Einweihung Im August ziehen erste Mieter in neues Mehrgenerationenhaus an der Kantorwiese in Biederitz ein
Das Mehrgenerationenhaus an der Biederitzer Kantorwiese ist jetzt offiziell eingeweiht worden. Ab August ziehen die ersten Mieter in das hochmoderne Haus ein.

Biederitz - Mit einem Gute-Laune-Lied begrüßten die Kinder der Kita „Rappelkiste“ die Gäste zur Einweihung des Mehrgenerationenhauses in der Breiten Straße. Die Mädchen und Jungen präsentierten auch „Wer will fleißige Handwerker sehen“. Und Handwerker sind auf der Baustelle zurzeit tatsächlich noch fleißig, um das Mehrgenerationenhaus fertigzustellen.
Seniorengerecht und klimaneutral
In Vertretung des Bauherrn Dirk Nowak, der aufgrund einer Erkrankung nicht dabei sein konnte, begrüßte Stefan Helmeke die rund 70 Gäste zur offiziellen Einweihung. Er stehe hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagte Helmeke. Ein weinendes Auge, weil Bauherr Dirk Nowak nicht persönlich anwesend sein könne, und ein lachendes Auge, weil das Projekt Mehrgenerationenhaus in die nächste Phase starte – die Vermietung habe begonnen, im August würden die ersten Mieter einziehen.
Hinter ihnen würden 1,5 Jahre Bauzeit liegen, erinnerte Helmeke. Mit dem Haus solle der Beweis angetreten werden, dass altersgerechtes Bauen auch mit CO2-Neutralität einhergehen könne. Solaranlagen auf den Dachflächen, ein Blockheizkraftwerk im Keller, ein Speicher – das Haus soll sich selbst mit Wärme und Strom versorgen können.
An der Breiten Straße 34 und 25 sind zwei Baukörper entstanden: ein Haus in L-Form, ein weiteres in Würfelform. Insgesamt handelte es sich um mehr als 1800 Quadratmeter Baufläche. Rund fünf Millionen Euro kostet der Bau des Energieeffizienzhauses.
27 barrierefreie, seniorengerechte Mietwohnungen
Entstanden sind 27 barrierefreie, seniorengerechte Mietwohnungen. Es handelt sich um Zwei- und Dreiraum-Wohnungen mit 56 bis 94 Quadratmetern. Noch sind einige der Wohnungen zu haben.
In der Tiefgarage mit 19 Stellplätzen soll ein Elektro-Auto stehen, das die künftigen Bewohner über ein Carsharing nutzen können, sagte Stefan Helmeke zur Einweihung auch. Leider sei es nichts mit der Einrichtung einer Begegnungsstätte oder eines Cafés geworden, da sich bisher kein Interessent dafür gefunden habe. Stattdessen will der Bauherr nun im Erdgeschoss ein Großraumbüro zur Vermietung anbieten, ein Coworking Space. Das heißt, hier können sich verschiedene Selbstständige ein Büro teilen.
2014 hatte Dirk Nowak das Grundstück erworben. 2019 begann der Bau des Mehrgenerationenhauses. Immer wieder hatte es aufgrund unterschiedlicher Umstände Verzögerungen gegeben. Zuletzt, weil sich das Grundstück nach einer ersten Begutachtung durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie zu einem „Hotspot der Menschheitsgeschichte“ entwickelt hatte, wie Nowak beim Richtfest erklärt hatte. Ursprünglich waren hier nur die Reste des alten Kinos und eine Menge Bauschutt vermutet worden. Doch dann gruben die Archäologen eine Befestigungsanlage aus dem achten Jahrhundert aus. Zwei Wälle mit jeweils vorgelagertem Graben identifizierten sie als Grenzkastell aus der Karolingerzeit. Genauer gesagt als eines von zwei Militärkastellen, die Karl der Große auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt errichten ließ. Von einem „kleinen Sensationsfund“ sprachen die Archäologen im Oktober 2019.
Verzögerungen aufgrund eines „Sensationsfundes“
„Wir stehen auf historischem Boden“, sagte Hauptinvestor Lutz Tillmann daher bei der Einweihungsfeier. Er dankte allen, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben – vom Architekten über die Fachfirmen, aber auch der Politik und den Archäologen.
Tillmann scherzte, beim nächsten Bauprojekt würden sie darauf hoffen, das zweite von Karls Kastellen zu finden.
Dankbar für die Geduld während der Bauphase
Der Biederitzer Gemeindebürgermeister Kay Gericke (SPD) erinnerte daran, dass Ortschaftsrat und Gemeinderat mit ihren Beschlüssen die Grundlagen für das Projekt gelegt hätten. Er dankte auch den Anwohnern an der Großbaustelle für ihre Geduld während der Bauphase.
Biederitz Ortsbürgermeister Carsten Schneider dankte dem Bauherrn und erklärte, er sei froh, dass hier jetzt seniorengerechtes Wohnen möglich sei.


