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Heidelbeer-Saison im Jerichower Land Heidelbeeren im Test: Selbst pflücken lohnt sich

Seit dem 8. Juli ist im Jerichower Land die Heidelbeer-Saison eröffnet. Volksstimme-Volontär Raphael Irmer berichtet in einem Selbstversuch über das Pflücken der süß-säuerlichen Früchte in Hohenseeden.

Von Raphael Irmer Aktualisiert: 14.07.2023, 13:43
Der Volksstimme-Volontär Raphael Irmer hat den Selbsttest gemacht und pflückte  880 Gramm Heidelbeeren. „Auf den Heidelbeerfeldern in Hohenseeden findet jeder seine perfekte Beere“, sagt er.
Der Volksstimme-Volontär Raphael Irmer hat den Selbsttest gemacht und pflückte 880 Gramm Heidelbeeren. „Auf den Heidelbeerfeldern in Hohenseeden findet jeder seine perfekte Beere“, sagt er. Foto: Raphael Irmer

Hohenseeden - Für die Volksstimme Heidelbeeren pflücken? Das war natürlich ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte und fahre von der Redaktion in Burg mit meinem Auto in das 13 Kilometer entfernt gelegene Hohenseeden. Das Dorf ist wegen seiner Heidelbeerfelder vielen ein Begriff – mir noch nicht.

Montag, halb elf, in Hohenseeden. Am Feld angekommen erstrecken sich vor mir Reihe um Reihe die Heidelbeersträucher. Sie sind etwa 60 bis 80 Zentimeter hoch. Das grüne Feld ist umrandet von hohen, dunklen Tannen. Kein Müll, kein großstädtischer Straßenlärm. Eine kleine Oase, denke ich in diesem Moment.

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Heidelbeeren aus Hohenseeden: Wie eine kleine Oase

Bevor es losgehen kann, brauche ich ein Behältnis für die blauen Früchte. Das gibt es an einem kleinen Stand zwischen dem Parkplatz und dem Feld. Die Verkäuferin Petra Engel hat gleich mehrere Modelle zur Auswahl – ein Schälchen, einen Korb für ein Kilogramm Heidelbeeren und einen für zwei Kilogramm.

Während ich über die passende Größe nachdenke, erzählt mir die Verkäuferin von ihren Kunden: „Die meisten kommen schon um acht Uhr morgens her. Nachmittags so ab vier Uhr ist auch oft viel los“, sagt sie. An Wochenenden sei hier sowieso immer sehr großer Andrang.

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Plötzlich tauchen zwei Personen am Stand auf, die gerade vom Pflücken zurückgekommen sind. Es ist das Ehepaar Heise aus Güsen. Verkäuferin Engel wiegt. Stolze fünf Kilo haben die beiden zu zweit in nur einer halben Stunde gepflückt – in einem Eimer, den sie selbst mitgebracht haben. „Einen Teil essen wir so, aus dem Hauptteil machen wir Marmelade“, erzählen die beiden. Sie seien zum ersten Mal hier und so begeistert, dass sie erneut mit ihren Kindern wiederkommen wollen.

Nun aber los, sage ich zu mir, entscheide mich für den Ein-Kilogramm-Korb und gehe zum Feld. Dort gibt es unzäh-lige Reihen an Heidelbeersträuchern. Die ersten Reihen sind zum Pflücken freigegeben. Dort erblicke ich weiter hinten zwei weitere Fleißige. Selbst beginne ich aber gleich vorne am Feld.

Heidelbeeren pflücken: Den Rücken schonen

Das Pflücken geht recht flott. Der Korb füllt sich schnell. Greift man bei einem Strauch nach einem Ast voller Heidelbeeren, lassen diese sich sehr leicht abziehen. Das Grünzeug bleibt am Strauch dran und in der Hand befinden sich nur noch die Beeren.

Beim Pflücken bemerke ich, wie ich dazu neige, nach der perfekten Beere zu suchen und mache dabei einen großen Fehler. Anstatt auf gleicher Höhe eine Reihe weiter zu gehen, suche ich weiter unten. Das ist deshalb nicht sinnvoll, weil man sich zum Erhaschen der begehrten Beere dann bücken oder in die Knie gehen muss. Ein paar Mal geht das sicherlich, aber nicht auf Dauer.

Heidelbeeren ernten insgesamt ist aber keine sehr mühselige Sache, wenn man bedenkt, wie tief Erdbeeren wachsen. Auf den Heidelbeerfeldern in Hohenseeden findet jeder seine perfekte Beere.

Nur Wasser und Dünger - die Heidelbeeren werden nicht gespritzt

Im Vorfeld zu meinem Besuch hatte ich mich bei dem Vorsitzenden der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen, Patrick Wolter, angekündigt. Als ich mich just daran erinnere, dass er sagte, dass die Heidelbeeren nicht gespritzt, sondern nur bewässert und gedüngt werden, nasche ich gleich ein paar Früchte, anstatt sie in meinen Korb zu tun. Ein milder süßlich-fruchtiger Geschmack.

In dem Gespräch hatte Wolter auch erzählt, wieso er ausgerechnet Heidelbeeren anbaut: „Erdbeeren hatten wir auch mal, aber das ging aufgrund der Bewässerung schlecht. Unser damaliger Chef war 2007 in Holland zu Besuch bei Berufskollegen. Da hat er die Heidelbeeren entdeckt und gedacht: Mensch, da wir ja schon Sonderkulturen wie Spargel haben, können wir das auch mal ausprobieren.“

Seit 2008 werden in Hohenseeden Heidelbeeren angebaut. Da der Andrang sogar so groß gewesen sei, wurde die Anbaufläche von drei auf sechs Hektar erweitert. Der Anbau war also zunächst eine fixe Idee gewesen, die offensichtlich Erfolg hatte.

Nicht ohne Kopfbedeckung

Mittlerweile ist es kurz vor elf und trotz des wolkenverhangenen Himmels machen sich die 25 Grad bemerkbar. Ich bin froh ob meiner hellen Kopfbedeckung. Bei knalliger Sonne wäre ich nicht hier hergekommen. Gut auch, dass das Pflücken so zügig geht. So ist man der Sonne nicht allzu lange ausgesetzt.

Dann treffe ich auf dem Feld auf ein weiteres Ehepaar. Es sind Helga und Hermann Braumann. Die beiden Magdeburger haben für das Pflücken von sechs Kilogramm Heidelbeeren 45 Minuten eingeplant. Ihre Fahrtzeit ist damit fast doppelt so lange. Aber sie sind nicht oft hier: „Wir kommen alle zwei Jahre her“, sagt Helga Braumann. „Die Heidelbeeren kochen wir ein, machen Marmelade daraus oder frosten sie“, fügt sie hinzu. Immer, wenn der Vorrat aufgebraucht ist, kämen sie wieder.

Mein Korb ist mittlerweile fast voll und ich kehre zum Stand am Eingang des Feldes zurück. Insgesamt rund 880 Gramm habe ich in den 15 Minuten gesammelt. Die Heidelbeeren kosten rund fünf Euro, das kurze, erholsame Naturerlebnis gibt es umsonst.