1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Naturschutz: Gefällter Baum sorgt für Unmut

Naturschutz Gefällter Baum sorgt für Unmut

Teilnehmer des diesjährigen Elbe-Saale-Camps besuchten Dornburg, um sich über die ökologische Situation an den alten Elbarmen zu informieren. Was sie vor Ort vorfanden, frustrierte die Naturschützer.

Von Thomas Schäfer 26.07.2023, 11:25
Gustav (v.l.), Anton und Friedrich zählen die Baumringe der im Frühjahr hinter dem Dornburger Schloss illegal gefällten Eiche. Sie kommen auf knapp 350 Jahresringe. Die drei Jungs sind Teilnehmer des diesjährigen Elbe-Saale-Camps, zu dem knapp 50 Naturschützer aus ganz Deutschland angereist sind. „Die Fällung der Eiche ist ein Verbrechen an Natur und Gesellschaft“, sagt Ökologe und Buchautor  Paul Dörfler.
Gustav (v.l.), Anton und Friedrich zählen die Baumringe der im Frühjahr hinter dem Dornburger Schloss illegal gefällten Eiche. Sie kommen auf knapp 350 Jahresringe. Die drei Jungs sind Teilnehmer des diesjährigen Elbe-Saale-Camps, zu dem knapp 50 Naturschützer aus ganz Deutschland angereist sind. „Die Fällung der Eiche ist ein Verbrechen an Natur und Gesellschaft“, sagt Ökologe und Buchautor Paul Dörfler. Foto: Th. Schäfer

Dornburg - „Um Güterschifffahrt auf der Elbe zu ermöglichen, sind für Baumaßnahmen und zur Vertiefung des Flusslaufes allein in den vergangen zehn Jahren 430 Millionen Euro ausgegeben worden. Aber es wird immer weniger auf der Elbe transportiert. Es ist schlicht kein Wasser da. Obwohl kein Wasser da ist, es aber für den Gütertransport braucht, wird immer weiter gebaut und gebaggert. Das ist die Krux an der Elbe. Bundesverkehrsminister Volker Wissing gräbt der Landschaft buchstäblich das Wasser ab, wenn er weiter bauen lässt. Die Landschaft wird immer weiter austrocknen“, sagt Iris Brunar vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und schaut dabei verärgert drein.

Sie ist eine von rund 50 Teilnehmern des diesjährigen Elbe-Saale-Camps, das schon seit 1992 jährlich bei Barby stattfindet. Aus ganz Deutschland kommen die Naturschützer, um eine Woche lang die Lage in Sachen Umwelt und Naturschutz, insbesondere die Situation an Elbe und Saale zu bereden und zu analysieren, zu diskutieren und Lösungsansätze zu finden.

Am Dienstag stand ein Fahrradausflug nach Dornburg an, um sich dort einen Überblick über den ökologischen Zustand der alten Elbarme hinter dem Schloss zu verschaffen. Fassungslos und erbost zeigten sich die Umweltschützer, als sie den Stumpf einer im Frühjahr illegal gefällten Eiche entdeckten.

„Ein Verbrechen an der Natur“

„Das Nachstellen, Gefangen nehmen und Töten bedrohter Tierarten kann mit einer Haftstraße bis zu drei Jahren oder mehr belangt werden. Die Eiche war nachweislich Lebensraum von streng geschützten Fledermäusen und dem Heldbockkäfer“, äußerte sich Gommerns Stadträtin Ramona Schmied-Hoboy. Die Grünen-Politikerin war extra nach Dornburg gekommen, um den Teilnehmern des Camps von den Eichen-Fällungen in Dornburg zu unterrichten. (Volksstimme berichtete)

Sofort nahmen drei Jungs des Camps - Gustav, Anton und Friedrich - auf dem Stumpf der Eiche Platz, um die Jahresringe zu zählen. Sie kamen auf rund 350.

„Ich halte das für ein Verbrechen an der Natur und am Gemeineigentum“, zeigte sich Ökologe und Buchautor Paul Dörfler entsetzt. „Der Baum gehört der Gemeinschaft. Das ist Raub.“ Er ist seit Anfang an Teilnehmer der Elbe-Saale-Camps.

Manfred Krauß pflichtet ihm bei. „Solche alten Bäume gibt es nur noch in Parkanlagen und solchen Biosphärenreservaten wie Dornburg. Diese Bäume sind aus dem gesamten Waldbestand verschwunden, weil die Forstwirtschaft ihnen immer nachgestellt hat. So etwas gibt es nicht mehr im Wald. In keinem. Ich denke, das hat hier nochmal eine andere Dimension, als dass ein einzelner Baum mit Artenschutzbelangen abgesägt worden ist. Es ist wie die Schändung eines Denkmals“, findet der Berliner.

Zustand der Elbe-Auenlandschaft verschlechtert sich

Im weiten Rund der Campteilnehmer ist man sich einig, dass gerade nach Baumfällungen - aus welchen Gründen auch immer - zu wenig unternommen wird. Die Nach- und Ersatzpflanzungen würden bei Weitem nicht ausreichen.

Paul Dörfler konkretisiert das anhand einer Zahl: „Wenn man eine alte Eiche, die noch lebt, beseitigt und diese mit ihrer Leistung für das Klima ersetzen müsste, so müsste man 400 Bäume als Ersatz pflanzen.“

Der eigentliche Grund des Kommens nach Dornburg waren aber die alten Elbarme und ihr Zustand. Seit Jahren sinken die Wasserstände der Elbe, was Auswirkungen auf die gesamte Auenlandschaft hat. Dafür zu sensibilisieren, ist das Hauptanliegen der Campteilnehmer. „Die Elbaue trocknet immer mehr aus. Sie versteppt regelrecht“, sagt Barbys grüne Stadträtin Jutta Röseler. „Dem möchten wir entgegenwirken.“