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Ehle Ehle-Bypass an der Mühle kann kommen

Der Ortschaftsrat von Möckern hat den Plänen zugestimmt, einen Bypass der Ehle um die ehemalige Wassermühle umzusetzen.

Von Stephen Zechendorf 21.01.2021, 05:00

Möckern l Mit sechs Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung verlief die Abstimmung für die umstrittene „Bypass-Variante“.

Wie die Volksstimme berichtete, sieht eine Europäische Rahmenrichtlinie vor, dass Flüsse wieder ökologisch durchlässig werden. Wasserlebewesen sollen es ungehindert von der Quelle bis zur Mündung schaffen. In Möckern steht die alte Mühle dieser Durchlässigkeit im Wege.

Daher war der Plan erarbeitet worden, einen Bypass um die Ehle zu legen. Wegen Protesten von Anwohnern und Skepsis im Ortschaftsrat waren zwei Alternativen geprüft, jedoch schon im August bei einer öffentlichen Vorstellung für nicht geeignet erklärt worden.

Am Dienstag nun wurden alle drei Varianten erneut betrachtet, nun mit neuen Zahlen und Erkenntnissen zu allen Varianten. Neu in dem vorgestellten Bypass-Konzept war die jetzt eingeplante Sanierung der Schlossparkgewässer, die ebenfalls von der Ehle gespeist werden.

Oliver Uhlmann, Geschäftsführer des Ehle-Ihle-Verbandes, der mit den Planungen beauftragte Ingenieur Konrad Spiegler und Karl-Heinz Jährling vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) stellten die Varianten noch einmal vor.

Dabei wurde schnell deutlich, dass auch weiterhin nur eine den Anspruch auf Förderfähigkeit erfüllt. Ingenieur Konrad Spiegler erklärte am Dienstag den neun Ortschaftsräten und noch mal so vielen interessierten Sitzungsgästen, warum zwei der drei Varianten nicht geeignet seien: Bei der Variante I - einer Erneuerung des aktuellen Ehledurchlasses unter der Wassermühle hindurch – würden auch nach den Bauarbeiten die Fördervoraussetzungen der EU nicht erfüllt.

Dagegen sprechen eine Beschattung des Wasserlaufes auf neun Metern Länge, hohe Baukosten von geschätzt 405 000 Euro und die Sorge, dass aufgrund der Vorschäden und der örtlichen Verhältnisse auch nach Sanierungsarbeiten Schäden und Folgeschäden am Gebäude nicht auszuschließen seien. Für die Variante spreche der Erhalt des historischen Stadtbildes.

Die Variante III sah vor, die Ehle noch vor dem Ehleteich südlich über eine Schussrinne abzuleiten. Diese Rinne gibt es längst, sie ist das Bett der „Neuen Ehle“ am Grätzer Hof. Diese Rinne hätte für verhältnismäßig wenig Geld umgebaut werden können. Dennoch kommt sie nach Ansicht der Experten nicht in Frage. Das Wasserdargebot reiche nicht aus, um den Schlosspark und die Alte Ehle ausreichend mit Wasser zu versorgen.

Einzig die „Bypass-Variante“ II erfüllt nach Aussagen von Uhlmann, Spiegler und Jährling alle Forderungen der Wasser-Rahmenrichtlinie der EU.

Rund 1,4 Millionen Euro hat die Europäische Union für das Vorhaben bewilligt. Wohl auch deshalb sprach der Geschäftsführer des Ehle-Ihle-Verbandes, Oliver Uhlmann, von einem „Quasi-Lottogewinn“, bei dem es „schade wäre, wenn man ihn verfallen lasse“.

Nach der Sitzung erklärte Ortsbürgermeister Detlef Friedrich gegenüber der Volksstimme, man habe nicht für den Bypass um die Wassermühle gestimmt, sondern für die Entschlammung und Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Ehle und der Parkgewässer: „Ohne diese Kröte Bypass zu schlucken, wäre eine Entschlammung der Parkgewässer nicht möglich gewesen. Dann wären 1,4 Millionen Euro Fördermittel für Möckern im wahrsten Sinne des Wortes den Bach herunter gegangen.“

Er bedauere es, dass die Entscheidung für die Anwohner unbefriedigend sei, man könne es aber nicht allen recht machen. Man sei allen Bürgern und auch dem Schlosspark verpflichtet: „Wir sind uns sicher, dass diese Entscheidung für die Stadt Möckern, für unseren Schlosspark und auch für die Ehle richtig und zukunftsweisend ist. Mit dieser Entscheidung schaffen wir es, die kompletten Parkgewässer zu entschlammen und wieder in ihren nahezu ursprünglichen Zustand zu versetzen. “

Der Möckeraner Ortschef brachte einen weiteren Gedanken ins Spiel: „Was in der Öffentlichkeit viel zu wenig beachtet wird, ist die Tatsache, dass im Raum Schweinitz massiv Grundwasser zur Wasserversorgung der Stadt Magdeburg abgepumpt wird. Dies hat schon vor Jahren zum Versiegen der Ehlequelle bei Schweinitz geführt. Das heißt, die Ehle wird nur noch von dem Wasser gespeist, welches von den Feldern kommt. Fazit ist, es kommt deutlich weniger Wasser über die Ehle nach Möckern als das noch früher der Fall war und somit besteht die Gefahr des Austrocknens in heißen Sommern.“

Mit Sorge blickt Detlef Friedrich daher auf die geplante Wasserentnahme bei Lübars und Hohenziatz: „Auch das wird massive Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel und somit auf den Wasserstand der Ehle haben.“

Bezüglich des Ablaufes und der Einzelheiten werde sich der Unterhaltungsverband Ehle-Ihle eng mit dem Bauamt der Stadt Möckern, dem Förderverein Historischer Schlosspark, dem Ortschaftsrat und dem Anglerverband abstimmen, so Möckerns Ortsbürgermeister.

Laut Plänen des Ehle-Ihle-Verbandes könnte noch in diesem Jahr mit dem ersten Bauabschnitt der Ehle-Umverlegung begonnen werden.

Dieser sieht vor, den bestehenden Durchlass zu vergrößern, an dem die Alte Ehle (flussabwärts der Mühle) wieder in die Neue Mühle fließt (flussabwärts der sogenannten Eisvogelbrücke).

In einem zweiten Bauabschnitt soll dann der Bypass als ein naturnah gestaltetes Flussbett um die ehemalige Mühle herum gestaltet werden. Der Hauptstrom der Ehle soll dann über den dann naturnah gestalteten Ratsgraben erfolgen.

Hier gab Nora Gräfin vom Hagen zu bedenken, dass die Denkmalschutzbestimmungen für den Park und die Parkgewässer zu berücksichtigen seien.

Im dritten Bauabschnitt sollen dann auch die Schlossparkgewässer entschlammt werden. Diese Maßnahme kann aber wohl erst im Jahr 2022 umgesetzt werden.