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Ökolandbau In Zeppernick wachsen Zuckerrüben und Zwiebeln unter Folie

Es ist ein Versuch der Landwirte Frederik und Melanie Almeling: Sie wollen mit Folie verhindern, dass Unkraut wächst. Und durch die Wärme - wie beim Spargel - früher geenrtet werden kann.

Von Stephen Zechendorf 10.05.2021, 12:00
Melanie Almeling zeigt einen der jungen Zuckerrübentriebe, die durch  Löcher in der Folie treiben: "Die Folie besteht aus Kartoffelstärke und verrottet."
Melanie Almeling zeigt einen der jungen Zuckerrübentriebe, die durch Löcher in der Folie treiben: "Die Folie besteht aus Kartoffelstärke und verrottet." Fotos: Stephen Zechendorf

Zeppernick

Folien auf dem Acker - so etwas kennt man dieser Tage von den Spargelfeldern. Doch auf einer Versuchsfläche zwischen Zeppernick und Loburg fehlen irgendwie die typischen Hügel unter den hier ebenfalls aufgezogenen Folienbahnen.

Die Antwort liefern Landwirt Frederik Almeling und seine Frau Melanie: „Unter der Folie wachsen keine Spargelstangen, sondern Zuckerrüben und Speisezwiebeln.“

Maschine stanzt die Löcher und versenkt die Saat

Es ist der Versuch, diese Feldfrüchte unter Folie anzubauen und dadurch auf den Einsatz von Chemie verzichten zu können.

Denn unter der etwa einen Meter breiten und an die 1000 Meter langen schwarzen Folie wächst kein Unkraut. Es fällt schließlich kein Licht auf dieses Fleckchen Erde. Nur durch ein kleines Loch, welches beim Aufspannen der Folie maschinell in die Folie gestochen wird, kann Licht auf den Erdboden fallen. Etwa alle 25 Zentimeter stanzt die Maschine solch ein Loch in die Folie und versenkt sogleich ein Samenkorn in der Erde. Das für die Pflanze ebenso lebensnotwendige Regenwasser findet seinen Weg neben den Folien in das Erdreich. Das sollte reichen, um dem Keim Lebenskraft zu geben, sagt Landwirt Frederik Almeling.

Auf etwa einem Viertelhektar erstrecken sich die zehn Folienbahnen auf etwa 1000 Metern.

Es ist ein erster Versuch, den die Eheleute Almeling hier wagen. „Ziel ist es, von der konventionellen Landwirtschaft etwas Abstand zu gewinnen“, sagt Frederik Almeling. Unter dem Namen „FreMeJo Öko GbR“, einer Tochtergesellschaft der Almeling Landwirtschaft, werden seit dem Jahr 2011 Produkte nach ökologischen Richtlinien angebaut. Die Silben des Firmennamens stehen für die ersten Silben der Vornamen der Familienmitglieder. Neben Getreide werden auch Gewürze wie Kümmel und Fenchel angebaut.

Rezepte für „Inka-Reis“ gleich mitgeliefert

In 250-Gramm-Beuteln wird seit vergangenem Jahr auch Quinoa angeboten. Die senfkorngroßen Samen stammen ursprünglich aus der Region der Anden in Südamerika und werden auch Inka-Reis genannt. Auf einem Informationsflyer liefern die Almelings die Rezepte für „Bunten Quinoa-Salat“ und „Quinoa-Bratlinge“ gleich mit.

Man wolle sich mit dem Engagement im Gewürzbereich breiter aufstellen, sagt Frederik Almeling, dessen Familie eigenen Angaben nach schon seit dem 16. Jahrhundert in der Landwirtschaft tätig ist. Im konventionellen Bereich werden bei der Almeling Landwirtschaft vor allem Getreide, Mais und Raps angebaut.

Mit dem Augenmerk auf Schwarzkümmel & Co. wachsen inzwischen auch Früchte auf den Äckern im Jerichower Land, die üblicherweise aus Ägypten und anderen fernen Ländern nach Deutschland importiert werden. Im zurückliegenden Jahr hat man sich an Mohn, Koriander, Fenchel, Schwarzkümmel und anderen Früchten versucht.

Keimung wegen der Wärme zehn Tage früher

„Es macht Spaß, auch mal etwas Neues auszuprobieren“, sagt Frederik Almeling. Bei allem Spaß lässt sich der Landwirt diese Versuche aber auch etwas kosten. Viel Geld hat die „FreMeJo Öko GbR“ in die erforderliche Technik investiert. Spezielle Trockenvorrichtungen zum Beispiel mussten angeschafft werden.

Die Idee mit den Folien auf den Feldern ist erst in diesem Jahr in die Realität umgesetzt worden. Unter jeweils vier langen Doppelreihen sollen die Zuckerrüben und Salatzwiebeln heranwachsen. „Der Vorteil der schwarzen Folie ist die Wärme darunter. Zehn Tage eher keimt die Saat unter der Folie. Man kann die Saat früher in die Erde bringen. Nichts anderes passiert beim Spargelanbau.

Wie aber verträgt sich der Öko-Gedanke mit dem Einsatz von Folien auf dem Acker? „Die Folie besteht zu 100 Prozent aus Kartoffelstärke, ist abbaubar und für den Ökoanbau zugelassen“, erklärt Frederik Almeling. Dennoch werde man versuchen, mit der Ernte auch die Folie vom Acker zu holen.

Daneben recken junge Senfsaaten ihre ersten Blättchen in das Sonnenlicht. Ein Stück weiter wiegt sich Fenchel duftend im Wind. Auch hier geht es rein ökologisch zu, Unkrautbekämpfung erfolgt rein mechanisch. Auf dieser Fläche werden im ökologischen Landbau Fenchel, Senf, Roggen, Mais und nun eben auch Zwiebeln und Zuckerrüben angebaut. Das alles bedeutet mehr Handarbeit und somit einen deutlich höheren Personalaufwand und auch höhere Kosten für den Endverbraucher als bei der konventionellen Landwirtschaft. Die „FreMeJo Öko GbR“ sucht daher auf dem Wege der Direktvermarktung den Kontakt zu Bio-Läden und Reformhäusern in der Region, wo die Kunden bereit sind, für Öko-Produkte, etwas mehr Geld auszugeben.