Bräuche Der letzte Weg in der Bestattungskutsche
Einen würdevollen Abschied mit der Bestattungskutsche und Hochzeitsfahrten macht der Reiterhof Dame in Wahlitz möglich.
Wahlitz l Wenn es mit der Pferdekutsche zur Trauung gehen soll, dann wünschen es sich die Paare „wie im Märchen“. Die weiße Kutsche von Schimmeln gezogen, wird wesentlich öfter gewählt als die dunkelblaue Kutsche mit den Rappen. Das ist die jahrelange Erfahrung des Reiterhofes Dame in Wahlitz.
Für den schönsten Tag im Leben wird die Hochzeitskutsche mit Girlanden geschmückt, versetzt mit weißen Schleifen zur Trauung, silbernen zur silbernen Hochzeit und goldenen zur goldenen Hochzeit. „Den Pferden werden die Mähnen geflochten und sie werden bandagiert, damit sie sauber sind“, erklärte Reinhard Dame, Seniorchef des Reiterhofes. Im schwarzen Anzug und Zylinder nimmt der Kutscher auf dem Bock Platz. „Wir brauchen gut drei Stunden für die Vorbereitungen“, setzte Juniorchef Stefan Dame hinzu. Die romantische Fahrt sei eine der wunderschönsten Hochzeitsbräuche.
Die Hochzeitskutsche fährt Paare nicht nur in Gommern zum Standesamt oder zur kirchlichen Trauung. „Wir verladen die Kutsche auch und fahren bis Halle oder Berlin“, sagte Reinhard Dame.
Für Familienfeiern oder zu Vereinsausflügen erfreuen sich nach wie vor Kremserfahrten großer Beliebtheit. Bis zu 20 Personen passen auf einen Wagen. Nicht selten führt der Ausflug zu einer Kaffeetafel an einem lauschigen Plätzchen im Grünen. Egal für welchen Zweck, jede Kutsche muss TÜV-geprüft sein. So auch das Bestattungswagen-Gespann, das der Reiterhof vor einigen Jahren aus Bayern erwarb.
Laut Reinhard Dame gibt es im näheren Umkreis keinen anderen Sargwagen, der von Pferden gezogen werden kann, ob zwei- oder vierspännig. „Mit dem Trauerzug, der der Kutsche folgt, wird dem Verstorbenen auf einer ganz besonderen Art und Weise die letzte Ehre erwiesen.“
Für den letzten Weg per Gespann entscheiden sich längst nicht nur Pferdeliebhaber, auch natur- oder geschichtsverbundene Menschen wählen diese Transportform. In der Bestattungskutsche kann sowohl ein Sarg als auch eine Urne zur letzten Ruhe gefahren werden.
„Im Umkreis von 50 bis 60 Kilometern um Wahlitz sind wir mit dem Bestattungswagen-Gespann schon gefahren“, berichtete Stefan Dame. Der Kutscher im schwarzen Anzug und Zylinder wird von zwei ebenso passend gekleideten Beifahrern begleitet. Sie sorgen dafür, dass die Pferde ruhig bleiben.
In Wahlitz muss beispielsweise auf dem Weg von der Kirche zum Friedhof die viel von Lastkraftwagen befahrene B 184 überquert werden. Vor dem Bestattungswagen gespannt, tragen die Pferde schwarze Decken. Kranzschmuck rundet das pietätvolle Gesamtbild ab.
„Zum üblichen Pkw-Leichenwagen ist die Bestattungskutsche des Reiterhofes Dame die einzige Alternative in unserer Gegend“, informierte Ralf Borchert vom Bestattungshaus Abramowski in Gommern. Ein Motorrad, das für Überführungen umgebaut wurde, soll es in Deutschland ebenfalls geben. Das sei in Gommern bislang aber noch nicht zum Einsatz gekommen.
Der Trend bei den Bestattungen geht eindeutig in Richtung Urne. Nur noch 20 Prozent der Beerdigungen finden mit einem Sarg statt. Nachgefragt ist in Gommern vor allem die amerikanische Variante: Die Urnenbestattung auf der grünen Wiese mit Kissenstein. Hier können die Angehörigen auch an der Beisetzungen teilnehmen.
Sehr beliebt sei zudem der Friedwald bei Elbenau, setzte Ralf Borchert hinzu. Dort besteht die Auswahl unter anderem aus Familien- oder Freundschaftsbäumen, Einzel- oder Partnerbäumen sowie einem Gemeinschaftsbaumplatz. Bevor man sich für den Friedwald entscheide, solle man sich aber bewusst machen, dass keine eigenen Blumen am Grab des Verstorbenen abgelegt werden dürfen.
Regelmäßig werden in Gommern zudem Seebestattungen nachgefragt. In Warnemünde legt das Schiff ab. Bevor die Urne zu Wasser gelassen wird, hält der Kapitän eine Ansprache. Nach der Zeremonie fährt das Schiff noch eine Runde um die Stelle, wo die Urne dem Meer übergeben wurde, und die Angehörigen können Abschied nehmen.
Die Urnen für die Seebestattungen sind wasserlöslich. Für den Friedwald gibt es ebenfalls spezielle Urnen.
Häufiger passiert es in letzter Zeit zudem, dass sich Angehörige eine Trauerfeier im eigenen Zuhause wünschen. Bevor Trauerhallen auf den Friedhöfen errichtet wurden, war es üblich, die Feier in den eigenen vier Wänden auszugestalten.
Wenn der Wunsch besteht und die Voraussetzungen vorhanden sind, sei das möglich, sagte Ralf Borchert. Mit der Trauerfeier zuhause kann beispielsweise einem kranken Familienmitglied die Möglichkeit gegeben werden, beim gemeinsamen Abschiednehmen dabei zu sein.