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Friedhof Jedes Grab hat seine Geschichte

Zu Allerheiligen und Totensonntag werden Gräber im Altkreis Burg für den Winter eingedeckt. Vor allem Fingerspitzengefühl ist nötig.

Von Mario Kraus 17.11.2017, 05:00

Burg l Gärtnermeister André Burmester hat rund 600 Grabstätten im Altkreis Burg in Pflege und wird sein Handwerk auch auf der Landesgartenschau (Laga) vorstellen. Die Wintermonate vor dem Jahresende sind auch für ihn etwas Besonderes. Zu Allerheiligen oder Totensonntag sind die Gräber geschmackvoll eingedeckt, die Angehörigen gedenken ihrer Verstorbenen. Es ist die Zeit der Besinnung, der Ruhe und auch der Trauer. „Jedes Grab hat seine Besonderheit, es verbirgt sich eine Lebensgeschichte dahinter“, sagt der Friedhofsgärtnermeister. Deshalb ist es für ihn und seine Mitarbeiter wichtig, auch jeder Ruhestätte eine individuelle Note bei der Gestaltung zu verleihen. „Nullachtfünfzehn gibt es bei mir nicht“, sagt der Fachmann. Und wer Burmester über die Schulter schaut, erkennt, dass jeder Zweig an jeder Stelle einen Sinn ergibt, das gesamte Grün auf dem Grab eine gestalterische Einheit bildet.

Etwa 600 Gräber haben er und seine Mitarbeiter im Altkreis Burg in Pflege. Einen Großteil davon auf dem Ostfriedhof der Kreisstadt.

In diesem Jahr muss der Gärtner vor allem auf Nordmanntannen, Blaufichten oder Koniferen zurückgreifen, „weil es Küstentannen, die sich gewöhnlich bestens eignen, so gut wie gar nicht auf dem Markt gibt.“ Dafür hätten die Unwetter gesorgt.

Mittlerweile wurden in den zurückliegenden Monaten hunderte Gräber eingedeckt. Dabei gehe es heute längst nicht mehr um Frostschutz. „Die Bodendecker wie Kriechmispel überstehen auch Minusgrade. Würden beispielsweise zuviel Zweige aufgelegt, wäre die Gefahr der Fäulnis zu groß“, erläutert Burmester. So sei es vielmehr wichtig, den Gräbern ein individuelles Gesicht zu geben.

Diese Kunst soll sich auch auf der Landesgartenschau widerspiegeln: Acht Urnen-, sieben Einzel-, vier Doppelgrabstellen sowie fünf fließende Grabformen werden im Goethepark hergerichtet. Die Gestaltung der Grabmale war in einem Wettbewerb für die Steinmetze und Bildhauer ausgeschrieben. Anfang September wurden im Rahmen einer Jurysitzung die Sieger gekürt.

Die Bepflanzung der Gräber wiederum wird von Friedhofsgärtnern übernommen, die sich im Vorfeld für bestimmte Grabarten bewerben konnten und denen Grabstätten zugelost wurden.

Für Frank Schuster, Landesinnungsmeister des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks, bietet die Laga in Burg eine gute Möglichkeit, um das Handwerk zu präsentieren. „Wir haben 56 Mitgliedsbetriebe in unserer Landesinnung und sind stolz, dass wir die Landesgartenschau auch dieses Mal komplett mit eigenen Steinen versehen können.“ Und für die Laga-Akteure ist es ein „gutes Zeichen, dass sich so viele Friedhofsgärtner bereit erklärt haben, die Gräber zu gestalten und den Grabzeichen damit einen würdigen gärtnerischen Rahmen zu geben“, sagt Andreas Kenzler vom gärtnerisch-technischen Bereich der Laga GmbH. Beworben hatten sich Betriebe aus ganz Sachsen-Anhalt und dem Nachbarland Niedersachen genauso wie aus dem unmittelbaren Umfeld.

Natürlich auch Blumen Burmester aus Burg: Das Unternehmen wird je ein Urnen- und ein Doppelgrab gestalten. „Seit 1999 sind wir auf jeder Gartenschau in Sachsen-Anhalt dabei.“ Welche die nächsten Schritte sind, wusste Burmester genau, als er sich die Entwürfe für die Grabmale anschaute. „Als erstes werden wir Kontakt zu dem Steinmetz aufnehmen. Der hat meist eine genaue Vorstellung davon, wo das Grabmal auf der Fläche positioniert werden soll. Dann überlegen wir uns, welche Bepflanzung wir vornehmen.“