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Hitzestress Die Gräber am Leben erhalten

Friedhofsgärtner Andrè Burmester und seine vier Mitarbeiter müssen derzeit in Burg und der Region mehr als 600 Gräber bewässern.

Von Mario Kraus 26.07.2018, 01:01

Burg l 27 Arbeitsjahre hat Friedhofsgärtner Andrè Burmester aus Burg schon auf dem Buckel. „Was wir jetzt an Trockenheit erleben, ist für mich neu“, sagt der Fachmann. Seit Monaten haben sich sein und das Arbeitsgebiet seiner Mitarbeiter verändert. „Wir kommen eigentlich gar nicht mehr zur Grabpflege oder -gestaltung, sondern sind fast nur noch mit Bewässern beschäftigt.“

Mehr als 600 Gräber auf dem Ostfriedhof der Kreisstadt und im Altkreis Burg „müssen am Leben erhalten werden“, beschreibt Burmester. Eine Mammutaufgabe, die mitten in der Urlaubszeit weit über den normalen Arbeitstag hinaus geht.

Bis vor zwei Wochen war er selbst rund 16 Stunden pro Tag auf Achse – von Burg über Schartau bis nach Körbelitz oder Tryppehna. „Die Angehörigen erwarten natürlich, dass alle Gräber auch zu jeder Zeit in Ordnung sind“, sagt er. Aber zum Glück hätten die meisten auch Verständnis dafür, dass der ein oder andere Pflegeschnitt noch ein wenig warten kann.

„Außerdem sollte man bei diesen Temperaturen die Bodendecker nicht bearbeiten, sie würden ganz schnell verbrennen“, schränkt Burmester ein – und hat schon wieder den 80 Meter langen Wasserschlauch in der Hand, damit die Kriechmispel einer Familiengrabstätte das dringend erwartete Nass erhält. Etwa 200 Liter werden aus dem Tiefbrunnen gepumpt, damit die Pflanzen dieses Grabes auch in den nächsten Tagen kräftig grün bleiben.

Parallel kämpft der Gärtnermeister mit dem Zeitdruck. Auf dem Ostteil des rund 14 Hektar großen Friedhofes müssen noch rund 100 Grabstätten bewässert werden, bevor am Nachmittag einige Ortschaften an der Reihe sind. Ein paar Handgriffe und Burmester hat den Schlauch 200 Meter entfernt an einer anderen der insgesamt 14 Wasserentnahmestellen geschraubt. Schnell wird der Bottich gefüllt, damit sich das eiskalte Wasser langsam erwärmen kann.

Ein Rentner will ganz nebenbei wissen, ob viel Wasser auch viel helfe für die gebeutelten Pflanzen. Bei solchen Fragen nimmt sich Burmester gern eine halbe Minute Zeit, um fachkundig zu antworten. „Es ist allemal besser, zweimal in der Woche ordentlich zu gießen als jeden Tag ein bisschen. Denn nur so werden die Pflanzen gezwungen, auch tiefere Wurzeln zu bilden.“