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Grauenvoll Wolfsrisse an Niegripper Siedlung

Durch Wolfsrisse sind in Niegripp drei Schafe getötet worden. Wird der Wolf bald wieder angreifen?

Von Mario Kraus 13.02.2019, 00:01

Niegripp/Burg l Es war ein Bild des Grauens, das sich Tierhalter Ronald Lüdde am Sonntagmorgen in Niegripp zeigte. Schon auf der Zufahrt zur Halbinsel sah er das erste gerissene Schaf. Nach kurzem Anblick war für ihn klar: „Der Kehlkopf war durchbissen. Das war ein Wolf.“ Wenig später entdeckt er zwei weitere tote Tiere, ein viertes war schwer verletzt und wurde von einem Tierarzt behandelt. Die toten Kadaver wurden Montagnachmittag entsorgt. Dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Wolfsrisse handelt, habe laut Lüdde auch das zuständige Kompetenzzentrum in Iden (Altmark) bestätigt, wenngleich die Ergebnisse der genetischen Untersuchung erst in etwa vier bis sechs Wochen vorlägen.

Die Zahl der Schafe auf dem Areal von Christian Dettmering ist nun von zwölf auf neun geschrumpft. „Und jetzt, da der Wolf den Tierbestand kennt, müssen wir davon ausgehen, dass es zu weiteren Angriffen kommt“, befürchtet Ronald Lüdde. Zumal sich neben der eingezäunten Fläche für die Schafe auch Nandus wohl fühlen. Auch die wären eine schnelle Beute für das Raubtier.

Noch schlimmer als der Verlust der Tiere ist für die Dettmering und Lüdde die Tatsache, dass sich der Wolf mittlerweile bis an die Wohnhäuser des Ortes heran traut. Denn ein verendetes Tier lag nicht einmal 100 Meter von einem Haus am See entfernt. Für Lüdde steht deshalb fest: „Die Tiere verlieren immer mehr ihre Scheu. Das ist besorgniserregend.“ Diese Meinung teilt auch Ortsbürgermeister Karl-Heinz Summa. Für ihn ist es an der Zeit, „dass politische Entscheidungen getroffen werden. Eine unkontrollierte Ausbreitung des Wolfes ist verantwortungslos“. Es müsse vom Gesetzgeber her ermöglicht werden, dass Wölfe, die sich beispielsweise ständig in der Nähe von Wohngebieten aufhalten oder Nutztiere reißen, auch geschossen werden dürfen. „Außerdem sind wir ein Naherholungsgebiet“, gibt er zu bedenken.

Forderung, unter Bedingungen in die Wolfspopulation eingreifen zu können, erheben auch die Jägerschaften in Sachsen-Anhalt seit Monaten, weil die Zahl der Wölfe stetig steigt. Mehrere Positionspapiere wurden dazu verfasst.

Für das Wolfsjahr 2017/2018 wurden im Land 92 Wölfe nachgewiesen. Erfasst wurden elf Rudel in Sachsen-Anhalt sowie ein grenzüberschreitendes Rudel, das sich auch in Brandenburg aufhält. Dazu kommen zwei Wolfspaare, die ebenfalls über Landesgrenzen hinweg auch in Niedersachsen und Sachsen unterwegs sind. Im Vorjahreszeitraum waren 85 Tiere beobachtet worden. Deutschlandweit wurden 73 Wolfsrudel registriert – das waren 13 mehr als im Vorjahr. In Europa gibt es derzeit rund 17.000 freilebende Wölfe.

Den größten Schaden hatte in den vergangenen Jahren die Agrargenossenschaft Karow im Fiener Bruch zu verzeichnen. Dort kam es 2017 zu 18 Wolfsrissen, vornehmlich an Kälbern. Das Unternehmen hält 400 Mutterkühe und bewirtschaftet 900 Hektar Grünland.