder gut anläuft. „Man kann schwer einschätzen, ob die Leute dann erstmal ihr Geld zusammen halten. Viele waren ja auch auf Kurzarbeit und müssen selber schauen, wie es weiter geht. Wir stehen auf alle Fälle in den Startlöchern. Wir haben gerade knapp über zwei Wochen geschlossen und vermissen es jetzt schon, für unsere Kunden dazu sein.“

Genau so geht es auch Amarjit Singh Kaura, Inhaber Indische und Griechische Spezialitäten „Amarjit“ in Gommern. „Mir fehlen meine Gäste, die vielen netten Gespräche, das Beisammensitzen“, sagt er.

Nachdem klar war, dass Gaststätten schließen müssten, hat er sofort auf Außerhausbetrieb umgestellt. „Noch gibt es bei Assietten und Verpackungen für das Essen keine Engpässe - so wie beim Toilettenpapier“, sagt Amarjit und lacht. Die Kunden können telefonisch bestellen und ihr Essen abholen. Drei geringfügig Beschäftigte musste er aber entlassen, was ihm in der Seele weh tut, seine bei ihm angestellte Frau ist auf Kurzarbeit.

Er ist dankbar für die staatlichen Soforthilfen. „Ohne sie, würde es alle noch härter treffen, auch mich. Aber aufgeben kommt nicht in Frage - ich muss durchhalten.“ Amarjit schätzt, dass er 80 bis 90 Prozent Umsatzeinbußen hat.

Was ihn sehr rührt, ist, dass die Gäste beim Abholen ihrer Speisen mehr Trinkgeld als üblich geben. „Sie wissen, dass es uns momentan nicht so gut geht und sind auch froh, dass wir weitermachen.“

„Ich würde mir wünschen, dass Biergärten bald öffnen dürften, natürlich mit genügend Abstand zwischen den einzelnen Tischen. Doch egal wie lange es auch dauert, man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Die Maßnahmen sind zwar hart, aber notwendig.“

Artan Keputa, der das Griechische Restaurant Syrtaki in Gommern betreibt, sieht es genauso. Die Maßnahmen treffen jedermann hart, doch ohne sie würde es nicht gehen. Das Lokal ist seit zwei Wochen komplett geschlossen. Damit brechen 100 Prozent der Einnahmen weg. Um es ein wenig aufzufangen, wird ab dem morgigen Mittwoch versucht, den Außerhausverkauf anzukurbeln. „Wir werden allerdings nur Teile der Karte anbieten.“

Auch das Deutsche Haus in Dannigkow kämpft. „Es ist seit 1955 in Familienbesitz“, sagt Christine Knopf, Inhaberin. „So eine Situation hatten wir aber noch nie.“ Ihr bei ihr angestellter Mann ist in Kurzarbeit, um Kosten zu sparen.

Um überhaupt etwas Geld einzunehmen, wird Außerhausverkauf angeboten. „Wie wir das schaffen, müssen wir erstmal sehen“, sagt Christine Knopf. Die Soforthilfen begrüßt auch sie, schränkt jedoch ein: „Solang wir die laufenden Kosten mit dem jetzigen Verkauf decken können, brauchen wir die Hilfen nicht. Doch wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, werden wir sie natürlich auch in Anspruch nehmen. Auf Unterstützung vom Staat angewiesen zu sein, ist ein seltsames Gefühl. So etwas möchte man eigentlich nicht - aber es kann vielen die Existenz sichern.“