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Jäger wollen Anreize Schweinepest wird zum Zankapfel

Die Afrikanische Schweinepest ist im Anmarsch auf das Jerichower Land. Jäger sollen Wildschweine deswegen intensiv bejagen.

Von Juliane Just 26.01.2018, 00:01

Burg/Genthin l Der Schwarzwildbestand soll um bis zu 70 Prozent reudziert werden. Doch den Jägern sind teils die Hände gebunden – und es fehlen Anreize.

Als „utopisch“ bezeichnet Richard Friedrich diese Zahl. Der Vorsitzende der Genthiner Jägerschaft spricht sich für eine intensive Bejagung der Tiere aus, aber nicht für einen Abschuss in dieser Größenordnung. „Wenn wir 50 Prozent schaffen, wären wir schon zufrieden,“ sagt er. Die intensive Bejagung kostet die Jäger auch mehr Arbeitszeit sowie Aufwand.

Bisher lähmt die Debatte um die Schweinepest die Jägerschaft. „Es müssen gezielte, sinnvolle Regelungen von Seiten der Politik eingeführt werden“, fordert Richard Friedrich. Von den Jägern werde gefordert, die Wildschweinbestände schnellstmöglich zu reduzieren, aber die Rahmenbedingungen der Jägerschaft bleiben gleich – es fehlen Anreize.

Schweinezüchter im Jerichower Land haben zwar Vorsorge gegen die Afrikanische Schweinepest getroffen, doch sie reicht nicht aus. Jägern wird durch den „Finanzfonds zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest“ die notwendige Trichinenuntersuchung nach dem Töten eines Wildschweins ersetzt. Die Untersuchung auf Fadenwürmer ist nötig, bevor das Fleisch zum Verkauf freigegeben wird. „Damit wird ein erhöhter Abschuss durchaus unterstützt, aber kanpp 14 Euro sind kein besonders großer Anreiz“, sagt Richard Friedrich. Dabei müssen die Jäger mit höheren Kosten, unter anderem für Munition, durch die intensivere Bejagung rechnen.

Dabei machen andere Bundesländer es vor. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bereits eine Abschussprämie für Wildschweine: Pro erlegtem Tier sollen 25 Euro ausgezahlt werden. Zwei Millionen Euro stellt das Bundesland dafür zur Verfügung. In Bayern werden 1,5 Millionen Euro berappt.

Drei Bundesländer greifen außerdem in die Jagdverordnung ein: In Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Brandenburg dürfen die Tiere mit der Taschenlampe angeleuchtet werden – für einen sicheren Schuss. Das war bislang streng verboten. „Effektiver wären moderne Varianten wie Nachtsichtgeräte“, so Richard Friedrich. Doch auch diese sind laut dem Jagdrecht in Sachsen-Anhalt verboten.

Der Wildschweinbestand ist im Jerichower Land in den vergangenen Jahren immens gewachsen. Wie der Landesforstbetrieb mitteilte, schlugen 2013/2014 insgesamt 3500 Wildschweine zu Buche, 2016 waren es bereits 6000. Doch um den Wildschweinbestand zu reduzieren, müssen laut Richard Friedrichs auch Landwirte helfen.

„Das massive Wachsen der Wildschweinbestände kommt durch großflächige Anbauflächen wie Mais zustande“, sagt der Jäger. „Die Tiere verstecken sich dort von April bis Oktober und sind für uns nicht sichtbar.“ Deshalb wären Bejagungsschneisen notwendig, doch die Bauern fürchten um ihre Fördermittel. Roden sie einen Teil ihrer Felder, bewirtschaften sie auch weniger Fläche. Das könnte zu Einbußen führen.

Die vorbeugenden Maßnahmen gegen das Herannahen der Schweinepest können jedoch nur helfen, wenn die Hygiene Priorität hat. „Das größte Problem bei der Verbreitung der Seuche ist und bleibt der Mensch“, sagt Friedrich. Durch weggeworfene, kontaminierte Essensreste könne der Erreger innerhalb weniger Stunden mehrere hundert Kilometer zurücklegen – schneller als Wildschweine laufen können.

Die Afrikanische Schweinepest wurde im November unweit von Warschau bei Wildschweinen nachgewiesen. Auch in Tschechien ist die Seuche bereits aufgetreten, nachdem sie vor zehn Jahren auf dem europäischen Kontinent in Georgien ausgebrochen war. Im Jerichower Land sind rund 190.000 Schweine in Betrieben gefährdet. Die Viruserkrankung betrifft ausschließlich Schweine. Für Menschen und andere Tiere ist sie nicht gefährlich.