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Digitalisierung Klassenzimmer ohne Kreide

In der Grundschule Loburg ist das Ende der Kreidezeit ausgerufen worden. Genutzt werden nun digitale Tafeln und Tablets.

Von Stephen Zechendorf 25.04.2018, 01:01

Loburg l „Kreidefrei!“ steht auf dem großen blauen Monitor, der dort hängt, wo bis vor Kurzem noch eine grüne Schultafel hing. Grundschulleiter Ulf Hentrich stützt sich auf einen Koffer, der 20 iPads mit Strom versorgt, Mini-Computer, die per Funk mit der neuen Tafel kommunizieren können. Hinter Hentrich hängt ein Plakat. In Schönschreibschrift sind dort die Buchstaben des Alphabets abgedruckt.

Das Wort „Kreidefrei“ wurde mit Tastatur getippt. Ist dies also das Ende der Handschrift? Olaf Kleinschmidt tritt wortlos an die Tafel, greift sich einen „Stift“ und schreibt damit an die inzwischen auf Weiß gewechselte Monitoroberfläche: „Hier kannst Du Schreiben!“

Kleinschmidt kennt die Skepsis derer, die von dem modernen Zeugs im Klassenraum nichts halten: „Diese Tafeln können alles, was die Kreidetafeln auch konnten. Nur eben noch viel mehr.“ Olaf Kleinschmidt betreut seit dem Jahr 2011 die Loburger Grundschule bei dem Bestreben, mit digitaler Technik den Unterricht zu modernisieren. Er lobt, dass es in Loburg ein echtes Konzept zum Umgang mit der Technik gibt. Schulleiter Hentrich hatte damals die Tablet-Computer als ideale Unterrichtshilfsmittel erkannt. Die Kinder lösen Aufgaben in diversen Schulfächern, fühlen sich durch die Technik zusätzlich motiviert.

Es folgte mit Hilfe des Grundschulfördervereines ein erster iPad-Klassensatz. Vor sechs Jahren gewann die Schule mit einem selbstgedrehten Film über eine „Lernortveränderungsmaschine“ in einer Schule der Zukunft die erste digitale Tafel. 2015 folgte eine zweite Digitaltafel.

Damals mussten die Lehrer für die Geräteschulungen nach Berlin fahren. Inzwischen hat sich die Situation geändert: Loburg ist seit September 2017 Referenzschule für digitales Lernen im Land Sachsen-Anhalt. Lehrer anderer Schulen kommen nach Loburg, um sich mit der modernen Technik vertraut zu machen.

Inzwischen haben ganz viele „Lernortveränderungsmaschinen“ Einzug in der Grundschule Loburg gehalten: Neben den digitalen Schultafeln und den 20 neuen iPads gibt es seit Kurzem eine Netzwerkverkabelung in den Klassenräumen. Auch wurde zehn drahtlose Zugangspunkte für das Internet eingerichtet. Die Loburger Grundschule ist somit eine der modernst eingerichteten Schulen im Land Sachsen-Anhalt.

Die Anschaffung erfolgte mit Hilfe eines Förderprogrammes des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER), welches den Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) fördern soll. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 91.400 Euro, der Eigenanteil der Stadt Möckern beläuft sich auf 68.500 Euro. Die Stadt ist Träger der Grundschule. Stadtbürgermeister Frank von Holly gibt zu, dass auch bei ihm eine Menge Überzeugungsarbeit geleistet werden musste.

Die Vorsitzende des Grundschulfördervereines ist sicher: „An so eine digitale Tafel stellen sich auch Kinder, die sonst nicht gerne nach vorne kommen.“

Die Vorstellung der modernen Technik übernehmen am Montagnachmittag die Grundschüler. Ihr Publikum: der Stadtbürgermeister, der Landrat des Jerichower Landes, der Referatsleiter des Landesschulamtes Thomas Schünemann. Alle sind beeindruckt von den Vorführungen der Kinder.

Alle Entscheidungsträger sind überzeugt, dass es mit der Digitalisierung von Schulen jetzt schneller gehen müsse. Und vor allem: Es muss einheitlich vonstatten gehen, damit nicht in den weiterführenden Schulen Kinder mit unterschiedlichen Kenntnissen zusammenkommen und – schlimmstenfalls – die Sekundarschulen und Gymnasien solche Technik noch gar nicht haben.

In Möckern hatte der Stadtrat daher beschlossen, auch die Grundschulen in Wörmlitz, Grabow und Möckern mit Hilfe des IKT-Förderprogramm zu digitalisieren. Die Anträge wurden bewilligt. Bis Jahresende sollen dort digitale Schultafeln und Tablet-Klassensätze sowie WLAN-Netzwerke Einzug halten. Der Eigenanteil der Stadt wird bei gut 91.200 Euro liegen. Neben dem Eigenanteil für die Hardware stehen nach Einschätzung von Stadtbürgermeister Frank von Holly pro Grundschule und Jahr etwa 10.000 Euro Kosten für Wartung und Servicekosten.

Es sei davon auszugehen, dass die Schultafeln länger als die fünfjährige Garantiezeit halten. Auch der erste Klassensatz iPads tut schon seit fünf Jahren störungsfrei seinen Dienst, heißt es aus der Stadtverwaltung. Zudem zeichnet sich der Trend ab, dass die Kinder zunehmend ihre eigenen Geräte mitbringen und nutzen.