Last-Minute-Antrag wirft lang ausgetüfteltes Konzept der Verwaltung über den Haufen Ja zu Erhalt der Grundschule Wörmlitz, aber es muss auch ohne Wallwitz gehen
Der Stadtrat Möckern hat einstimmig die Änderung der Grundschuleinzugsbereiche der Einheitsgemeinde beschlossen, jedoch mit einer deutlichen Änderung: Wallwitzer Kinder werden nun doch nicht, wie im Beschluss vorgesehen, in Wörmlitz beschult, sondern besuchen weiterhin die Grundschule Möckern.
Möckern l Über Monate hinweg hatte die Verwaltung an Lösungen für den Standorterhalt der Wörmlitzer Schule gearbeitet. Wegen der demografischen Entwicklung galt die Heinrich-Heine-Grundschule als bestandsgefährdet, zumal die Nachbargemeinden Biederitz und Gommern sich entschlossen (oder im Falle von Gommern wohl zeitnah beschließen), ihre Kinder künftig in eigenen Schulen zu unterrichten, statt sie wie bisher nach Wörmlitz zu lassen.
Daher - so die Idee im Rathaus - sollten ab dem Schuljahr 2012/13 die Kinder aus Stegelitz, Tryppehna, Zeddenick und Wallwitz in Wörmlitz eingeschult werden, damit die Klasse voll werde.
Dazu hatte es in den Ortschaftsräten intensive Beratungen und Empfehlungen gegeben. In Möckern, Wörmlitz, Stegelitz und Tryppehna nahm man den Plan zur Kenntnis, in Zeddenick wurde angemerkt, dass die Eltern im Ort je zur Hälfte eine Beschulung in Möckern oder Wörmlitz bevorzugen würden. Nur in Wallwitz gab es im Rahmen des Anhörungszeitplanes keinen Beschluss. Im nachfolgenden Kulturausschuss gab es sieben Ja-Stimmen und eine Enthaltung. Erst danach kam aus Wallwitz eine einstimmige Ablehnung zur Änderung der Schuleinzugsbereiche. Dies wurde im Kulturausschuss nicht berücksichtigt und auch nachher im Hauptausschuss nicht thematisiert. Thema wurde es erst wieder am Donnerstag im Stadtrat.
Und auf einmal muss es ohne die Wallwitzer Kinder gehen. Für eine diesbezügliche Änderung war lediglich eine kurze Wortmeldung von Detlef Szepanzek notwendig. Szepanzek sitzt für die CDU im Stadtrat, ist stellvertretender Ortsbürgermeister in Wallwitz und Mitglied im Kulturausschuss, welcher sich mit der Thematik lange zuvor beschäftigt hatte.
Detlef Szepanzek stellte in der Stadtratssitzung zu Beginn des betreffenden Tagesordnungspunktes den Antrag, dass die Wallwitzer Kinder nicht nach Wörmlitz müssen. Die CDU-Fraktion hob daraufhin nahezu geschlossen zustimmend die Hand, so dass es zwölf Ja-Stimmen für den Antrag gab. Aus den übrigen Reihen der Ratsleute gab es elf Enthaltungen, was zu einem Erfolg des Antrages führte. Nur fünf Stadträte sprachen sich gegen den Änderungsvorschlag aus.
Dass es auch ohne Wallwitzer Zutun klappen muss, soll nach Aussagen von Stadtbürgermeister Frank von Holly vorerst keine negativen Auswirkungen auf den derzeitigen Bestand der Wörmlitzer Schule haben. Das allerdings erfuhren die anwesenden Bürger in der Ratssitzung auch erst, nachdem eine Bürgerin in der Einwohnerfragestunde nachhakte, was denn der erfüllte Wallwitzer Sonderwunsch nun zu bedeuten habe. Aus den Reihen der Fraktionen gab es zum Zeitpunkt der Beschlussfassung offenbar keinen Anlass, eine solche Frage zu stellen.
Sorge um die Zukunft der Wörmlitzer Grundschule
Befürworter des Schulstandortes Wörmlitz verfolgen die neu eingeschlagene Richtung mit Sorge. Es sei ja nicht auszuschließen, dass es Eltern aus den verbleibenden Orten Tryppehna, Stegelitz und Zeddenick gebe, die per Ausnahmeantrag ebenfalls durchbekommen, dass ihre Kinder eine andere Schule besuchen, anstatt Wörmlitz. All das sorge dafür, dass der Bestand der Wörmlitzer Schule gefährdet bleibe. Hinzu kommen Aussagen der Landesregierung, nach denen die Mindest-Schülerzahlen für kleine Grundschulen angehoben werden sollen. Schon im laufenden Schuljahr wurde für Wörmlitz eine Ausnahmegenehmigung beantragt, weil es so aussah, als werde die Mindestzahl für die erste Klasse nicht erreicht.
Entsprechend des nun gefassten Beschlusses soll eine Kreuzung an der Bundesstraße 246 bei Stegelitz für 80 000 Euro ausgebaut werden. Hier soll künftig ein Schulbus über einen ländlichen Weg nach Wörmlitz rollen. So soll verhindert werden, dass Kinder aus Stegelitz und Tryppehna an der Grundschule Möckern vorbei nach Wörmlitz fahren. Zu den Ausbaukosten kommen jährlich 4200 Euro für den Winterdienst auf diesem Weg. An der B 246 soll die Höchstgeschwindigkeit im Kreuzungsbereich auf 70 und 50 Stundenkilometer heruntergesetzt werden. Woher die 80 000 Euro kommen sollen, wurde bislang noch nicht gesagt.
Für die Kinder aus Wallwitz hatte es keine Überlegungen zu einer verkürzten Schulbusregelung gegeben, merkte Frank von Holly an. Es sei nicht ausszuschließen, dass die Kinder aus Wallwitz über Möckern nach Wörmlitz hätten fahren müssen.
Im Beschluss zur Änderung der Enzugsbereiche wurde auch festgelegt, dass Kinder aus Friedensau künftig der Grundschule Grabow zugewiesen werden.