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Die Kahrlingorgel kann auch modern: „Duo Zia“ überrascht beim Loburger Orgelsommer mit musikalischer Interpretation der „Bergpredigt“

Eine Bergpredigt der besonderen Art bekamen die Gäste des Loburger Orgelsommers am vergangenen Sonntag zu hören.

Von Stephen Zechendorf 23.06.2021, 00:00
Marcus Rust (re.)  und Christian Grosch gaben die Zugabe im Chorraum: Aufmerksamer Zuhörer war dabei der schwarze ?Kunstkopf? in der Mitte. Die spezielle Aufnahmetechnik simuliert die akustische Wahrnehmung des menschlichen Gehörs.
Marcus Rust (re.) und Christian Grosch gaben die Zugabe im Chorraum: Aufmerksamer Zuhörer war dabei der schwarze ?Kunstkopf? in der Mitte. Die spezielle Aufnahmetechnik simuliert die akustische Wahrnehmung des menschlichen Gehörs. Foto: Stephen Zechendorf

Loburg - Als der Orgelbauer Andreas Kahrling im Jahr 1705 die Orgel in die Loburger St.-Laurentius-Kirche einbaute, geschah dies noch auf der Orgelbautradition des 17. Jahrhunderts. „Das klangliche und technische Konzept war also nicht unbedingt modern und progressiv gestaltet“, beschreibt es über 300 Jahre später der Förderverein Kahrlingorgel.

Dass die Kahrlingorgel aber durchaus modern und progressiv gespielt werden kann, beweist seit einigen Jahren schon die Konzertreihe „Loburger Orgelsommer“. Am Sonntag gab es wieder einmal ein solches Lehrstück, mit dem „Duo Zia“.

Von Trompete über Violoncello bis zum Flügelhorn

Hätte man nicht gewusst, dass da auf der Orgelempore lediglich zwei Leute stehen, hätte man glauben müssen, da musizieren ein paar mehr Musiker. Neben der Kahrlingorgel erklangen am Sonntagnachmittag nämlich auch Trompete, Flügelhorn, Violoncello, Blockflöte und Percussion.

Zu letzterer Fraktion zählte dabei nicht nur die Rassel, sondern auch - die Orgelbank. Christian Grosch, der als Hauptinstrument durchaus die Orgel benennen wird, entlockte zwischenzeitlich der vorgelagerten Sitzgelegenheit durchaus taktangebende Rhythmen, während er mit den Füßen die bassig-brummenden Pedale der Orgel bediente.

Klang der Instrumente verschwimmt zu Neuem

Manchmal war für das Publikum im Kirchenraum klanglich kaum zu unterscheiden, welche Instrumente der Organist und sein Mitstreiter Marcus Rust da gerade in den Händen halten. Saiteninstrument, Blasinstrument, Königin der Instrumente... Alles verwob sich zu neuen Klangkompositionen, welche die St.-Laurentiuskirche in dieser Form wohl auch in jüngerer Zeit nur selten erlebt haben dürfte.

An mancher Stelle klang die Kahrlingorgel eher wie eine elektrische Hammondorgel, welche in der Rockmusik der 60er und 70er-Jahre ihre Blütezeit hatte. Im Verlaufe der knappen Stunde zeigte die Kahrlingorgel, dass sie sich auch auf Jazz, Soul- und Latino-Rhythmen versteht.

Hinzu kamen Gesang und Sprache - selbstredend, ging es doch schließlich um eine der wohl bedeutendsten Ansagen der Geschichte: die Bergpredigt. Das passte, schließlich versteht sich der Loburger Orgelsommer in diesem zweiten Corona-Sommer mehr als „Musikalische Andacht“ denn als Konzert.

Duo für kreative Vermischung der Musikstile bekannt

Die besondere Stimmung der Kahrlingorgel um einen Ton höher als üblich stellte besonders Marcus Rust vor besondere Herausforderungen im Zusammenspiel seiner Blasinstrumente mit der Loburger Orgel. Doch er wusste, worauf er sich in Loburg einließ, das „Duo Zia“ weilte nicht zum ersten Mal in der Loburger Kirche.

Die beiden Musiker sind bekannt für ihre kreative und teils unorthodoxe Art, Musikstile miteinander zu verschmelzen.

Im Finale ließ Christian Grosch dann zum „Vaterunser“ noch einmal die ganze Klangfülle von den tiefsten Bässen bis zur kleinsten Orgelpfeife erklingen.

Wenn sich Kirchenmusik mit Popmusik vereinigt

Eine Zugabe absolvierten die zwei Musiker dann – gut sichtbar für alle – mit Trompete und Violoncello vom Chorraum aus.

Der Organisator der Orgelsommer, Roland Theuring, ging auf die Wechselwirkung von Kirchen- und Popularmusik ein. Er führte dabei zwei wegweisende Kantoren des 17. und 18. Jahrhunderts Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz an: „Besonders Schütz war mit seiner progressiven Art seiner Musik, seiner Rhythmik und Harmonik damals sehr modern und ungewohnt – wohl genauso, wie es uns heute mit den Elementen der Popularmusik geht, die längst begonnen hat, Einfluss auf unsere gewohnte Kirchenmusik zu nehmen.“

Weniger Besucher als der bei der Mai-Veranstaltung

Waren die Macher des Loburger Orgelsommers von der Besucherzahl im Mai noch sehr überwältigt, musste sich die Zufriedenheit am vergangenen Sonntag in Grenzen halten. Möglicherweise der Hitze wegen kamen weniger Besucher zu der Andacht.

Das geltende Hygienekonzept mit Abstand halten ließ sich so jedoch unproblematisch einhalten. Roland Theuring gab sich nach dem Sonntag zuversichtlich, „dass wir in dem bisherigen Sinn das Programm des ’Loburger Orgelsommers’ weiter durchführen können, es sei denn, die Corona-Lage kippt wieder.“ Programmänderungen seien derzeit nicht abzusehen.

Eintritt ist kostenlos

Als nächstes lädt der Loburger Orgelsommer für den Sonntag, 18. Juli, zu einer musikalischen Andacht unter dem Motto „Festliches Barock“ ein. Zu hören ist dann Musik von Georg Philipp Telemann ausgeführt vom „Duo Vimaris“ aus Weimar mit Mirjam Meinhold (Gesang und Blockflöten und Dr. Wieland Meinhold (Orgel). Beginn ist um 17 Uhr.

Der Eintritt zu den Aufführungen ist stets frei, jedoch wird am Ausgang um eine Spende gebeten.