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Homeschooling Lernplattform in Eigenregie aufgebaut

Für die Schule in Möser ist eine Instanz der Lernplattform Moodle aufgebaut worden. Schüler sollen jetzt in die Testung einbezogen werden.

Von Anke Reppin 26.01.2021, 07:00

Möser l Zur Art des Distanzunterrichtes der Sekundarschule Möser hatten die Volksstimme zahlreiche Elternbeschwerden erreicht. Ein Aspekt der Beschwerden: Digitale Angebote sind Mangelware, zumeist müssen Arbeitsblätter ausgedruckt und dann von den Schülern bearbeitet werden.

Die weitgehend analoge Arbeitsweise erstaunt Eltern auch vor dem Hintergrund, dass die Schule Partner im Netzwerk der so genannten Lindius-Schulen ist. „Schulen, die das Prädikat ,Lindius‘ erhalten, fungieren als regionale Zentren der Lehrerfortbildung, in denen neue Unterrichtskonzepte erarbeitet und erprobt werden“, schreibt der Landkreis Jerichower Land, Träger der Sekundarschule, im November 2020 in einer Pressemitteilung. Darin wird auch mitgeteilt, dass sich die Kreisverwaltung in Kooperation mit der Schule um eine Bundesförderung aus dem so genannten Digitalpakt Schule beworben, das umfangreiche Antragsverfahren durchlaufen und einen Zuwendungsbescheid erhalten habe.

Digitalpakt fördert technische Ausstattung

Mit dem Digitalpakt fördert der Bund die Ausstattung der Schulen in Deutschland. Die Sekundarschule Möser erhielt den Zuschlag für 140 000 Euro. Mit dem Geld solle die alte Servertechnik ersetzt und umfangreich erweitert werden. Auch in neue Hardware solle investiert werden. So sollen nach Auskunft des Trägers beispielsweise weitere interaktive Tafeln angeschafft werden und Laptops. Die Klassenräume würden mit einem speziellen Lehrerarbeitsplatz samt Dokumentenkamera ausgestattet. Auch der Zugang zu Online-Lernplattformen solle ausgebaut beziehungsweise ermöglicht werden, hieß es dazu vom Landkreis. Die Ausschreibung der Hardware sei für das erste Quartal 2021 geplant, kündigte Landkreis-Pressesprecherin Claudia Hopf-Koßmann jetzt an.

Das Qualitätsprädikat „Lindius – Leuchtturmschule“, so das Lehrerkollegium in einem offenen Brief, der auf der Homepage der Schule veröffentlicht ist, werde nicht an Schulen vergeben, die voll ausgestattet seien. Ganz im Gegenteil, es gehe darum, „Schulen zu unterstützen und zu begleiten, die sich auf den Weg in die digitale Unterrichtswelt begeben“.

Das bestätigt Stefan Thurmann, Sprecher des sachsen-anhaltischen Bildungsministeriums: „Das Prädikat geht nicht an Schulen, die schon digitale Leuchtturmprojekte sind, sondern begleitet eher auch den Weg von einer konventionellen Schule zum digitalen Arbeiten.“ Die ausgewählten Schulen sollen auf diese Weise zur „digitalen Musterschule“ werden.

Das zuständige Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) erklärt auf seiner Internetseite, 17 Schulen seien im Land Sachsen-Anhalt für das Lindius-Netzwerk ausgewählt worden. Sie seien regionale Anlaufstellen für den Einstieg in das Thema digitale Bildung. Es ginge dabei um das „Kennenlernen und Ausprobieren von digitalen Werkzeugen“, den „kollegialen Austausch mit anderen Lehrkräften“ und einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zu diesem neuen Aufgabenbereich der Schulen.

Die Initiative eine Lindius-Netzwerkschule zu werden, sei von der Schule selbst ausgegangen, betont die Pressesprecherin des Landkreises. An der Schule gebe es unter anderem auch bereits Pilotprojekte für die Nutzung der Online-Plattform „Sofatutor“ und des Minicomputers „Calliope“, der einen spielerischen Zugang zur digitalen Welt ermögliche.

„Im Vorfeld zur Umsetzung des DigitalPakt Schule und der Lindius-Netzwerkschule hat der Landkreis aus Eigenmitteln eine WLAN-Infrastruktur erworben, welche in der fünften Kalenderwoche 2021 in Betrieb genommen wird“, kündigt die Pressesprecherin an. Und: Um den Schulen in Trägerschaft des Landkreises die zurzeit maximal mögliche Bandbreite bieten zu können, habe die Kreisverwaltung im vergangenen November sämtliche Internetanschlüsse der Schulen prüfen und auf die derzeit maximal verfügbare Bandbreite erhöhen lassen. In der Sekundarschule Möser entspreche dies einer VDSL 100 000er-Leitung. Parallel hierzu liefen die Erkundungen für das Glasfaserprojekt des Landes Sachsen Anhalt, das bis 2023 alle Schulen in Sachsen-Anhalt mit einem gigabitfähigen Glasfaseranschluss ausstatten soll, so Hopf-Koßmann. In Möser sei diese Erkundung gemeinsam mit der Telekom bereits am 20. Januar dieses Jahres erfolgt.

Die Sekundarschule Möser arbeitet laut Brief des Lehrerkollegiums seit 2016 an ihrem Medien- und Digitalkonzept. Über den Zuschlag 2020 seien sie sehr froh gewesen, „auch wenn wir bis heute keine vollständige Technikausstattung seitens unseres Trägers bereitgestellt bekommen haben“, so die Lehrer. In Eigeninitiative hätten sie nun während der Weihnachtsferien, mit Hilfe der Unterstützung einer anderen Netzwerkschule, eine Moodle-Instanz aufgebaut. Zunächst seien dazu vier so genannte Netzwerkadministratoren geschult worden, sagt Stefan Thurmann. Am 8. Januar habe dann eine freiwillige Schulung stattgefunden, an der alle Lehrer teilgenommen hätten. „An der Schule ist eine hohe Bereitschaft da, sich zu engagieren“, betont der Pressesprecher des Bildungsministeriums mit Blick auf die Teilnahme des gesamten Kollegiums an dieser freiwilligen Fortbildung.

Bei Moodle handelt es sich um eine Software, eine digitale Lernplattform. In Sachsen-Anhalt wird diese über den Bildungsserver des Landes zur Verfügung gestellt. 132 Schulen arbeiten bereits damit. Über Moodle können Kursinhalte, Medien und verschiedene Werkzeuge für das Lernen zur Verfügung gestellt werden. Chats und Foren ermöglichen hierüber die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern.

Der Moodle-Zugang der Sekundarschule Möser liege nicht beim Land, so das Kollegium, „da wir dort noch nicht an der Reihe wären“. Der Moodle-Zugang in Eigenregie sei Anfang des Jahres in den Betrieb gegangen. Nachdem die Lehrer geschult worden seien, „wollen wir im nächsten Schritt einige Schüler in die Testung nehmen“, kündigt das Kollegium an. Eltern könnten über die Internetseite der Schule ihr Interesse an einem Zugang bekunden. Unter dem Link https://gts-moeser-moodle.boerde.de/ können Eltern und Schüler darüber hinaus einen Einblick in die Moodle-Instanz erhalten, die das (digitale) Lernen an der Sekundarschule künftig unterstützen soll.

Sekundarschullehrer Martin Zimmermann weist in einem öffentlichen Post der Schulzeitung „Moskito“ auch darauf hin, dass digitaler Distanz-Unterricht sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern bestimmte technische Voraussetzungen erfordere, die dienstlich und privat nicht in jeden Fall gegeben seien.

Hinterfragt: Art und Weise der Ansprache

Der Sprecher des Bildungsministeriums lobte den offenen Brief des Lehrerkollegiums der Sekundarschule unter dem Gesichtspunkt der Selbstreflektion. Der Brief zeige, dass hier durchaus hinterfragt werde, ob die Mittel und die Art der Ansprache beim Distanzunterricht richtig seien.

Sie würden sich „in Zeiten dieser besonders hohen Herausforderungen ein Mehr an Miteinander und gern Kritik in Kombination mit Lösungsvorschlägen“ wünschen, schreiben die Lehrer in ihrem Brief. Und bedanken sich „für die Vorschläge zur Verbesserung des Distanzunterrichts von Seiten der Elternschaft“.

Wichtige Komponente fehlt: Soziales Miteinander

Selbst wenn der digitale Unterricht überall „tip top“ funktionieren würde, sagt Stefan Thurmann, fehle beim Distanzunterricht immer eine wichtige Komponente: das soziale Miteinander. Wann es in Sachsen-Anhalt wieder Präsenzunterricht geben könne und wie es nach den Winterferien weitergehe, darüber müsse noch beraten werden.