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90. Geburtstag Ehrentag für Willi Koschnitzke

Der Genthiner Willi Koschnitzke wurde in dieser Woche 90. Jahre alt.

Von Mike Fleske 14.04.2016, 11:00

Genthin l Willi Koschnitzke kam am Montag gar nicht aus dem Händeschütteln heraus. Zahlreiche Gratulanten gaben sich sozusagen die Klinke in die Hand, um dem Schuhmachermeister zu gratulieren.
Unter ihnen waren solche Gäste wie Pfarrerin Beate Eisert, Bürgermeister Thomas Barz und viele Familienangehörige. „Es ist schön, dass heute alle zusammengekommen sind“, freute sich der Jubilar, an dessen Ehrentag viel gesungen, Akkordeon und Gitarre gespielt wurde. „Denn in unserer Familie wird das Musizieren groß geschrieben“, verrät Schwiegertochter Petra Koschnitzke.
Mit dabei sein sollte auch Willi Koschnitzkes älterer Bruder Herbert, fast 93 Jahre alt und wohnhaft in Klein Liebenau bei Leipzig. „Es wäre so schön gewesen, wenn die beiden Männer sich getroffen hätten, aber leider ließ der Gesundheitszustand von Herbert im Moment eine Reise nach Genthin nicht zu“, bedauerte Petra Koschnitzke. „Ein Foto mit seinem Bruder wäre für meinen Schwiegervater das Schönste an seinem Geburtstag gewesen.“ Dennoch gab es eine große Familienschar um das „Oberhaupt“, schließlich ist Willi Koschnitzke Vater, Großvater und Urgroßvater.
Für den nunmehr 90-Jährigen wurde Genthin in den vergangenen Jahrzehnten zur neuen Heimat. Er stammt aus einem Dorf in der Nähe von Danzig, aus einer Familie mit vier Söhnen, die Landwirtschaft betrieb. Der Vater arbeitete außerdem in der Forstwirtschaft. „Wir Jungs mussten nach der Schule ganz schön ran, um Mutter und Vater zu helfen“, erinnert sich der Jubilar.
Willi Koschnitzke begann mit 14 Jahren eine Schuhmacherlehre und wurde Geselle, er wurde dann im Krieg zum Arbeitsdienst und mit 18 zum Militär eingezogen.
Im Frühjahr 1945 bis zum September 1949 war er in der Kriegsgefangenschaft in Russland und wurde schließlich nach Parey entlassen, wohin es die Familie Koschnitzke vertrieben hatte. „Nach verschiedenen Arbeitsverhältnissen ergab sich für mich die Möglichkeit, im Schuhmacherhandwerk im Jahr 1954 die Meisterprüfung abzulegen“, erzählt Koschnitzke. 1954 heiratete er seine Frau Gertraut und machte sich als Schuhmacher selbständig.
Zu DDR-Zeiten waren besonders die bei Koschnitzkes angefertigten Naturpantoletten gefragt. Als Willi Koschnitzke 1991 in die Rente ging, übernahm sein Sohn Gerhard die Werkstatt, nachdem er in der Erwachsenenqualifizierung auf den Beruf Schuhmacher umgeschult hatte. Vorher war Gerhard als Zerspanungsfacharbeiter im Waschmittelwerk beschäftigt. Einen großen Traum erfüllte sich Willi Koschnitzke vor zehn Jahren. Damals besuchte seinen Geburtsort Niederhütte, jetzt Huta Dolna in Polen.
Die alte Heimat mit ihrer wunderschönen Landschaft übte verständlicherweise jahrelang eine große Faszination auf ihn aus. „Dieser Besuch hat meine große Sehnsucht gestillt“, sagt er heute. Inzwischen gehören zur Familie Koschnitzke zwei Enkel, Matthias und Thomas mit Ehefrau Jana und den Urenkeln Mia und Jonas. Willi Koschnitzkes Ehefrau Gertraut ist im Jahr 2007 verstorben.
Dennoch leben im Hause Koschnitzke immer mehreren Generationen zusammen. „Jetzt sind die Kinder aus dem Haus und es sind praktisch nur noch die ‚Alten‘ da“, meint Gerhard Koschnitzke mit einem Schmunzeln. Es sei aber immer eine große Freude, die jungen Leute zu Besuch zu haben. „Dann ist richtig was los.“ Außerdem halte die Familie seit vielen Jahren zusammen.
„Wir wünschen unserem ‚Ältesten‘ noch viele schöne Jahre hier bei uns im Hause“, bekräftigte dann auch Petra Koschnitzke.