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Gommern Stadtarchiv, Bauhof oder Abriss?

Die Stadt Gommern lässt derzeit prüfen, ob die Gebäude An der alten Getreidemühle nachgenutzt werden können.

Von Manuela Langner 25.10.2018, 08:00

Gommern l Die Stadt hat das Gelände erworben. Ein Statiker ist gerade dabei zu prüfen, welche Gebäude der ehemaligen Getreidemühle in der Hagenstraße abgerissen werden müssen und welche erhalten bleiben können. Steht das Ergebnis fest, muss die Stadt als Eigentümerin bei der Denkmalschutzbehörde den Antrag stellen, das oder die Gebäude aus dem Schutzstatus herauszulösen.

„Wir arbeiten seit längerer Zeit an einer Konzeption“, sagte Bürgermeister Jens Hünerbein. Ursprünglich hatte es einen Interessenten gegeben, der das Grundstück für Wohnen und soziale Projekte nutzen wollte. Wegen fehlender Fördermittel ließ sich das Vorhaben jedoch nicht realisieren.

Wie das Grundstück künftig genutzt wird, entscheidet der Stadtrat. Zwei Vorstellungen gibt es. Sollten nach dem Rückbau noch Gebäude stehen bleiben, kann sich Jens Hünerbein vorstellen, dort das Stadtarchiv unterzubringen. Die Stadt sucht seit längerem nach einer tragfähigen Lösung für die Archivräume. Das restliche Grundstück könnte veräußert werden.

„Wir hätten auch gerne den Bauhof näher an der Verwaltung dran“, sprach Bauamtsleiterin Sylvia Tetzlaff eine weitere Variante an. „Die Entscheidung trifft aber der Stadtrat.“

Sollten alle Gebäude abgerissen werden müssen, wird das Grundstück wahrscheinlich komplett ausgeschrieben. Eine Bebauung ist wegen des Überschwemmungsgebietes nicht uneingeschränkt möglich. Und um selbst als Bauherrin aufzutreten, fehlen der Stadt die finanziellen Möglichkeiten.

Zur Umsetzung hat die Stadt nicht mehr viel Zeit. Das Grundstück gehört zum Stadtsanierungsgebiet. Bis 2020 muss die Stadtsanierung in Gommern abgeschlossen sein. Diese Vorgabe kam vom Land Sachsen-Anhalt.

Mit Geld aus der Stadtsanierung, das jeweils zu einem Drittel Stadt, Land und Bund aufbringen, wird auch der Abriss der Gebäude bezahlt. Schon jetzt steht fest, dass ein sechsstelliger Betrag eingeplant werden muss. Die Abrissarbeiten werden noch schwieriger, sollten Gebäude betroffen sein, die mit Nachbarhäusern verbunden sind.

Zum Verfall der Häuser wäre es vielleicht nicht gekommen, hätte ein Investor vor knapp 20 Jahren das Grundstück erwerben können. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber zwischen dem damaligen Besitzer und dem Interessenten keine Einigung erzielt.

Über die Stadtsanierung wurden in Gommern bislang Straßen gebaut und Plätze saniert. Die Anlieger der sanierten Straßen müssen keinen Straßenausbaubeitrag bezahlen, sondern einen Sanierungsausgleichsbeitrag. Dieser wird vom Gutachterausschuss des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation festgestellt und betrifft die Wertsteigerung des Grundstückes.

Wer seinen Beitrag freiwillig ablöst und dazu eine Vereinbarung mit der Stadt abschließt, kann einfacher Zahlungsmodalitäten treffen. Die Vereinbarungen sind nach Auskunft von Sylvia Tetzlaff nach wie vor möglich. Allerdings gibt es nicht mehr den „Pionierabschlag“, den die Eigentümer erhielten, die sich frühzeitig gemeldet hatten.

In der Altstadt haben schon 75 Prozent der Eigentümer eine Vereinbarung abgeschlossen, in der Innenstadt sind es erst 40 Prozent. Sicherlich, weil dort höhere Beträge zu zahlen sind.

Wer von der Stadt eine Einladung zu einem Erörterungstermin erhält, kann diese nutzen, die Vereinbarung abzuschließen. Wer den Termin verstreichen lässt und die Vereinbarung nicht möchte, dem flattert der Bescheid ins Haus.

Zu den sogenannten städtebaulichen Missständen in der Ehlestadt gehören neben der alten Getreidemühle auch die ehemalige Fleischerei, die jetzt einen neuen Eigentümer hat, und die ehemalige Schuhfabrik. Hier ist der Landkreis Jerichower Land am Prüfen, was mit dem baufälligen Gebäude geschehen kann.