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Gewitter Knalleffekt am frühen Morgen

Zwei Blitzeinschläge und der damit verbundene Donner haben Menschen in und um Burg aufschrecken lassen.

Von Thomas Pusch 15.04.2020, 01:01

Burg/Genthin l Die Corona-Krise beherrscht auch die lokalen Facebook-Gruppen wie „Burger Ansichten“ oder „Burg – Tag und Nacht“. Am frühen Ostersonntag erschreckte viele Nutzer allerdings ein anderes Thema. „Wir haben alle senkrecht in den Betten gestanden“, „Bin davon aufgeschreckt habe gedacht da ist was explodiert“ und „Im ganzen Haus hat alles gewackelt und vibriert es war schon heftig“, lauteten Kommentare. Dazu wurden Bilder von Wetter-Apps gepostet, die die Blitzeinschläge in der Region zeigten und die Blitze „Mittlerer Roller“ oder „Wilder Hausrüttler“ nannten.

Bezeichnungen, die Andreas Friedrich nicht bekannt waren. „Das habe ich noch nie gehört, da habe ich etwas Neues gelernt“, meinte der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach ein wenig amüsiert gegenüber der Volksstimme. Meteorologische Fachbezeichnungen seien das jedenfalls nicht. Bestätigen konnte er aber sehr wohl zwei Blitzeinschläge am frühen Ostermontag im Jerichower Land.

Das Ortungssystem des DWD registriere jeden Blitz in Deutschland, und das mit einer Genauigkeit von 100 Metern. Zwei Blitzeinschläge sind am frühen Montagmorgen registriert worden, einer im nordwestlichen Bereich des Landkreises an der Elbe, der andere südlich von Genthin. Während Letzterer mit einer Stromstärke von 5,6 Kiloampère nicht besonders kräftig gewesen sei, habe der Blitz im nordwestlichen Kreis immerhin eine Stromstärke von 55 Kiloampère, also das Zehnfache gehabt.

Das hat allerdings laut Friedrich mit der Intensität des Donners absolut gar nichts zu tun. Ein Donner entsteht infolge eines Blitzes. Der Blitz erhitzt die Luft im Entstehungskanal so stark und schnell, dass diese sich explosionsartig ausdehnt. Im Blitzkanal werden durch den Strom Temperaturen von bis zu 50.000 Grad Celsius erreicht. Dabei wird eine Schockwelle erzeugt, die sich dann mit Schallgeschwindigkeit in alle Richtungen ausbreitet.

Die Schallgeschwindigkeit beträgt 343 Meter pro Sekunde. Damit lässt sich die Entfernung zu einem Blitz berechnen. Alle drei Sekunden legt die Schockwelle eine Strecke von rund einem Kilometer zurück. Also zählt man bei einem Blitz die Sekunden bis zum Donner und teilt die Zahl durch drei, um die Entfernung in Kilometern zu bekommen.

„In unmittelbarer Nähe zum Blitz nehmen wir einen scharfen und lauten Knall wahr, oft auch begleitet von einem Knistern. Je weiter wir uns jedoch von ihm weg befinden, desto mehr geht der Donner in einer Art Donnerrollen oder -grollen über. Dieser Effekt kommt zustande, da die Schallwellen der Schockwelle, die sich ja in alle Richtungen ausbreiten, nun immer öfter am Erdboden, an Objekten (beispielsweise an Gebäuden oder an Bergen) und an Wolken reflektiert werden. Dadurch überlagern sie sich immer häufiger, was das manchmal sogar mehrsekündige Donnerrollen verursacht, erklärt der DWD auf seiner Internetseite.

Dass die Situation am frühen Montag ganz anders war, ist für Friedrich die Erklärung dafür, dass der Donner besonders eindringlich wirkte. „Über der Region lag eine Kaltfront mit einem Gewitter“, erklärte er im Gespräch mit der Volksstimme. Das sei für den April nichts Ungewöhnliches.

Besonders erschreckend mag aber gewirkt haben, dass es sich um einen einzelnen Donner wie ein Knall und eben nicht um besagtes Donnergrollen handelte, wie es bei einem Sommergewitter üblich ist. Hinzu komme die Uhrzeit. „Am frühen Morgen, wo alles ruhig ist und man sich vielleicht im Halbschlaf befindet, kann einen das richtig hochschrecken, das kenne ich auch aus eigener Erfahrung“, meinte Friedrich. Die Apps hätten jedenfalls richtig angezeigt, dass es Blitzeinschläge in der Region gegeben hat. Überhaupt seien die frei verfügbaren Anwendungen recht zuverlässig, würden fast jeden Blitz erfassen. Auch der DWD bietet eine App zum kostenlosen Herunterladen an. Mit der Warnwetter-App versorgt er mit wichtigen Hinweisen zur aktuellen Warn- und Wettersituation. Dabei können die allgemeine Gefährdungslage auf einer eingefärbten Warnkarte schnell erfasst und zusätzlich Detailinformationen abgerufen werden.