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Idee Sichere Radwege durch den Wald?

Da es kaum straßenbegleitender Radwegum Burg herum gibt, fordern Kommunalpolitiker, Wald- oder Forstwege herzurichten.

Von Mario Kraus 23.07.2020, 01:01

Burg l Wenn der Reesener Ortsbügermeister Otto Voigt (SPD) auf das Thema Radwege zu sprechen kommt, ist sein Urteil glasklar: „Wir sind hier Entwicklungsland und müssen wenigstens mal in kleinen Schritten vorankommen.“ Dabei ist Voigt schon vor zwei Jahren ein Kunststück gelungen, um das ihn manch ein Dorfchef insgeheim beneiden dürfte: Auf einer Länge von 1500 Metern wurde ein landwirtschaftlich genutzter Weg mit Hilfe eines Energieunternehmens so befestigt, dass er zumindest befahrbar ist und die Reesener somit nach Gütter radeln können. Immer noch besser, als im Windschatten unzähliger tonnenschwerer Brummis auf der Bundesstraße 1, war seinerzeit die Devise. Und jetzt gebe es mittlerweile Signale, dass der mit Ziegelrecycling verdichtete Weg sogar eine Bitumenschicht erhalten könnte. „Wir führen dazu Gespräche mit der Landesstraßenbaubehörde“, sagt Voigt. Denn am Weg müsse unbedingt Hand angelegt werden, weil die spitzen Stein-Teilchen in den vergangenen Jahren für so manchen platten Fahrradschlauch sorgten und der Abschnitt deshalb sogar gemieden werde. Voigt und der Ortsrat hoffen, dass die Strecke dann tatsächlich eine fahrradfreundliche Deckschicht erhält. „Da mit einem Radweg entlang der B 1 einfach nicht zu rechnen ist, wären wir dann mit dieser Variante zufrieden“, sagt der Ortschef. „Aber es geht nicht nur ums uns.“

Voigt, zugleich Mitglied des Kreistages, fordert, vereinfachte Möglichkeiten zu schaffen, um den Radwegebau generell durch Feld und Flur zu beschleunigen. „Da es schon direkt neben den Straßen eine Ewigkeit dauert, sollten andere Streckenverläufe ausgelotet werden.“

Offene Ohren findet Voigt beispielsweise bei seinen Bürgermeisterkollegen. Auch Niegripps Dorfchef Karl-Heinz Summa hat schon viele Vorstöße für einen Radweg zwischen dem Elbeort und der Kreisstraße unternommen. Für ihn steht fest: „Neben der Landesstraße wird es noch lange dauern.“ Ortsrat Ulf Möbius (SPD) forderte auf einer Sitzung der Stadtratsfraktion Linke/SPD/BFE/Grüne/Dr. Wolffgang bei dem Thema „eine konzeptionelle Neuausrichtung“.

Dabei mangelt es nicht an Konzepten. Weder bei der Stadt noch beim Landkreis. 2010 hatte Burg bereits ein entsprechendes Papier verfasst. Dabei trat schnell Ernüchterung ein, weil sich alle Straßen, die zu den Ortschaften führen, in den Händen von Bund, Land oder Kreis befinden und diese drei als so genannte Baulastträger fungieren müssten. Fertiggestellt werden konnte lediglich der Abschnitt von Parchau nach Burg neben der Kreisstraße. Das Projekt dauerte vom ersten Federstrich bis zum Banddurchschneiden mehr als 15 Jahre.

Auch ein Ausbau über Feld- und Waldwege würde einen „großen Zeitraum“ in Anspruch nehmen, sagt Stadt-Pressesprecher Bernhard Ruth: „Die aktuelle Situation ist zweifellos unbefriedigend, aber ob solche Vorhaben schneller umgesetzt werden können als in straßenbegleitender Form, ist spekulativ, denn oftmals muss in solchen Fällen Einigkeit mit vielen Eigentümern erzielt werden, was lange dauern kann. Und auch der Bau muss Standards entsprechen.“

Das sieht auch das Verkehrsministerium in Magdeburg so: Zwar sei die Nutzung bereits vorhandener Wegestrukturen aus Gründen des Umweltschutzes und finanziellen Gesichtspunkten zu befürworten, allerdings seien Radwege für den Alltagsradverkehr jedoch mit Ansprüchen verbunden. „So sollten diese Radwege ganzjährig befahrbar, das heißt, auch wintertauglich und bei Nässe befahrbar sein und über möglichst ebene und befestigte Oberflächen verfügen. Auch ist der Radverkehr sehr umwegeempfindlich, so dass alternative Wegeführungen in der Regel höchstens 20 Prozent länger sein sollten als die direkte Wegeführung“, sagt Pressesprecher Peter Mennicke. Auch Fragen der Sicherheit müssten berücksichtigt werden. Förderfähig seien alternative Wege schon, sofern sie einen straßenbegleitenden Radweg ersetzen. Mennicke verweist deshalb auf Grundsätze des Bundes aus dem Jahr 2020. Demnach können zur Förderung des Radverkehrs unter bestimmten Voraussetzungen auch „andere Wege“ einen straßenbegleitenden Radweg ersetzen. Letztlich müsse aber jeder Einzelfall geprüft werden.

Unterstützung erfährt der Reesener Ortschef vom Burger Bauausschuss-Vorsitzenden Clemens Engel (CDU). Den Vorschlag von Alternativrouten hält er für eine „gute Lösung“. Möglicherweise sollte sich eine extra Arbeitsgruppe des Stadtrates damit beschäftigen und sich auch nicht scheuen, beim Land vorzusprechen. Das hat für dieses Jahr übrigens rund 4,5 Millionen Euro für den straßenbegleitenden Radwegebau eingesetzt.