1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Drei Jahre Haft für „Sparkassenboy“

Gericht Drei Jahre Haft für „Sparkassenboy“

Das Burger Schöffengericht hat einen 21-Jährigen wegen 17-fachen Diebstahls im Jerichower Land und in Magdeburg verurteilt.

Von Bernd Kaufholz 13.10.2017, 23:01

Burg l Das Burger Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Winfried Leopold hat einen 21-Jährigen, der sich selbst als „Sparkassenboy“ bezeichnet, weil er des Öfteren im Vorraum der Sparkasse Biederitz (Jerichower Land) übernachtet hat (Volksstimme berichtete), zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Stendal hatte dem Angeklagten, der in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde, 21 Straftaten – zumeist Einbrüche und Diebstähle – vorgeworfen und den Gesamtschaden mit rund 18000 Euro beziffert.

Das Schöffengericht sah es für erwiesen an, dass der „umtriebige“ Phil M. ohne festen Wohnsitz im zu Ende gehenden Jahr im Jerichower Land und in Magdeburg außerordentlich „aktiv“ gewesen ist. Letztlich schlugen bei ihm 17 Diebstähle, davon drei Versuche, einmal gemeinschaftlich begangen und einmal in Tateinheit mit Hausfriedensbruch sowie ein Einbruchdiebstahl zu Buche.

So war der einfach gestrickte M. in der Nacht vom 17. zum 18. Januar dieses Jahres in den Tierpark Zabakuck (Jerichower Land) eingebrochen. Er hatte Türen im Gebäude der Elbe-Havel GmbH aufgebrochen, Räume mit Katzenfutter und Eiern beschmiert und unter anderem ein Miniradio, einen Ventilator, zwei Kugelschreiber und zwei Deos gestohlen. Den Tresor hatte er nicht aufbekommen.

Der Angeklagte hatte dann einen Maschendrahtzaun aufgeschnitten und den Betriebs-Citroen mit dem Schlüssel, den er zuvor im Büro gefunden hatte, gestartet. Er war mit dem gestohlenen Auto nach Bielefeld zum Vater gefahren. Unterwegs verursachte er einen Auffahrunfall, fuhr aber weiter.

Gleich zweimal war er am 12. Februar 2017 in den Rewe-Markt in Magdeburg-Schilfbreite eingebrochen. Zuerst gegen 14.45 Uhr. Als er an jenem Sonntag mit einem Einkaufswagen, beladen mit 126 Halbliterflaschen und 66 Literflaschen Mineralwasser aus dem Supermarkt gekommen war, hatte eine Passantin die Polizei alarmiert. Die Beamten hatte die Personalien des Diebes aufgenommen und ihn „nach Hause“ geschickt. Doch bereits zwei Stunden später war er erneut in den Vorraum des Supermarkts eingedrungen. Diesmal hatte er 72 Flaschen Sprudelwasser aufgeladen. Das hatte ein Mann, der gegenüber wohnt, gesehen und erneut war die Polizei vorgefahren.

Mehrfach „bequem gemacht“, hatte es sich der 21-Jährige zudem in einer Laube der Gartenanlage „In den Ruthen“ in Biederitz. Mehrfach hatte der „Sparkassenboy“ die Tür aufgebrochen, sich Lebensmittel in einem Pizza-Ofen warm gemacht und dort übernachtet. Am 13. Januar dieses Jahres hatte er den Mini-Ofen dann ganz mitgehen lassen und sich – nachdem er die Tür gewaltsam geöffnet hatte – im Vorraum der Biederitzer Sparkasse sein Essen zubereitet.

In seinem Urteil listete Richter Leopold weitere Straftaten auf: im Biederitzer NP-Markt, bei Lidl in Burg, Edeka Biederitz, einem Baubüro in Heyrothsberge, in der Bäckerei Schäfers Magdeburg Buckau, der Hem-Tankstelle in Biederitz und im Getränkemarkt Möser. Dort versorgte er sich mit Lebensmitteln, Tabak, Bier und Schnaps. Zum Teil hatte M. Scheiben eingeworfen.

Das Schöffengericht berücksichtigte beim Strafmaß eine Haftstrafe, die der Angeklagte absitzt, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hatte.